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Ein Hipster-Roller mit Öko-Kick

Konstantin Görlich
  • Do, 11. Juni 2015
    fudder

Der Unu sieht aus wie ein herkömmlicher Retro-Roller, fährt aber mit Strom – Fudder hat eine Probefahrt gemacht.

Elektroroller  | Foto: PR
Elektroroller Foto: PR
Klimawandel, Energiewende, Elektromobilität: Auf unseren Straßen wird sich einiges ändern müssen, wenn diese Herausforderungen gelingen sollen. Bis jetzt fahren aber so gut wie alle Autos und Roller mit der veralteten Verbrennertechnik durch Südbaden.

Ein deutsches Start-Up geht das jetzt an: Sein neuer Elektroroller, der Unu, ist günstiger als die meisten anderen Elektro- und viele Benzin-Roller, weil Händler- und Lagerkosten wegfallen. Ein Unu wird erst produziert, wenn er bestellt wurde. Dann reist er von der Fabrik in China, wo Elektro-Roller längst Alltag sind, direkt vor die Haustür des Käufers. So gelingt ein Einstiegspreis von 1699 Euro. Geschäftsmodell und Batterie erinnern an die E-Auto-Revoluzzer von Tesla.

Matthias Wulfert fungiert seit vier Wochen als Unu-Pionier in Freiburg, sozusagen als Ein-Mann-Autohaus, neben dem Studium. "Seit ich ihn habe, fahre ich ihn jeden Tag", sagt der 25-Jährige. Sein Unu ist einer von vier in Freiburg und kann für Probefahrten gebucht werden.

Motorroller sind meistens wahnsinnig laute, stinkende Klimakiller. Sie fallen unter keine Feinstaubverordnung und dürfen bis zu zehn Mal so viele Stickoxide ausstoßen wie Autos. Oft schauen sie aggressiv drein, werden durch bunte Aufkleber und gefakte Luftschlitze aber auch nicht schneller.

Der Unu ist anders, versucht erst gar nicht, eine Motocross- und erst recht keine Rennmaschine zu sein. Gleichzeitig sind seine Rundungen und Chrom-Einfassungen selbstbewusst genug, sodass er keine offensichtliche Vespa-Kopie ist. Dabei ist er vollkommen unspektakulär ausgestattet. Die Schalter wirken billig, die Armaturen sind bei Sonnenschein schwer zu erkennen, im Scheinwerfer funzelt eine herkömmliche Halogenlampe.

Trotz seines etwas zu kurzen Radstandes lässt sich der Unu erstaunlich stabil durchs urbane Geläuf pilotieren, die engen Serpentinen der Mercystraße wollen jedoch ausgefahren werden. Seine Paradedisziplin ist der Ampelsprint aus der ersten Reihe, denn wie bei allen Elektro-Fahrzeugen liegt das volle Drehmoment ab der ersten Umdrehung an und katapultiert den Unu nach wenigen Metern auf irgendwas zwischen 45 und 50 km/h. Da ist, wie beim Benziner auch, gesetzlich Schluss. Zum Mitschwimmen im städtischen Autoverkehr reicht das knapp nicht – für einen ordentlichen Vorsprung bis zur nächsten Ampel aber schon.

Der Unu flitzt fast ohne Motorgeräusch durch die Gassen. Das fällt im Straßenverkehr nicht weiter auf, führt aber zu brenzligen Situationen mit unaufmerksamen Fußgängern.

Bis auf Reifendruck und Bremsflüssigkeit ist der Unu wartungsfrei. "An meinem Benzin-Roller mussten schon viele Teile ersetzt werden: Nur solche, die der Unu gar nicht hat", sagt Matthias Wulfert.

Clever: Der Akku ist herausnehmbar und wird an der heimischen Steckdose geladen – das ist zugleich eine Art Diebstahlschutz, denn ohne Akku geht nichts. Im Unu ist sogar Platz für einen Zweiten.

Eine Ladung reicht gut 50 Kilometer weit – genug für den Alltag in der Stadt. Ökostrom-Kunden fahren emissionsfrei. Der Lüfter des Ladegerätes ist allerdings so laut wie ein altes Computernetzteil – da muss noch nachgebessert werden.

Mehr zum Unu auf      fudr.fr/unu

Ressort: fudder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 11. Juni 2015: PDF-Version herunterladen

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