Brandt hat "mehr Demokratie" gewagt – und damit das Lebensgefühl der Nachkriegsgeneration verkörpert wie kein zweiter.
Märchen beginnen gerne in einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat. Und Wünsche hatten wir Kinder nun wirklich viele in jenen 60er-Jahren. Die Bundesrepublik hatte sich aus den Ruinen des Zweiten Weltkriegs erhoben, Erhards Losung vom Wohlstand für alle hatte zumindest vielen etwas, manchen aber schon deutlich mehr davon gebracht. Die Welt stand offen, auch wenn die Grenzen noch geschlossener waren als heute. Aus dem Radio rauschten Schlager und Pop-Musik via Saarländischem Rundfunk oder Radio Luxemburg in die südbadische Wohnstube, mal kratzend, mal auf- und abschwellend in einer Form, die einem das Gefühl vermittelte, als käme diese Musik geradewegs aus den Tiefen des Weltalls. Aber die Idylle trog. Es brodelte in der Republik.
Die Trümmer waren beseitigt. ...