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"Eine der schönsten Reisen"

  • Fr, 19. Dezember 2014
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Pfarrer Ivan Hoyanic über seine eindrucksvolle Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg in Spanien.

Unter der Sonne Spaniens wandern  | Foto: dpa
Unter der Sonne Spaniens wandern Foto: dpa

Einmal auf den Spuren des Heiligen Jacobus zu wandern und zu beten, war bereits ein lang gehegter Wunsch von Pfarrer Ivan Hoyanic, der seit vielen Jahren die beiden Schwarzwälder Pfarrgemeinden Höchenschwand und Häusern betreut. Die Zischup-Reporter Axel Oelschlägel und Pascal Schulzke stellten ihm im Pfarrhaus viele Fragen zu seiner Pilgerreise, die er auch gerne beantwortete.

Zischup: Wie viele Tage dauerte Ihre Reise?
Hoyanic: Meine Reise dauerte insgesamt 14 Tage. Ich habe pro Tag circa 30 Kilometer geschafft, bin also ungefähr 420 Kilometer gelaufen.
Zischup: Von wo aus sind Sie gestartet, und wie sind Sie dort hingekommen?
Hoyanic: In der Gegend von León habe ich meine Pilgerreise begonnen und bin mit dem Bus angereist.
Zischup: Welche Ausrüstung braucht man dafür?
Hoyanic: Einen großen Rucksack, in den man Wäsche, ein zusätzliches Paar Schuhe, eine Trinkflasche und – ganz wichtig – den Pilgerausweis verstauen kann. Ich hatte noch einen Wanderstock dabei und eine Muschel, die man "Concha" nennt, um den Hals oder am Rucksack hängen. Diese ist nämlich ein Zeichen dafür, dass man auf der Pilgerreise ist.
Zischup: Wo haben Sie übernachtet?
Hoyanic: Als Pilger übernachtet man in den Pilgerherbergen. Dort zeigt man zuerst seinen Pilgerausweis und bekommt dann einen Stempel rein als Zeichen dafür, dass man übernachten darf. Ich war eigentlich immer ziemlich früh dort, sonst hätte ich wahrscheinlich nicht immer ein Bett bekommen.
Zischup: Wie war das Wetter während Ihrer Pilgerreise?
Hoyanic: Es war fast immer sehr heiß, aber manchmal musste ich auch unterstehen, weil es geregnet hat.
Zischup: Sind Sie den Weg aus religiösen Gründen gelaufen?
Hoyanic: Ja.
Zischup: War es sehr anstrengend, den Jakobsweg zu laufen?
Hoyanic: Da ich oft wandern und bergsteigen gehe, war dies für mich kein so großes Problem. Aber du spürst den Weg trotzdem am Ende eines jeden Tages.
Zischup: Wie hat es sich angefühlt, als Sie es endlich geschafft hatten?
Hojanic: Ich war sehr erleichtert und froh, als ich in Santiago de Compostela angekommen bin. Dafür, dass ich es geschafft habe, war ich vor allem Gott sehr dankbar.
Zischup: Hatten Sie für Ihre Pilgerreise eine Karte dabei oder konnten Sie sich ausschließlich nach dem Wegweiser, der Jakobsmuschel, richten?
Hoyanic: Eigentlich an beidem, aber die Karte, die ich dabei hatte, ist eine speziell ausgerichtete Karte für den Jakobsweg.
Zischup: Haben Sie für das nächste Jahr wieder eine Pilgerreise geplant?
Hoyanic: Nächstes Jahr möchte ich noch einmal den Jakobsweg laufen, allerdings plane ich eine Pilgerreise von 800 Kilometern. Das ist fast doppelt so viel wie dieses Jahr, aber ansonsten wird sich nichts verändern. Ich freue mich schon.
Zischup: Waren Sie alleine unterwegs?
Hoyanic: Ich war alleine auf dieser Reise, aber ich habe viele Bekanntschaften gemacht.
Zischup: Was war Ihre interessanteste Bekanntschaft?
Herr Hoyanic: Ich habe einen spanischen Pfarrer kennengelernt, der mich zu sich eingeladen hat und der auch wollte, dass ich noch ein bisschen bei ihm bleibe. Leider musste ich weiter.
Zischup: Welche Kirche hat Ihnen am besten gefallen?
Hoyanic: Ich finde generell das Alte an den Kirchen sehr schön. Viele stammen aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert.
Zischup: Welchen Streckenabschnitt sind Sie genau gelaufen?
Hoyanic: Ich bin in León gestartet, weiter nach Astorga, dann nach Rabanal del Camino und anschließend nach Foncebadón. Dort gibt es am höchsten Punkt, dem Monte Irago, ein Eisenkreuz, bei dem man einen Stein ablegt, den man von zu Hause mitgebracht hat. Man tut das, um den Segen des Herrn zu bekommen.
Zischup: Mit welcher Intention haben Sie sich auf diesen Weg begeben?
Hoyanic: Mit einer inneren Freude habe ich mich auf den Weg begeben. Ich wollte am Grabe des Heiligen Jacobus beten.
Zischup: Ist mit dieser Pilgerreise für Sie ein langer Wunsch in Erfüllung gegangen?
Hoyanic: Ja, ganz besonders, weil ich den Weg schon von früher kenne. Ich habe exakt diese Pilgerreise schon einmal unternommen, als ich jünger war. Mich hat auch interessiert, was sich seit damals verändert hat.
Zischup: Haben Sie sich ein Andenken von der Reise mitgebracht?
Hoyanic: Ich habe eine originale Jakobsmuschel mitgenommen und eine schöne Statue vom Heiligen Apostel Jacobus.
Zischup: Als Pfarrer haben Sie sicher auch schon viele Wallfahrten gemacht. Wo ordnen Sie für sich diese Reise ein?
Hoyanic: Seit meiner Kindheit habe ich viele Wallfahrtsorte in aller Welt besucht, auch wichtige Orte von anderen Religionen. Aber diese war eine der schönsten Reisen.
Zischup: Was wollen Sie zum Abschluss unseres Interviews den Zischup-Lesern noch gerne mit auf den Weg geben?
Hoyanic: Jeder, der Ruhe braucht, sollte diesen Weg laufen. Es wird die Reise seines Lebens. Und übrigens: Wer mindestens 100 Kilometer gelaufen ist, wird in Santiago mit einer Urkunde als Pilger anerkannt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 19. Dezember 2014: PDF-Version herunterladen

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