Seit Jahrhunderten erkranken Mitglieder einer Großfamilie früh an Alzheimer – ihr Unglück wird für die Wissenschaft zur Chance.
In wenigen Jahren wird Marlene Arteagas* ihren Mann pflegen, als ob er ein kleines Kind wäre: windeln, füttern, waschen, anziehen. Schon jetzt hat er Angst im Dunkeln, vergisst, dass er selbst zwei Kinder hat, vergisst, wo er wohnt und wer er ist. Marlene Arteagas weiß, wie es bald sein wird, sie kennt das von seinen Eltern und Geschwistern. Denn dass ihr Mann Nelson in ungewöhnlich jungen Jahren Alzheimer bekommen würde, stand seit Jahrhunderten in den Genen seiner Familie geschrieben.
Im Nordwesten Kolumbiens, in abgelegenen Andendörfern, lebt die weltweit größte Familie mit erblichem Alzheimer. Rund 5000 Menschen, schätzen Wissenschaftler, gehören zu der verzweigten Verwandtschaft, etwa die Hälfte von ihnen trägt eine genetische Mutation. Sie wurde nach ihnen benannt, den Bewohnern der Provinz Antioquias, den Nachfahren ...