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Ein Mädchenschwarm mit Wohlfühl-Pop

Nikola Vogt
  • Do, 06. März 2014
    Kultur

Tim Bendzko war in der Freiburger Rothaus-Arena zu Gast.

Tim Bendzko in Freiburg  | Foto: Daniel Fleig
Tim Bendzko in Freiburg Foto: Daniel Fleig
Blonder Lockenkopf, blaue Augen, bubihaft. Tim Bendzko ist ein Mädchenschwarm. Dass er sein Aussehen gar nicht braucht, um auf sich aufmerksam zu machen, hat der Popsänger bei seinem Konzert in der Freiburger Rothaus-Arena bewiesen. Zwei Stunden lang liefert der junge Berliner, der sich erst im Februar die "Goldene Kamera" für die "Beste Musik National" abholen durfte, seinen Fans melodische Wohlfühl-Popsongs – allesamt auf Deutsch, allesamt selbst geschrieben.

Eine halbe Stunde vor Konzertbeginn herrscht reger Autoverkehr auf dem Messe-Parkplatz. Eines fällt hier gleich auf: Zum allergrößten Teil sind es Frauen, die in Richtung Rothaus-Arena strömen. Klar, Tim Bendzko hat Ausstrahlung. Seine Musik ist poppig, besinnlich, auch mal melancholisch. Das Gekreische ist dementsprechend groß, als zu der sanften Stimme, die wenig später durch die Lautsprecher ertönt, auch endlich die Scheinwerfer erstrahlen – und Bendzko die Bühne betritt.

Die Mandelentzündung, wegen der Bendzko sein Erfurter Konzert vor wenigen Tagen hatte abbrechen müssen, scheint auskuriert. Der 28-Jährige zeigt sich in schlichtem dunklem Outfit, die Beleuchtung ist warm, meist in Gelb- und Rottönen gehalten, passend dazu ist auch die Stimmung im Publikum entspannt. "Am seidenen Faden" und "Ich steh nicht mehr still" sind unter den ersten Songs, die Bendzko auf seiner gleichnamigen Tour im Gepäck hat.

Dass der Berliner nicht nur ruhig kann, zeigt er den Freiburgern nun allerdings auch – insbesondere im zweiten Teil des Gastspiels mit Songs wie seinem Erfolgshit "Nur noch kurz die Welt retten" oder seiner überraschenden Grönemeyer-Darbietung von "Was soll das". Bendzko springt, tanzt, witzelt mit seiner Band. Die ist unter anderem mit Schlagzeug, Keyboards, Gitarren und Akkordeon ausgestattet und beweist gerade in den Soloparts ihr Können. Eine Sängerin und ein Sänger im Background, den Bendzko als seinen Schulfreund Philipp vorstellt, können in Duetten mit ihm glänzen – zum Beispiel im Lied "Wenn Worte meine Sprache wären", das vom ersten Album des Sängers stammt. Charmant ist hier der kurze Break, den Band und Sänger einlegen, nachdem Bendzko zum ersten Mal den Refrain mit den Worten "Mir fehlen die Worte, ich hab die Worte nicht" singt und es plötzlich ganz still wird.

In den Pausen zwischen den Songs erzählt der Sänger, der 2009 auf einem Talentwettbewerb der "Söhne Mannheims" entdeckt wurde, dass die Band gerade aus Österreich komme, und fügt mit einem Grinsen an: "Da waren nur Männer im Publikum." Das jedoch können ihm seine Fans nicht so recht abnehmen. Dass das Publikum zu 90 Prozent weiblich ist, scheint Bendzko zu amüsieren. Mit Sprüchen wie: "Stellt euch vor, der SC Freiburg spielt gegen den FC Bayern München. Es ist die 95. Minute und dann schießt der SC das 1:0!", will er auch die männlichen Zuschauer aus der Reserve locken – mit Erfolg.

Aus der Reserve locken konnte im Übrigen auch Bendzkos Vorband. Sänger und Gitarrist Tom Klose und Cellist Niklas Hardt spielen eine Mischung aus Rock, Pop und Folk, die mitreißt. Bendzko, der auch selber zur Gitarre greift, überzeugt mit einer guten, man könnte auch sagen bodenständigen Mischung ohne musikalische Ausreißer aus seinem ersten Album und seinem aktuellen Platin-Erfolg "Am seidenen Faden". Das Publikum zeigt sich durchweg textsicher und fordert nach gut anderthalb Stunden Zugaben. Die bekommt es, Bendzko und Band nehmen sich Zeit. Zum Abschluss spielen sie ihren Song "Leicht sein" vom neuen Album, bei dem sich ein Bandmitglied nach dem anderen verabschiedet. Zum Schluss sitzt nur noch der Schlagzeuger an seinem Instrument – und so tönt das Lied noch lange nach.

Eine Fotogalerie zum Konzert unter      http://mehr.bz/bendzko2014

Ressort: Kultur

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 06. März 2014: PDF-Version herunterladen

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