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Eine Chance für G9

  • Vivien Rütschlin, Klasse 9b, Georg-Büchner-Gymnasium (Rheinfelden)

  • Fr, 23. April 2021
    Schülertexte

Lerndefizite aufgrund der Pandemie könnten durch das G9 aufgefangen werden – oder? .

Acht- oder neunjähriges Gymnasium? Dar..., auch in der Coronazeit, die Geister.  | Foto: Armin Weigel
Acht- oder neunjähriges Gymnasium? Daran scheiden sich, auch in der Coronazeit, die Geister. Foto: Armin Weigel

Der Kampf ums Mithalten in der Schule: Ist nach zwei Corona-Lockdowns der optimale Zeitpunkt gekommen, um zu G9 zurückzukehren? Aus aktuellem Anlass stelle ich mir als betroffene Schülerin aus der neunten Klassenstufe die Frage, wie der wegen des zweimaligen Corona-Lockdowns entfallene Präsenzunterricht und der so versäumte Schulstoff nachgeholt werden soll, damit die Chancengleichheit zu früheren Jahrgängen in Bezug auf Studienplatzbewerbungen, weiterführende Bildungswege oder auch den Arbeitsmarkt gegeben ist.

Der Versuch den Präsenzunterricht zu überbrücken durch den sogenannten Online-Unterricht ist für mich nicht vergleichbar mit dem alltäglichen Schulgeschehen. Es fehlen der soziale Kontakt, die direkte Kommunikation mit den Personen und es gibt auch keine richtigen Ausgleichsmöglichkeiten zu den vorherigen Noten. Insbesondere bei den Fremdsprachen ist es superschwer, mitzuhalten wegen des mangelnden Sprachaustausches zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern. Doch bin ich mit diesen Gedanken alleine?

Ist daher nun der optimale Zeitpunkt gekommen, um zu G9 zurückzukehren? Dazu habe ich eine Umfrage bei einigen Schülerinnen und Schülern verschiedener Jahrgangsstufen sowie bei Lehrerinnen und Lehrern meiner Schule, des Georg-Büchner-Gymnasiums in Rheinfelden, gemacht. Das Resultat ist zwiespältig, denn während einige der Befragten ebenfalls der Meinung sind, dass ein weiteres Schuljahr oder eine Rückkehr zu G9 eine Chance wäre, die Lernlücken zu schließen, sehen andere auch den Nachteil, so erst später in ein Studium einsteigen zu können. Manche sehen in der aktuellen Lage auch den Vorteil, dem späteren Leistungsdruck in der Arbeitswelt besser standhalten zu können.

Mehr Zeit, die Lerninhalte zu vertiefen

Doch unabhängig von der Corona-Krise plädieren sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer zur generellen Rückkehr zu G9, da hierdurch ein vertiefendes Erlernen der Lerninhalte möglich und mehr Zeit für den aktuellen Lernstoff vorhanden wäre, was insbesondere beim Erlernen der Fremdsprachen von Vorteil sein könnte. Viele sind auch der Meinung, dass durch den verlängerten Lernunterricht die Chancen für mehr Zeit für persönliches Engagement in Vereinen und schulischen Arbeitsgemeinschaften, für Sport- und Freizeitaktivitäten sowie für die Stärkung von sozialen Kontakten vorhanden wäre.

Doch was sagt die derzeitige Politik zum Wunsch der Betroffenen? Um diese Frage zu beantworten, habe ich mir die Wahlprogramme der großen Volksparteien zur Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg angeschaut. Allgemein verwehrt man sich einer Rückkehr zu G9 (nicht mehr), gibt aber die Entscheidung bezüglich einer Wiedereinführung von G9 in die Hände der jeweiligen Kommunen zurück. Diese hätten abzuwägen, ob sie G8 oder G9 oder beides anbieten wollen, je nachdem, wie und wo es die regionale Schulentwicklung zulasse.

Für mich ist dies ein Zeichen, dass die Politik die Chance nicht ergreifen will, Chancengleichheit unter den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen. Ein freiwilliges Wiederholungsjahr, welches die Klassenverbände zerreißen würde, oder ein Verkürzen der Schulferien, beides aktuelle Vorschläge aus der Politik, sind meines Erachtens nach keine geeigneten Instrumentarien, um dies zu bewerkstelligen. So haben wir in Bezug auf die Chancengleichheit leider schon verloren, denn eine richtige Unterstützung in dieser Sache von Seiten der Politik wird nicht mehr kommen, da eine klare Zielvorgabe fehlt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. April 2021: PDF-Version herunterladen

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