Account/Login

Eiskalt? Wunderbar!

  • Sa, 09. Februar 2013
    Neues für Kinder

Professor Bucher, der auch am Südpol forscht, friert selten – er kleidet sich nach dem Zwiebelprinzip.

Schnee und Eis, wohin man blickt: Forscher in der Antarktis   | Foto: Privat/Kurt Bucher
Schnee und Eis, wohin man blickt: Forscher in der Antarktis Foto: Privat/Kurt Bucher
Kurt Bucher kann es nie kalt genug sein. Minus zehn Grad? Da lacht er nur. Minus zwanzig Grad? Das klingt schon besser. Wenn es eiskalt ist, also wirklich eiskalt, fühlt Kurt Bucher sich nämlich erst richtig wohl. Er ist Professor an der Universität Freiburg in der Abteilung Mineralogie und von Beruf Petrologe. Petrologen beschäftigen sich mit den Steinen, die man auf und in der Erde findet. Aus diesen Gesteinen können sie viel über die Entwicklung der Erde, der Gebirge und der Kontinente lesen. Solche Geschichten liest Kurt Bucher am liebsten dort, wo wenig Wälder oder Häuser den Weg zum Erdboden blockieren. Deshalb ist er viel unterwegs und sucht Steine in Grönland, in Alaska, in der Antarktis. Dort ist es nicht nur menschenleer, sondern auch kalt. Man darf ruhig sagen: schweinekalt.

In der Antarktis haben Kurt Bucher und seine Kollegen bei minus 35 Grad gezeltet. Mehrere Wochen lang. "Das war überhaupt nicht so schlimm, wie es klingt", sagt Bucher. "Wichtig ist, dass man ordentlich angezogen ist, dann macht die Kälte nicht so viel aus." Die goldene Regel beim Anziehen lautet: Zwiebelprinzip. So, wie die Zwiebel aus mehreren Schichten besteht, schützen sich die Forscher mit mehreren Schichten Kleidung vor den Minustemperaturen. Sie tragen zum Beispiel zusätzlich zu zwei Paar Socken sogenannte Dreifachschuhe. Da stecken im Schuh noch zwei Innenschuhe, einer aus Leder, der andere aus Filz. Eine sehr, sehr dicke Daunenjacke gehört auch zur Ausstattung, eine lange Unterhose ist Pflicht. Die Finger werden genau wie die Füße dreifach verpackt. Die Spezialhandschuhe bestehen ganz innen aus einem Seidenhandschuh, dann kommt ein Fäustling aus Wolle und ganz außen ein mit Daunen gefüllter Fäustling. "Irgendwann muss man aber auch mal die Handschuhe abnehmen, zum Beispiel, um sich Notizen zu machen, dann wird’s schon unangenehm", erzählt Kurt Bucher. In den Zelten ist es dank der Gaskocher ausreichend warm, ein Lammfell am Boden wärmt von unten und nachts kriechen die Wissenschaftler in Spezialschlafsäcke. Auch der Gang zur Toilette ist kein Problem, es wird einfach eine Klogrube ausgehoben. Weil die Luft so trocken und kalt ist, stinkt da nix.

Auf Steinsuche geht Kurt Bucher aber nicht nur in der Antarktis. Er hat auch schon auf dem Matterhorn übernachtet, war auf Spitzbergen und in Alaska. Dort hat er sich die Gesteine des Mount McKinley angeschaut. Klar, dass er dort auch übernachtet hat. Im Zelt, bei -40 Grad. "Wunderbar!", sagt Kurt Bucher und lacht. Zum Glück sind seine wichtigsten Arbeitsgeräte nicht empfindlich gegen Kälte: ein Hammer, mit dem er die Gesteinsproben abschlägt, und Zettel und Stift, um aufzuschreiben, an welcher Stelle er welches Gestein gefunden hat.

"Wirklich schlimm ist bei solchen Temperaturen nur der Wind", sagt Kurt Bucher. Er hat sich mal aus Versehen falsch herum auf den Anhänger des Schneefahrzeugs gesetzt und der antarktische Wind war nicht auszuhalten. "Mein Kollege, der vorne gefahren ist, hat mein Rufen nicht gehört, also musste ich irgendwann abspringen." Der Wind hat Kurt Bucher besiegt, die Kälte aber nicht.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 09. Februar 2013: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel