Mit Diktiergerät in die Eishalle
Fabian Kirn liebt Eishockey: Der blinde Siebenjährige verpasst selten ein EHC-Heimspiel und ist riesiger Fan von Stürmer Jakub Wiecki.
Angefangen hat alles mit einem Puck. Nach einem Sieg des EHC Freiburg hat ihn Stürmer Jakub Wiecki in der Franz-Siegel-Eishalle an der Bande verschenkt – an Fabian Kirn aus Kappel-Grafenhausen. Weder den Puck noch Jakub Wiecki konnte der Siebenjährige sehen: Fabian ist seit seiner Geburt blind. Mittlerweile sind die beiden ziemlich beste Freunde. Fabian ist fast bei jedem Heimspiel. Am liebsten mag er, wenn Wiecki Tore schießt. Denn dann kommt Fabians Diktiergerät zum Einsatz.
Fabian hört Eishockey. Schon als Baby kam er ohne Augen zur Welt. Heute trägt er Augenprothesen und Schutzbrille, sehen kann er aber nichts. Doch er weiß, wie viele Stufen in der Eishalle zu seinem Stammplatz führen. Und er hört, wie der Puck an den Schläger puckt und die Kufen über das Eis kratzen.
In der 19. Minute kommt endlich das Diktiergerät zum Einsatz: Tor für den EHC! "Mama, nimm’s auf", ruft Fabian aufgeregt. Immer wieder hört er sich das Zuhause in Kappel-Grafenhausen an, und auch wochentags im Internat der Blindenschule in Ilvesheim bei Mannheim. Leider ist heute nicht Jakub Wiecki der Torschütze. Der 25-Jährige spielt nicht gegen Wieden, er hat Knieprobleme. "Schade", findet Fabian. Doch er wird Jakub nach dem Spiel hinter der Halle treffen. Denn er hat eine Überraschung für ihn.
Sein jüngerer Bruder Dominik darf sie tragen. Gemeinsam mit Fabian und den Eltern Kerstin und Günter Kirn stiefelt er nach dem Spiel zum Hintereingang. Dort hin kommt auch der EHC-Stürmer Jakub Wiecki. Sofort nimmt er Fabian auf den Arm. "Alles Gute zum Geburtstag, Jakub", flüstert der ihm zu. "Du bist ja süß", sagt Wiecki. Als Fabian dann auch noch nachträglich ein Lied für ihn singt, ist der Eishockeyspieler gerührt: "Da kommen mir ja fast die Tränen." Dann packt er sein Geschenk aus: Es ist ein Foto von Fabian und dem Sportler. Drumherum hat Fabian alles bunt bemalt, mit Strukturfarbe, die er fühlen kann. Und er hat in der Schule mit einer speziellen Schreibmaschine eine Karte geschrieben – in Brailleschrift.
Wie ihre Freundschaft entstanden ist? "Mit dem Puck", sagt Jakub Wiecki. Beim nächsten Spiel hätten sie sich dann über die Bande hinweg unterhalten, einen Sieg später habe er Fabian zur Ehrenrunde mit aufs Eis genommen. Anfangs hat Fabian ihn berührt, im Gesicht, an den Ohren. Heute erkennt er ihn sofort – vor allem an den Schulterklappen seiner Jacke. Vor kurzem hatte Wiecki eine andere Jacke an, Fabian hat’s gespürt: "Bist du das?", fragte er. Wie für ihn ein Eishockeyspiel ist, das kann sich Jakub Wiecki nicht richtig vorstellen. Fabian ist sein größter Fan und sein Kritiker: "Nächstes Mal spielst du aber wieder", sagt Fabian. "Ich versuch’s", verspricht Wiecki. Und, dass er Fabian nach einem Sieg wieder mit aufs Eis nehmen wird.
Allerdings nicht am heutigen Mittwoch beim ersten Play-off-Heimspiel der Wölfe. Fabian kann leider nicht kommen, er ist im Internat. Aber am Sonntag wird er dabei sein. Und in den Fasnachtsferien wollen sich die beiden treffen – zum Schlittschuhlaufen. "Du und ich", sagt Jakub Wiecki. "Dann spielen wir Eishockey", antwortet Fabian, "Schlittschuhlaufen kann ich ja schon."
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