"Du musst Fragen stellen wollen"
ZISCH-INTERVIEW mit Victoria Langelott über ihre Arbeit als Redakteurin der Badischen Zeitung in Weil am Rhein .
Am 8. November besuchte uns, die Klasse 4c der Hans-Thoma-Schule in Weil-Haltingen, die Redakteurin der Badischen Zeitung aus Weil am Rhein, Victoria Langelott. Wir waren alle sehr gespannt, was so eine richtige Reporterin alles arbeiten muss und hatten viele Fragen vorbereitet.
Jedes Kind erhielt ein Exemplar der allerersten Badischen Zeitung aus dem Jahr 1946. Diese Zeitung erschien nach dem Krieg und war etwas ganz Besonderes, denn die Menschen waren froh, dass es wieder eine freie Presse gab. Wir entdeckten, dass diese Zeitung damals 20 Pfennig gekostet hat, und lasen einige Kleinanzeigen von früher. Es gab auch noch keine Fotos. Die Zeitung war nicht bunt wie heute. An Victoria Langelott stellten wir folgende Fragen:
Zisch: Weshalb sind Sie Zeitungsredakteurin geworden?
Langelott: Es hat mir Spaß gemacht. Es ist eine große Chance, auf Fragen zu einem Thema eine Antwort zu erhalten. Und ich habe viele Fragen. Ich habe mit sehr vielen unterschiedlichen Themen zu tun, wie Schule, Kindergarten, Politik, Verkehr.
Zisch: Wie lange arbeiten Sie schon als Reporterin?
Langelott: Seit 30 Jahren.
Zisch: Was müssen Sie alles an einem Tag machen?
Langelott: Morgens gehe ich in die Redaktion. Auf dem PC sehe ich, wie viele Seiten ich jeweils habe und muss entscheiden, was auf den Seiten erscheint und wie die Zeitung aussehen soll. Ich schreibe auch selbst Artikel.
Zisch: Schreiben Sie die Artikel zuerst mit Hand oder gleich am Computer auf?
Langelott: In meiner Tasche befinden sich eine Kamera, ein Block und ein Stift. Das brauche ich für meinen ersten Rechercheteil. Die Artikel schreibe ich natürlich am PC.
Zisch: Worüber schreiben Sie am liebsten?
Langelott: Ich habe kein Lieblingsthema. Alles, was ich gerade bearbeite, ist auf eine Weise interessant.
Zisch: Welche Schwierigkeiten haben Sie, wenn Sie einen Bericht schreiben oder ein Ereignis finden wollen?
Langelott: Ich habe schon genug Themen. Ich weiß, was ich schreiben muss. Es kann nur schwierig werden, wenn ich etwas von jemandem wissen will, der gerade nicht da ist oder vielleicht gar nichts zum Thema sagen will.
Zisch: Wie viele Zeitungsberichte haben Sie schon geschrieben, und welcher war ihr spannendster?
Langelott: Ich habe schon tausende Artikel geschrieben. Der Spannendste ist eigentlich immer der aktuell zu schreibende.
Zisch: Haben Sie auch einen lustigen Zeitungsartikel geschrieben?
Langelott: Ich schreibe eher Nachrichten und Reportagen, keine lustigen Comics.
Zisch: Haben Sie einmal einen traurigen Artikel geschrieben?
Langelott: Ich habe einmal einen Nachruf über einen sehr alten Mann geschrieben, den ich persönlich gut kannte. Er hat auch im hohen Alter noch jeden Tag mit seiner großen Lupe die BZ gelesen. Ich war selber traurig, als er gestorben ist.
Zisch: Wie lange brauchen Sie für einen Artikel und wie lange arbeiten Sie am Tag?
Langelott: Der Arbeitstag dauert oft zehn Stunden oder länger, wenn ich abends noch Termine habe. Wie lange ich für einen Artikel brauche, hängt vom Thema ab.
Zisch: Können Sie mir einen Tipp zu meinem BZ-Thema "Tiere" geben?
Langelott: Für Journalisten sind die Fragen das Wichtigste. Du musst Fragen stellen wollen. Frage bei Personen nach, welche sich mit Tieren gut auskennen, zum Beispiel einen Tierarzt, im Tierheim oder jemanden in Haltingen, der Tiere besitzt.
Zisch: Welche berühmten Menschen haben Sie schon interviewt?
Langelott: Interviewt ist zuviel gesagt, aber ich habe in Eimeldingen mal mit dem Trainer des SC Freiburg, Christian Streich, gesprochen. Oder während meiner Ausbildung mal kurz mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl in Bonn. Er besuchte ein Fest für Kinder.
Zisch: Erinnern Sie sich noch an ihren ersten Zeitungsartikel? Wie hieß die Schlagzeile?
Langelott: Es ging um einen Modellflugzeug-Nachmittag. Die Schlagzeile hieß, glaube ich,"Luftsportgruppe will hoch hinaus".
Zisch: Wie wird man Zeitungsredakteurin? Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Langelott: Zuerst machte ich ein Studium und anschließend ein Volontariat bei der BZ, das ist die Redakteursausbildung, die zwei Jahre dauert. Mir gefällt die Arbeit an den Orten, für die ich zuständig bin, und die Vielfalt. Jeder Tag ist neu und es wird nie langweilig.
Zisch: Wohin mussten Sie schon überall reisen in ihrem Beruf?
Langelott: Im Volontariat war ich mal in Ungarn. Ich musste damals über ein Heim für jugoslawische Flüchtlinge schreiben. Sonst muss ich nicht weit reisen.
Zisch: Welches Thema interessiert Sie selber am meisten in der Zeitung?
Langelott: Ich interessiere mich fast für alles. Nur Sport-Themen sind für mich nicht so spannend.
Zisch: Wie viele Mitarbeiter haben Sie noch in der Redaktion Weil am Rhein?
Langelott: Ungefähr 30.
Zisch: Haben Sie auch schon einmal ein Kind interviewt oder einen Bericht über Kinder geschrieben?
Langelott: Ja, wenn ich eine Umfrage zum neuen Jahr mache, frage ich immer auch Kinder. Ich schreibe über Kinder auch, wenn ich über Schulen oder Kindergärten berichte.
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