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Die Musik ist ihre Heimat

  • Dana Bostedt, Klasse 8b, Friedrichgymnasium & Freiburg

  • Di, 26. April 2016, 11:31 Uhr
    Schülertexte

Für das Musikstudium nach Freiburg kam die erst zwölfjährige Shih-Yu Tang aus Taiwan alleine nach Deutschland – der nicht immer einfache Beginn einer vielversprechenden Künstlerkarriere.

Für das Musikstudium nach Freiburg kam die erst zwölfjährige Shih-Yu Tang aus Taiwan alleine nach Deutschland – der nicht immer einfache Beginn einer vielversprechenden Künstlerkarriere.

Die Musik war Shih-Yu Tang wohl in die Wiege gelegt worden. Geboren 1995 in Taiwan, erhielt sie bereits im Alter von vier Jahren von ihrer Mutter, selbst Pianistin, ihren ersten Theorie- und Klavierunterricht. Kurz darauf folgte der Bratschenunterricht, und der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten. Mit gerade mal sieben Jahren erspielte sie sich ihre ersten Auszeichnungen bei nationalen Wettbewerben, und mit nur elf Jahren wurde ihr beim internationalen Chopin-Wettbewerb in der Hauptstadt Taiwans, Taipeh, ein Sonderpreis verliehen. Im Finale durfte sie damals sogar mit dem staatlichen Symphonieorchester Taiwan spielen. "Eine wirklich tolle Erfahrung", meint die heute 20-Jährige.

2007 erhielt Shih-Yu ein Stipendium und nahm deshalb an einem Meisterkurs teil. So erhielt sie Unterricht bei der renommierten Pianistin und Professorin Pi-Hsien Chen, die ihr prompt anbot, fortan bei ihr Unterricht zu nehmen – in Freiburg an der Musikhochschule, also mehr als zwölf Flugstunden von ihrer Heimat entfernt. Eine schwierige Entscheidung, die die damals zwölfjährige und ehrgeizige Shih-Yu treffen muss.

Sie reist alleine nach Deutschland und lässt ihre Familie hinter sich. In diesem ihr zunächst so fremden Land geht sie zur Schule, wohnt bei einer Gastfamilie und studiert vor allem als Jungstudentin an der Freiburger Akademie für Begabtenförderung (FAB) Klavier bei Professor Chen und Bratsche bei Professor Altenburger.

Der Erfolg ließ nicht lange

auf sich warten

"Der Aufwand hat sich total gelohnt", urteilt Shih-Yu Tang im Nachhinein. "Natürlich war es anfangs sehr schwer: die deutsche Sprache, die fremde Kultur und Mentalität, das andere Essen und vor allem die Zeit ohne meine Familie, meine Schwester, meinen Vater und insbesondere meine Mutter. Doch ich hatte Glück. Nicht nur, dass ich in Professor Chen eine Weltklasselehrerin hatte und habe, sondern auch, dass sie mich immer sehr unterstützt hat. Sie organisierte meine Gastfamilie und hat mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Auch fand ich in der gleichaltrigen Tochter meiner Gastfamilie sofort eine gute Freundin, die sogar in die gleiche Klasse ging wie ich."

Auch in Freiburg ließ der Erfolg nicht auf sich warten. Regelmäßig erhielt Shih-Yu Tang erste Preise beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert". Ihren bisher größten Erfolg feierte Shih-Yu jedoch beim 5. Arthur-Lepthien Wettbewerb in Freiburg, als sie an ihrem 18. Geburtstag im Finale den ersten Preis mit nach Hause nahm. Shih-Yu Tang war und ist jedoch nicht nur solistisch aktiv. Sie gibt auch seit vielen Jahren mit ihrer Freundin und Geigenpartnerin, Milena Wilke, Konzerte. Neben Auftritten beim Freiburger Zeltmusikfestival ist ihr das Konzert in dem renommierten Kolarac-Saal in Belgrad in besonderer Erinnerung geblieben. 2014 erhielt sie mit ihrer Cellopartnerin Marie Viard ein Stipendium der berühmten Stiftung "Yehudi Menuhin Live Music Now".

Menschen eine

Freude bereiten

Was lag nun näher, als dass Shih-Yu ihre Partnerinnen zusammenbrachte und mit diesen das "Wandel-Trio" gründete? "Kammermusik ist für die Entwicklung und die Arbeit eines Musikers extrem wichtig", sagt Shih-Yu. Doch mindestens genauso wichtig für sie ist ihre Freizeit. "Klar, Musik ist meine Heimat, doch ich fahre auch wahnsinnig gerne Fahrrad oder schwimme." Zudem komponiert Shih-Yu und tanzt leidenschaftlich.

Vor einigen Jahren hat sie ihre Liebe zum Unterrichten entdeckt. Und auch hier ist sie erfolgreich – wie sollte es bei ihrer Begeisterung für die Musik und ihrer freundlichen Art anders sein? Eine ihrer Klavierschülerinnen brachte es im letzten Jahr beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" zu einem ersten Bundespreis in der Kategorie "Klavier und ein Streichinstrument". Eine enorme Leistung für eine so junge Lehrerin. "Ich glaube, dass ich durch meine Erfahrung mit dem Trio extrem viel gelernt habe und dies beim Unterrichten anwenden konnte", sagt Shih-Yu bescheiden. Nicht nur zur Sicherung ihres Lebensunterhalts, sondern auch, um Erfahrung zu sammeln und Freude zu geben, begleitet sie junge Geiger bei deren Wettbewerben und Konzerten und erhält stets großes Lob.

Wer nun glaubt, dass Shih-Yu Tang beim Musizieren von ihren Erfolgen angetrieben ist, der irrt und wird der tatsächlichen Shih-Yu in keiner Weise gerecht. "Ich finde es toll, wenn man mit der eigenen Musik anderen Leuten Freude bereitet und dabei auch denen helfen kann, denen es schlecht geht." Das zeigt sich etwa dann, wenn sie in der Konzertreihe "Musik hilft" regelmäßig Benefizkonzerte gibt, wie zuletzt am 24. Februar.

Shih-Yu Tang ist zu hören in ihrem Bachelorabschlusskonzert am Freitag, 17. Juni, um 18 Uhr an der Musikhochschule Freiburg. Der Eintritt ist frei.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 22. April 2016: PDF-Version herunterladen

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