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Gewinner Schreibwettbewerb Frühjahr 2014

Eine fremde Welt – gibt es das überhaupt noch?

  • Jennifer Perez D., Klasse 8 & Freie Waldorfschule Schopfheim

  • Mo, 26. Mai 2014, 11:50 Uhr
    Schreibwettbewerb Zischup

Jennifer Perez D. hat festgestellt, dass das vermeintlich Fremde in vielen Fällen ganz schön nahe liegt und sogar zum Alltag gehört.

Thema des Schreibwettbewerbs war: "Fremde Welt". Da begann ich mir schon Gedanken darüber zu machen, was dazu passt. Mein erster Einfall war Obdachlosigkeit. Aber so fremd ist das gar nicht. Denn schon auf dem Weg zum Zug begegne ich jeden Morgen denselben Menschen, die auf der Straße leben müssen. Direkt vor der Tür. Ihre Geschichten sind in unserer Stadt bekannt. Viele von ihnen hatten vor ihrer Obdachlosigkeit ein ganz "normales" Leben. Krankheit oder andere unglückliche Schicksalsschläge zwangen sie auf die Straße.

Dann dachte ich an Armut, die nicht unbedingt sichtbar ist. Also recherchierte ich und fand in einem Bericht des Statistischen Bundesamts heraus, dass man in Deutschland als arm gilt, wenn man die Grenze von 60 Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf-Haushaltseinkommens unterschreitet. Konkret heißt das, als arm gilt etwa eine Familie mit zwei Kindern, der ein Einkommen von weniger als 2058 Euro im Monat zur Verfügung steht. Meine Mutter sagte mir, wenn ich Menschen dazu befragen möchte, sie kenne da einige Familien, die unter dieser Grenze leben. Da sah ich, dass auch Armut nicht so fremd und vor allem nicht so weit ist.

Meine Gedanken gingen darauf hin, mich mit Behinderung auseinanderzusetzen. Doch da das heutzutage kein Tabuthema mehr ist und die Betroffenen auch offen darüber reden, stellte ich fest, dass auch dies zu meiner Welt gehört.

Ein Interview mit einem Heroinabhängigen zu machen fand ich auch eine spannende Angelegenheit. Ich habe aber gedacht, das ist so fremd, solche Menschen würde ich nicht in der Öffentlichkeit finden. Und vor allem nicht erkennen. Doch auch da wurde ich eines Besseren belehrt: Am Wochenende als meine Familie und ich, meine Oma in Basel besucht haben, zeigte mir meine Mutter, wo ich persönlich mit einem Leidtragenden sprechen könnte.

Die Suche nach einem Thema erstreckte sich immer weiter – auch in die Ferne: Menschen, die etwas Besonderes geleistet haben, oder Gefahren ausgesetzt waren … Die Dritte Welt … Oder über Erdteile zu berichten, in denen noch nie jemand war oder die noch ganz unbekannt sind … Doch zu all diesen Themen fand ich im Netz einen Haufen Informationen. Und die passenden Bilder dazu.

Von wegen "Fremde Welt"! Ich bekam sogar das passende Reiseangebot! Mein Fazit ist: Wenn man sich wirklich für etwas interessiert und sich damit auseinandersetzt, dann bleibt das "Fremde" nicht länger unbekannt. Und was mich noch mehr erstaunt hat: Meistens findet man es noch näher als gedacht. Deswegen bin ich zum Entschluss gekommen, sollte ich über eine fremde Welt berichten, bleibt mir nichts anderes übrig, als das wörtlich zu nehmen.
Begründung der Zisch-Redaktion:

Der Text hat uns sehr gut gefallen, weil sich Jennifer so viele Gedanken gemacht hat über fremde Welten und über Fremdes im Allgemeinen. Sie hat dabei festgestellt, dass Fremdes oft viel näher liegt, als man glaubt. Und dass somit ein jeder die Möglichkeit hat, ganz unproblematisch und recht schnell Fremdes kennenzulernen – womit es natürlich nicht länger fremd bleibt. Rauszugehen und dieses nahe Fremde kennenzulernen war eigentlich unsere Idee hinter dem Wettbewerbsthema. Jennifers Blickwinkel ist ein etwas anderer, aber gut durchdachter – und deshalb preiswürdiger.

Ressort: Schreibwettbewerb Zischup

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