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Zisch-Schreibwettbewerb Herbst 2016

Die Zeitungsverschwörung

  • Jerun von Klinkowström, Klasse 4a, Emil-Thoma-Grundschule & Freiburg

  • Fr, 28. Oktober 2016, 15:50 Uhr
    Schreibwettbewerb

Von Jerun von Klinkowström, Klasse 4a, Emil-Thoma-Grundschule, Freiburg

Mit zitternden Händen öffnete B. Zetti die kleine Kiste. Darin lag ein zusammengerolltes vergilbtes Papier. "Was das wohl ist?", fragte Betti Z. und nahm die Rolle vorsichtig heraus.

Auf einmal machte es "Bumm!", und aus der Kiste entstieg eine riesige Rauchwolke. B. Zetti und Betti Z. schrien auf, als sich die Rauchwolke plötzlich zu einem großen Geist zusammenballte, und die beiden einkesselte. "Schnell zur Tür!", rief B. Zetti. Doch der Geist teilte sich in zwei Teile auf und schnitt den beiden den Fluchtweg ab.

"Ha-ha-ha", lachte er in einer schrecklichen tiefen Stimme: "Ihr entkommt mir nicht!" B. Zetti und Betti Z. wichen immer weiter zurück, denn der Geist kam immer näher. Warum bloß sind sie durch die Öffnung im Boden geklettert? Warum bloß?

Dies alles kam nämlich so: B. Zetti und Betti Z. gingen zusammen in die vierte Klasse der Peter-Friedrich-Schule. Zurzeit hatten sie wie jede vierte Klasse das Zischprojekt. B. Zetti und Betti Z. fanden das gut, denn sie wollten später, wenn sie erwachsen sind, selber mal Reporter werden. Ihr Lehrer, Herr Senliok, hatte gesagt: "Bis morgen schreibt ihr mir einen Artikel über ein Thema, das ihr euch aussuchen könnt. Ihr dürft aber auch über euch selber und über das, was ihr einmal erlebt habt, schreiben."

Es war Donnerstagnachmittag, B. Zetti und Betti Z. grübelten auf dem Nachhauseweg, über
welches Thema sie schreiben sollen: "Wir könnten über den Klimawandel berichten", schlug Betti Z. vor. "Nein", antwortete B. Zetti, "das ist gerade nicht Thema. Wir brauchen eins, das gerade voll
in Mode ist." Doch so stark sie auch grübelten und in ihren Köpfen suchten, ihnen fiel nichts ein.

Auf einmal fiel Betti Z. zwischen den Steinplatten, die den Boden pflasterten, ein Spalt auf. "He, B. Zetti", sagte sie, "schau mal, diese Steinplatte lässt sich verschieben." Zusammen versuchten sie, die Steinplatte zu verschieben: "Hau-ruck, hau-ruck und noch einmal hau-ruck!" Die Steinplatte verschob sich gerade so viel, dass man seinen Arm
durchstrecken konnte.

"Warte, ich fass mal rein", sagte B. Zetti und streckte seinen Arm durch den Spalt. "Was ist da?", fragte Betti Z.. "Es fühlt sich so an wie ein Stock, nein, es ist ein Hebel." "Ein Hebel?" "Ja. Vielleicht kann ich ihn bewegen."

"Klick", der Hebel stellte sich um. Fast im selben Moment schob sich zirka zwei Meter von ihnen entfernt eine Steinplatte nach unten weg. Dort, wo gerade noch die Steinplatte gelegen hatte, klaffte ein zirka ein mal ein Meter großes, schwarzes Loch. Eine Steintreppe führte hinunter ins Dunkel.

B. Zetti staunte nicht schlecht. "Ich glaub's nicht", rief er, "wir haben eine Höhle entdeckt! – Ich hab’ noch meine Taschenlampe von den Schattenbildern in Kunst dabei, soll'n wir rein geh'n?", fragte er Betti Z..

Diese war von dem Vorschlag nicht gerade angetan, willigte aber ein. Langsam und vorsichtig stiegen die beiden Stufe für Stufe hinab. Es schien so, als wollten die Stufen gar nicht mehr aufhören. Die Öffnung, durch die sie gekommen waren, war nur noch ein kleiner Lichtpunkt, doch auf einmal endete die Treppe in einem langen Flur. Im Schein der Taschenlampe erkannten B. Zetti und Betti Z. am Ende des Flurs eine große steinerne Tür. B. Zetti ging darauf zu und presste seine Schulter dagegen:
Die Tür ging knirschend auf. Dahinter lag ein düsterer Raum.

Selbst B. Zetti wurde es ein wenig mulmig, aber er ermutigte sich mit dem Gedanken, dass es ja nur ein komischer Raum ist, den seit Jahren niemand mehr betreten hatte. "Komm", sagte er zu Betti Z.. Vorsichtig gingen sie durch die Tür. Der Raum war überfüllt mit Gerümpel aller Art: Es gab mehrere alte Kronleuchter, ein verstaubtes Klavier, Unmengen von Kartons in allen erdenklichen Größen, tausende von Spinnweben und Vieles mehr.

Plötzlich viel B. Zetti eine Kiste auf, die auf einem Holzstapel lag, der früher womöglich mal ein Stuhl gewesen war. Er hob sie auf und betrachtete sie von allen Seiten: Sie war klein und staubübersät … Ja, so ist das alles passiert!

"W-wer b-bist du ei-eigentlich?", fragte B. Zetti den Geist mutig. "Ich bin der Geist der Zeitungen", antwortete der Geist mit seiner üblichen dunklen Stimme. "Vor vielen langen Jahren war ich der meist gefürchtete Geist der Stadt. Ich schlich herum
und erschreckte die Leute, aber mein Hauptzeitvertreib waren die Zeitungen. Ich versteckte
sie, klaute sie, und manchmal schrieb ich auch etwas völlig Sinnloses drüber. Aber irgendwann wurde es den Leuten zu viel, und sie haben einen Magier hergerufen, der mich vernichten sollte. Aber das ist ihm nie gelungen, denn er hat zwar einen Teil meiner Seele zerstört, ein anderer Teil jedoch ist in dieser Papierrolle. Der Magier steckte die Papierrolle in diese Kiste und legte einen Fluch darauf. Nur jemand, der nichts Böses im Sinn hatte, konnte die Kiste öffnen. Ich war also eingeschlossen,
doch ich wusste, dass eines Tages jemand kommen und mich befreien würde. Kurzgefasst: Ich bin eine Erinnerung aus dieser Papierrolle!"

"Ich habe aber etwas Böses in mir", entgegnete B. Zetti, "ich wollte morgen Markus verprügeln,
weil er mir in der Pause einen Streich gespielt hat. Wie konnte ich die Kiste also öffnen?" "Ach! Etwas Böses in meinem Sinne", sagte der Geist, "aber jetzt Schluss mit dem Gequatsche! Ihr wollt mal Reporter werden – das weiß ich, ich kann nämlich in euch rein sehen – und ich habe geschworen, Reporter ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen."

Der Geist kam immer näher, doch B. Zetti hatte schon nachgedacht: Wenn der Geist nur eine Erinnerung aus dem Papier war, dann brauchte man es ja nur zu zerstören. "Betti Z.", rief er, "du musst das Papier zerreißen!" – "Wie? Aber ..." – "Tu es einfach!"

Betti Z. riss das Papier in zwei Hälften. "Nein!", schrie der Geist. "Stopp!" Doch es war zu spät: Der Geist wurde blasser und blasser, bis er sich ganz in Luft auflöste.

"Puh", sagte Betti Z., "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die Schlechte: Wir bekommen Ärger von unseren Eltern, weil wir zu spät kommen. Und jetzt die gute Nachricht: Wir haben etwas, über das wir schreiben können."

Am folgenden Morgen gaben B. Zetti und Betti Z. die Texte ab: "Sehr gut ihr beiden, eine tolle Fantasiegeschichte", sagte Herr Senliok. "Aber das ist wahr!", erwiderte Betti Z. "Es gibt gar keine Geister", sagte Herr Senliok entschieden. "Egal", meinte B. Zetti zu Betti Z., "eine Note 1 in Deutsch ist doch auch nicht schlecht!"

Ressort: Schreibwettbewerb

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