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"Die Treppen waren kaum begehbar"

  • Joris Beudeker &

  • Fr, 04. Mai 2012
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Werner Bußmann, Ideengeber und Initiator des Castellberg-Projekts in Ballrechten-Dottingen.

Werner Bußmann   | Foto: privat
Werner Bußmann Foto: privat

Der Castellberg hat mit seinen steilen Rebhängen sowie den Trockenmauern und Steintreppen große regionale Bedeutung für den Ort Ballrechten-Dottingen. Warum es ein Projekt gibt, das sich ausschließlich mit dem Berg beschäftigt, fragten Zisch-Reporter aus der Sonnenbergschule Werner Bußmann. Er hat von Anfang an bei dem Projekt mitgemacht.

Zisch: Warum interessieren Sie sich so für die Natur?
Werner Bußmann: Weil ich unsere Heimatlandschaft mit all den Tieren und Pflanzen schon seit meiner Kindheit beobachte und kennen gelernt habe, setze ich mich für deren Erhalt aktiv ein. Meine Kenntnisse habe ich aus vielen Büchern, Vorträgen und als Mitarbeiter bei verschiedenen Studienprojekten erworben. Eigentlich wollte ich mal Förster oder Biologe werden, aber das wollten meine Eltern nicht. Mein Motto lautet: "Wer die Natur kennt, hat mehr vom Leben."

Zisch:
Wie ist das Castellberg-Projekt zu Stande gekommen?
Bußmann: Im Jahr 2004 habe ich über den Arbeitskreis Natur und Umwelt den Anstoß zur Sanierung gegeben und dieses Anliegen dem damaligen Bürgermeister Bernd Gassenschmidt und dem Gemeinderat vorgetragen. Das Anliegen wurde von allen positiv aufgenommen.

Zisch:
Was war der Auslöser dafür, die Mauern wieder neu herzustellen?
Bußmann: Etwa Zweidrittel der Mauern waren schadhaft und die Treppen waren kaum noch zu begehen. Es bestand Unfallgefahr und es war zu befürchten, dass die Winzer im Laufe der nächsten Jahre diese besondere Weinbergslage nicht mehr weiter bewirtschaften können.

Zisch:
Haben viele Leute an Ihrem Projekt teilgenommen?
Bußmann: An dem Projekt haben über hundert Leute teilgenommen oder in irgend einer Form mitgearbeitet.

Zisch:
Wann hat das Projekt begonnen und wie lang hat es gedauert?
Bußmann: Das Projekt begann im Jahre 2004 mit der Idee. 2005 und 2006 wurden die Planungen und Vorbereitungen ausgeführt. 2007 bis 2010 ist die praktische Umsetzung der Sanierungsarbeiten in drei Bauabschnitten ausgeführt worden.

Zisch:
Warum sind die Trockenmauern wichtig für den Castellberg?
Bußmann: Die Trockenmauern sind wichtig, weil sie den steilen Berg vor Abschwemmungen schützen und die Zufahrtswege sichern, denn nur so können die Reben bewirtschaftet werden. Hierzu gehören auch die vielen Treppen mit insgesamt über 900 Stufen.

Zisch: Welche Tiere leben in den Trockenmauern?
Bußmann: An und in den Trockenmauern und an den Steintreppen gibt es viele Tiere und Pflanzen, die einen trockenen und sehr warmen Lebensraum vertragen: Viele Insekten wie die große Gottesanbeterin, Schmetterlinge, Spinnen, Wanzen, Käfer, Schnecken, Wildbienen, Zauneidechsen, Mauereidechsen, die ungiftige Schlingnatter und die Ringelnatter, viele Mäuse, das Hermelin, verschiedene Vögel und viele mehr.

Zisch:
In welchem Zustand befinden sich die Trockenmauern und Steintreppen heute?
Bußmann: Heute sind die meisten Mauern und alle Treppen, die unter Denkmal- und Naturschutz stehen, saniert und wieder standhaft.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 04. Mai 2012: PDF-Version herunterladen

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