Als Selbstläufer galt Bundespräsidenten-Kandidat Horst Köhler für seine Partei – nun wurde sein Sieg so früh gefeiert, dass seine Wahl zur Posse geriet
Ein Triumphzug sieht anders aus: Da kommt er endlich, ein Sieger in Eile. Im Laufschritt durchquert Horst Köhler den langen Schatten, der inzwischen vom Ostportal des Reichstags fällt. An seiner Seite: Ehefrau Eva Luise, für die es nach fünf Jahren Übung inzwischen kein Problem mehr darstellt, mit hohen Absätzen zu hetzen und gleichzeitig zu lächeln.
"Wie viel Zeit haben wir?" fragt sie flüsternd einen Sicherheitsmann. Das Präsidentenpaar ist spät dran. Nebenan am Brandenburger Tor wird der Geburtstag der Republik gefeiert. Auf der Ehrentribüne haben schon alle Platz genommen, Angela Merkel in der Mitte, die Minister rundherum. Es fehlt nur noch das alte und neue Staatsoberhaupt.
Die Menschenmasse in der Abendsonne ist in Erwartungshaltung verstummt. Die Violinen der Staatskapelle warten nur ...