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Zischup-Interview

"Eine falsch eingestellte Beatmung kann die Lunge schädigen"

  • Felix Ambros, Klasse 9, Walter-Eucken-Gymnasium & Freiburg

  • Mi, 30. Juni 2021, 19:00 Uhr
    Schülertexte

Was bitteschön macht ein Atmungstherapeut? Noch dazu in Pandemiezeiten? Das wollte Felix Ambros aus der Klasse 9.1 des Walter-Eucken-Gymnasiums in Freiburg von seinem Vater Michael Ambros wissen.

Ein Covid-19-Patient hält eine Atemmaske in seinen Händen.   | Foto: Jens Büttner (dpa)
Ein Covid-19-Patient hält eine Atemmaske in seinen Händen. Foto: Jens Büttner (dpa)
Zischup: Wie lange arbeitest du schon an der Uniklinik?
Ambros: Seit 2002, also 19 Jahre.
Zischup: Was machst du dort genau?
Ambros: Ich arbeite als Atmungstherapeut, kurz AT. Das heißt, ich betreue das Weaning eines Patienten, der invasiv beatmet werden muss. Weaning ist Englisch und bedeutet "Entwöhnung vom Beatmungsgerät". Außerdem betreue ich Patienten, die inner- und außer-klinisch nichtinvasiv beatmet werden. Des Weiteren übernehme ich Anleitungs- und Schulungsaufgaben für das Personal und die Patienten rund um die Beatmung.
Zischup: Hast du, bevor du AT wurdest, schon in der Uniklinik gearbeitet?
Ambros: Ja, vor der Weiterbildung zum Atmungstherapeut habe ich zwölf Jahre als Krankenpfleger auf der Inneren Intensivstation gearbeitet.

Zischup: Wurdest du schon gegen Corona geimpft?
Ambros: Ja, ich habe schon beide Impfungen erhalten.
Zischup: Ist die Arbeit schwerer seit der Pandemie?
Ambros: Die Arbeitsbelastung war sowohl in der ersten als auch in der zweiten Welle der Pandemie ziemlich hoch.
Zischup: Inwiefern?
Ambros: Wenn die Corona-Patienten aufgrund eines schweren Verlaufes auf der Intensivstation liegen müssen, ist es sehr aufwendig die Patienten zu versorgen, weil oft mehrere Organe betroffen sind und weil die Krankheitsdauer sehr lange ist. Um die Lungenfunktion zu verbessern, werden die Patienten oft auf den Bauch gedreht. Da die Patienten im künstlichen Koma sind, können sie nicht mithelfen und jeder Patient muss mit fünf Mitarbeitern des Intensiv Teams gedreht werden. Zusätzlich braucht es oft noch Organersatzgeräte wie etwa die Dialyse. Die Behandlung zieht sich oft über mehrere Wochen.

Zischup: Besteht die Gefahr, sich als Mitarbeiter zu infizieren?
Ambros: Ja, Mitarbeiter haben sich vor allem in der Anfangsphase der Pandemie infiziert. Inzwischen weiß man mehr über das Virus und ist vorsichtiger und schützt sich mit FFP2-Masken und Schutzbrillen.
Zischup: Wie gehst du damit um, wenn Menschen sterben?
Ambros: Das ist unterschiedlich. Manchmal, wenn man den Patienten lange betreut hat und ein enges Verhältnis zu ihm hatte, ist es schwer. Manchmal nimmt man solche Gedanken auch mit nach Hause. Dann ist es wichtig, einen Ausgleich zu haben. Bei mir ist es die Familie und der Sport.
Zischup: Gibt es noch viele andere Atmungstherapeuten im Krankenhaus?
Ambros: Ich habe noch einen anderen Kollegen, der auch AT ist.

Zischup: Beschreibe doch mal kurz deinen Arbeitsalltag.
Ambros: Als Erstes verschaffe ich mir einen Überblick. Dann entscheide ich, zu welchem Patienten ich zuerst gehe. Ich gehe auf die Intensivstation, mobilisiere einen Patienten in den Sessel, nehme ihn an das Sprechventil oder mache eine Lungenspiegelung zur Sekretentfernung. Später besuche ich die Patienten, die ein nicht-invasives Beatmungsgerät haben und optimiere, wenn nötig, die Einstellungen der Beatmung.
Zischup: Was ist denn ein Sprechventil?
Ambros: Ein Sprechventil ist ein spezielles Ventil , das in die Beatmungsschläuche integriert wird. Dadurch ist das Sprechen teilweise möglich.
Zischup: Und was ist eine Lungenspiegelung?
Ambros: Eine Lungenspiegelung ist ein Verfahren, bei dem man mit einer Optik in die Lunge schauen und das Sekret entfernen kann.

Zischup: Was passiert eigentlich bei einem Stromausfall, wenn die Beatmungsgeräte ausfallen?
Ambros: Für die komplette Intensivstation gibt es ein Notstrom-Aggregat, sodass nie der komplette Strom ausfällt. Die Heimbeatmungsgeräte, wenn jemand zuhause beatmet ist, haben einen Akku.
Zischup: Dürfen die Patienten zurzeit besucht werden?
Ambros: Zu den Patienten auf Intensivstation darf ein enger Angehöriger kommen. Auf Normalstation dürfen die Patienten leider zurzeit keinen Besuch empfangen. Darunter leiden viele Patienten und deren Angehörige.
Zischup: Wozu braucht man einen Atmungstherapeut?
Ambros: Durch falsch eingestellte Beatmung kann die Lunge beschädigt werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir als AT mit dem Spezialwissen die Beatmung so schonend wie möglich einstellen und die Mitarbeiter schulen.

Ressort: Schülertexte

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