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Zischup-Interview

"Das war schön"

  • Rania Matuk, Klasse 8b, Kreisgymnasium & Bad Krozingen

  • Di, 30. Mai 2017, 00:00 Uhr
    Schülertexte

Ali Maatouk kam mit acht Jahren nach Deutschland. In kurzer Zeit wurde er zu dem besten Schüler seiner Klasse. Rania Matuk, Schülerin der Klasse 8b des Kreisgymnasiums Bad Krozingen, wollte von ihm wissen, wie das geht.

Zischup: Wie hast du dich gefühlt, als du in einem fremden Land, in eine neue Schule und Klasse gekommen bist?
Maatouk: Es war alles so fremd, aber das Gute war, dass ich in eine Klasse gekommen bin, wo alle Ausländer waren. Wir haben dann zusammen Deutsch gelernt. Ich kann mich sogar noch an meine ersten Worte erinnern, an Ja und Nein.
Zischup: Wie und was war die Schule für dich?
Maatouk: Anfangs habe ich es nicht ernst genommen, dann ist an einem Tag meine Lehrerin zu uns nach Hause gekommen und hat sich bei meinem Vater beschwert, dass ich nicht aufpasse im Unterricht und mich nicht anstrenge. Mein Vater meinte daraufhin zu mir, dass wir in einem fremden Land sind und dass die Leute hier versuchen, uns zu helfen und zu bilden, und ich solle das ausnutzen. Danach habe ich mich immer angestrengt und mich nur auf die Schule konzentriert. Wenn ich ehrlich bin, hat es Spaß gemacht, gut zu sein und nicht immer nur von den Eltern, sondern auch mal von den Lehrern gelobt zu werden. Auch meine Mitschüler haben mich dafür respektiert und gedacht, der Typ hat was drauf. Ich wurde immer besser, ich wurde auch immer als Klassensprecher gewählt und später dann auch als Schulsprecher, wo es dann auch immer Versammlungen von der UNESCO gab, in der sich alle Schülersprecher in einer Herberge trafen und dort eine Woche gemeinsam verbrachten und zusammen Projekte gemacht haben. Eines unserer Projekte hieß Heal the World, da haben wir über Umweltverschmutzung geredet.


Zischup:
Was war es für ein Gefühl, der beste Schüler zu sein?
Maatouk:Zuerst wusste ich nicht, dass ich der beste Schüler meiner Schule war, das habe ich erst später erfahren, aber es war ein schönes Gefühl. Das Schöne war, dass Lehrer, die mich nicht im Unterricht hatten, überrascht von mir waren, weil sie immer gedacht haben, dass ich chaotisch wäre, weil ich meisten nur mit Arabern und Türken abhing. Am meisten waren die Lehrer von mir überrascht, wenn wir Arbeiten geschrieben haben, denn ich war immer schon, bevor die Zeit um war, fertig und habe danach noch selber Fragen aufgeschrieben und beantwortet, die die Lehrerin auch hätte abfragen können.

Zischup: Wie war dein Abschluss, hast du irgendetwas Besonderes bekommen für deine Leistungen?
Maatouk: Also es lief so ab, ich kam bei der Zeugnisübergabe ein bisschen zu spät, weil wir eine Nacht davor noch unser Abschlussfest hatten. Es wurden gerade die besonderen Zeugnisse ausgeteilt. Als der Direktor fertig war damit und mein Name nicht gefallen ist, habe ich meine Lehrerin mit einer Geste gefragt, was das soll, worauf sie nur mit einer Hör-zu-Geste geantwortet hat. Der Direktor fing wieder an zu sprechen und sagte: Jetzt kommen wir zu einem Sonderfall, den es in unserer Schulgeschichte so noch nie gab. Wir haben einen Schüler, der so gut ist, dass der Schulsenat ihm die Genehmigung gibt, von einer Hauptschule direkt auf eine Fachhochschule zu wechseln, um dort direkt sein Fachabitur zu absolvieren. Ich ging hinauf, um mein Zeugnis abzuholen und jeder hat für mich geklatscht. Das war schön.

Zischup: Hast du dieses Angebot genutzt?
Maatouk: Ja, ich habe es genutzt, aber musste mitten in den Prüfungen abbrechen, weil wir von Berlin nach Freiburg umgezogen sind, wegen dem Geschäft von meinem Vater, und ich habe es danach
auch nie zu Ende gebracht.
Zischup: Findest du es schade, dass du abgebrochen hast?
Maatouk: Ich würde es natürlich anders machen. Ich hatte aber auch nicht die Möglichkeit. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, dass ich alleine dort hätte bleiben können, aber das wollte ich nicht.

Ressort: Schülertexte

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