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Web-Doku-Serie

"Do Not Track" klärt über die Überwachung im Internet auf

  • Di, 21. April 2015, 06:53 Uhr
    Computer & Medien

"Doppeldenk ist die Fähigkeit, in seinem Denken zwei sich widersprechende Überzeugungen aufrechtzuerhalten und beide zu akzeptieren." Dies konstatierte der Schriftsteller George Orwell vor mehr als sechzig Jahren.

Google, Twitter und Facebook verdienen... bares Geld – mit unseren Daten.  | Foto: arte
Google, Twitter und Facebook verdienen jede Minute bares Geld – mit unseren Daten. Foto: arte
Die Aussage ist noch heute gültig. Ein Beispiel für aktuelles Doppeldenk: an die Unverletzlichkeit der Privatsphäre im Internet und an die grundsätzliche Kostenlosigkeit der dort angebotenen Dienste glauben. Mehr oder weniger gedankenlos teilen wir Urlaubsfotos, Lieblingssongs und Aufenthaltsorte unseren Freunden mit. Doch nicht nur die lesen mit.

Eine siebenteilige Web-Serie mit dem Titel "Do Not Track" klärt über Überwachung im Internet und die Verwendung dabei abgegriffener Daten auf. Produziert wird sie von der französischen Firma Upian, dem National Film Board of Canada, dem deutsch-französischen Kultursender Arte, dem kanadischen Radiosender CBC und dem Bayerischen Rundfunk. Seit einigen Tagen sind die ersten beiden Folgen online, im Abstand von zwei Wochen wird je eine weitere folgen.

Das Konzept einer personalisierten Sendung macht die Vorgehensweise der Datensammelagenturen, Fachjargon: Tracker, direkt nachvollziehbar: Wenn ich mich dafür entscheide, mitzumachen, wird mir anhand meiner eigenen Daten vorgeführt, was durch mein Surfverhalten herausgefunden wird und welche Firmen davon profitieren.

Dazu muss ich mich mit meiner E-Mail Adresse anmelden und im Laufe der Serie immer wieder scheinbar unwichtige Angaben zu meinen Internetgewohnheiten machen. Schon bei der Begrüßung wird klar, welches Ausmaß die Überwachung hat: Man redet mich mit Namen an, weiß, in welcher Stadt ich mich gerade befinde und wie das Wetter dort ist. Zugegeben, das kann die Generation Google kaum schocken, was dann aber in den Experteninterviews und anhand von Grafiken erklärt wird, jagt selbst dem erfahrenen Sozialnetzwerker einen Schauer über den Rücken.

Ein ganzes Netzwerk von Trackern beobachtet jeden auf Schritt und Tritt und verkauft diese Daten weiter. Ich zahle kein Geld für die Nutzung der Dienste von Google, Facebook und Co., sondern mit meinen Daten. Und die sind bares Geld wert. Wie viel, das zeigt mir "Do Not Track", nachdem ich mir überlegen sollte, wie viel Geld ich für die Dienste zu zahlen bereit wäre. Ganz in fetziger Internetmanier, mit rasanten Schnitten und Gameboy-Musik, erklären die Macher von "Do Not Track" Grundlegendes in Sachen Datenklau. Um den Zuschauer danach nicht in pessimistisch-resignatives Doppeldenk zu entlassen, gibt es Ratschläge und weiterführende Artikel. Das Motto "Lassen Sie uns die Tracker tracken" wird dadurch mehr als ein flotter Spruch: Ich lerne, wie ich die Castingsendung "Germany’s Next Topmodel" streamen kann, ohne danach mit Kosmetikwerbung bombardiert zu werden, und auch, wie ich herausfinden kann, wer genau mich eigentlich ins Visier genommen hat.

Die kommenden Folgen versprechen Aufklärung über Online-Profile, die soziale Netzwerke von mir erstellen. Ein Zuschauer kommentierte: "Wichtig, interessant und gut gemacht. Freu mich darauf, wie es weitergeht. Oder grusele mich davor." Die Angst, der Wahrheit in Form eines digitalen Selbst ins Auge sehen zu müssen, ist eben genau das, was viele zu begeisterten Anhängern des Doppeldenk macht.

"Do Not track" unter: https://donottrack-doc.com Die dritte Folge läuft am 28. April.

Ressort: Computer & Medien

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