UNTERM STRICH: Draußen-Schooling – warum nicht?
Früher reagierten Schulen auf Seuchen mit Freiluft-Unterricht / Von Markus Hofmann.
Das leuchtet ein, schließlich waren alle Schulen im Land geschlossen. Andererseits könnten Orte wie das Waldklassenzimmer von Ottoschwanden und Unterricht im Freien ein Problem lindern, das die Nerven von besorgten Lehrern, erschöpften Eltern und vernachlässigten Schülern im Winter strapazieren wird, sollte es wieder mehr Corona-Infektionen geben. Vielleicht sollten Lehrer ihren Unterricht einfach nach draußen verlegen. Denn unter freiem Himmel, darauf deutet vieles hin, ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung viel geringer.
Draußen-Schooling statt Home-Schooling: Das hat schon einmal funktioniert. "Früher haben Schulen auf Seuchen mit Freiluft-Unterricht reagiert – das sollten wir wiederholen", titelte die New York Times kürzlich. Im Januar 1907 startete eine Schule in Providence im US-Bundesstaat Rhode Island ein Frischluft-Klassenzimmer, um Schüler und Lehrer vor Tuberkulose zu schützen. "Das Experiment war in jeder Hinsicht ein Erfolg", bilanzierte die Zeitung. 65 Schulen seien dem Beispiel gefolgt – kein Kind habe sich angesteckt. Sogar in New York öffneten seinerzeit Klassenzimmer unter freiem Himmel – zum Beispiel auf Dächern oder einer stillgelegten Fähre, mitten im Winter, wohlgemerkt. Fotos von damals zeigen Kinder in Wollmützen und Wintermänteln, die sich von Heizkissen und Eskimo-Sitztaschen wärmen lassen.
Open-Air-Unterricht ist gewiss eine unkonventionelle Idee. Doch warum eigentlich nicht? Die milden Winter des 21. Jahrhunderts dürften den Kultusministerien in die Karten spielen.
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