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Alzheimer

Die Erinnerung bleibt

  • Tim Rein, Klasse 8, 9a, Wilhelm-August-Lay-Schule & Bötzingen

  • Di, 06. Mai 2014, 10:17 Uhr
    Schülertexte

Zischup-Reporter Tim Rein berichtet über seinen Opa, der an Alzheimer leidet.

Mit der Adresse am Schlüsselbund hat d... Chance, wieder nach Hause zu finden.   | Foto: DPA
Mit der Adresse am Schlüsselbund hat der Alzheimer-Patient eine Chance, wieder nach Hause zu finden. Foto: DPA
Der alte Mann sitzt in seinem Lehnstuhl. Er ist angespannt und will aufstehen. Er hat aber keinen Erfolg dabei. Wohin er will, weiß er nicht und auch nicht, wo er gerade ist. Sein Orientierungssinn hat schon lange nachgelassen. Er ist in einem fortgeschrittenen Stadium der Demenzerkrankung angekommen: Dieser Mann ist mein Opa. Mein Opa hat Alzheimer.

Früher ist mein Opa noch Auto gefahren und nahm mich oft mit zum Angeln. Er fuhr mich zum Fußballtraining. Er hat mir gezeigt, wie man Reben schneidet und dann im Herbst aus den Trauben Saft macht. Vor ungefähr sechs oder sieben Jahren wurde er ein ganz anderer Mensch. Der Umgang mit dem Besteck fiel ihm schwer, und er verbrannte sich oft den Mund beim Essen. Er wurde vergesslich. Worte verloren ihre Bedeutung und Aufforderungen wurden nicht mehr verstanden. Die Ärzte sprechen von einem "typischen Muster", von "geistigen Leistungseinschränkungen" und "Verhaltensänderungen". Im Gehirn von Alzheimerpatienten sind Eiweißablagerungen festzustellen.

Mittlerweile redet mein Opa nicht mehr und braucht Hilfe beim Gehen, da er sehr unsicher ist. Wir haben deshalb das Badezimmer umgebaut. So kann er einfacher gewaschen werden. Auch bei der Eingangstreppe haben wir rechts und links ein neues Geländer angebracht. Um das Treppensteigen im Haus zu erleichtern, wurde ein Treppenlift montiert.

Mein Opa weiß nicht mehr, wer ich bin

Meine Oma ist echt bewundernswert. Sie kümmert sich Tag und Nacht um meinen Opa. Er weiß zwar nicht mehr, dass sie seine Frau ist, aber sie ist eine wichtige Bezugsperson. Es ist manchmal richtig schwer zu verstehen, warum mein Opa nicht mehr weiß, wer ich bin. Dreimal pro Woche kommt eine Krankenschwester von der Sozialstation in Bötzingen, um Opa zu waschen. Die restlichen Tage der Woche erledigt das meine Oma. Die ganze Familie hilft mit, um Oma bei der Pflege zu unterstützen. Meine Tante kommt jeden Tag, um ihr behilflich zu sein. Opa kann nicht alleine gelassen werden.

Es ist eine große Belastung für die ganze Familie, wenn ein Angehöriger zu Hause gepflegt werden muss. Solange es irgendwie möglich ist, werden wir meinen Opa nichts ins Heim geben, damit er in seiner gewohnten Umgebung, wo er sich sicher fühlt, den Rest seines Lebens verbringen kann. Ich versuche, meinen Opa so in Erinnerung zu behalten, wie er vor seiner Erkrankung war.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 16. Mai 2014: PDF-Version herunterladen

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