"Der patagonische Hase": Die Autobiographie des "Shoah"-Regisseurs Claude Lanzmann.
Seinen epochalen neuneinhalbstündigen Film "Shoah" von der Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis wollte sein Schöpfer, der französische Regisseur Claude Lanzmann, nie als Dokumentation verstanden wissen; "Shoah" sei ein filmisch montiertes Kunstwerk. Lanzmanns Freundin Simone de Beauvoir notierte nach der Premiere des Films in Paris 1985, getroffen und hingerissen, eine solche "Mischung aus Grauen und Schönheit" hätte sie nicht für möglich gehalten. Sie ist ein Rätsel bis heute.
So erwarten Leser einer Autobiografie Claude Lanzmanns zuallererst weiteren Aufschluss über die Entstehung dieses in zwölfjähriger Arbeit produzierten, in jeder Hinsicht unvergleichlichen und präzedenzlosen Werks. Wenn Lanzmann also in seinem 667 Seiten starken Lebensbericht die Leser bis zur Seite 539 warten lässt, ehe er auf den Film wirklich zu sprechen kommt, muss das seine Gründe haben: Sie weisen auf die Konstruktion auch dieses Buchs ...