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Das war ein unvergessliches Erlebnis

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  • Sa, 06. Juli 2013
    Schreibwettbewerb

Von Rebecca Michelotti, Klasse 4 b, Weihermattenschule Bad Säckingen.

  | Foto: Bild honorarfrei
Foto: Bild honorarfrei
"Hast du deine Hausaufgaben gemacht?", fragte mich meine Mutter am Strand, als ich aus dem Wasser kam. Wenn ich mich nicht verzählt hatte, war das das eintausendste Mal, dass sie diese Frage stellte. "Jaaaah", brummte ich und legte mich neben sie in einen Liegestuhl.

In den Ferien durfte man nicht an die Schule denken. Hatte meine Mutter das denn noch nicht begriffen? Sie arbeitete an meiner zukünftigen Schule und ich hoffte, ich würde sie nicht als Lehrerin bekommen. Das wäre wirklich schrecklich. Ihr war die Schule ziemlich wichtig, das war manchmal nervig, aber etwas dagegen tun konnte ich nicht.

Jetzt möchte ich erklären, wer ich bin. Ich heiße Lena, bin elf Jahre alt und mache gerade in England Urlaub. Unsere Pension liegt direkt am Meer, dort finde ich es sehr schön. Ich bin nicht außergewöhnlich. Manchmal ist das langweilig, finde ich. Trotzdem habe ich etwas Außergewöhnliches erlebt, was alles andere als langweilig war: Eines Abends, als ich in der Pension nicht einschlafen konnte, wollte ich am Meer spazieren gehen. Ich schnappte mir meine neue Kamera, denn ich wollte noch ein paar Fotos von dem Sonnenuntergang und dem Meer machen. Ich schlich mich nach draußen.

Plötzlich hörte ich ein Jaulen. Es klang geheimnisvoll und irgendwie magisch. Eigentlich war es eher ein Gesang. Er war nicht hoch und hörte sich wunderschön an. Eine leise Ahnung in meinem Kopf sagte mir: Das ist der Gesang eines Wales, und wie auf Kommando sprang ein großes Lebewesen aus dem Meer, tauchte aber gleich wieder ein. Ich erschrak und dachte an ein Buch über Wale, das ich einmal gelesen hatte. Lebensgefährlich für Wale ist es, wenn sie sich an einem Ufer verirren. Dort gibt es zu wenig Wasser für sie und sie können im Sand stecken bleiben.

Schnell rannte ich in die Pension zurück und klopfte bei "Privat". Ich hatte Glück. Der Ehemann der Frau, die die Pension leitete, öffnete mir. Er arbeitete als Segellehrer und war außerdem in einem Tierschutzverein. Sicher würde er mir helfen, und außerdem sprach er auch Deutsch. In der kürzesten Kurzfassung erzählte ich, was passiert war. Er stellte keine dummen Fragen, sondern rief seine Tierschutzverein-Kollegen an, ging nach draußen und machte schon mal die Boote bereit.

In der Zwischenzeit kamen die Kollegen angerannt und setzten sich in die Boote. Gemeinsam trieben sie den Wal in Richtung Horizont. Aus der Ferne hatte ich alles beobachtet und ein Foto nach dem anderen geschossen. Als ich die Erwachsenen mit dem Wal nicht mehr sehen konnte, legte ich mich in den Sand und schlief ein.

Am nächsten Morgen erwachte ich von einem Schmetterling, der meine Blumenhaarspange wahrscheinlich für eine echte Blume gehalten und sich dort niedergelassen hatte. Außerdem war mir kalt. So lief ich in die Pension zurück. Dort erwarteten mich schon meine Eltern, meine große Schwester und der Tierschützer. Meine Mutter wollte gerade Luft holen, um etwas von "viel zu gefährlich bei dem starken Wind" zu faseln. Bei dieser Vermutung musste ich innerlich lachen. So leicht wie eine Feder war ich ja nun auch wieder nicht, dass der Wind mich einfach wegfliegen lassen konnte.

Stattdessen sagte der Tierschützer: "Ich finde es wirklich toll von dir, Lena, dass du dem Wal das Leben gerettet hast. Im Sand, nahe am Ufer, hätte er steckenbleiben und somit auch sterben können." Mit jedem Wort, das er sagte, hatte ich das Gefühl, ein Stück zu wachsen.

Tja, seitdem gehöre ich nicht mehr zu Langweilern, die ihre Erlebnisse nur in der Glotze angeschaut und nie selbst welche erlebt haben. Manchmal verändern sich Dinge eben schneller, als man denkt. Das war also meine Geschichte und das Beste ist, ich bin jetzt wirklich mit den Hausaufgaben fertig.

Ressort: Schreibwettbewerb

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 06. Juli 2013: PDF-Version herunterladen

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