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Endlich ein Star sein – so wie Kim Kardashian

Carolin Buchheim
  • Do, 16. Oktober 2014
    fudder

FUDDERS APP-CHECK: Bei "Kim Kardashian: Hollywood" kann man sich zum A-List-Star hocharbeiten – mit Geduld oder Geld.

fudder, Kardashian  | Foto: Screenshot
fudder, Kardashian Foto: Screenshot
Der Weg zum Ruhm ist gepflastert mit Arbeit. Diese Lektion lerne ich schnell im Spiel "Kim Kardashian: Hollywood". Ich habe die kostenlose Spiele-App auf mein Handy geladen, weil sie ein Hit ist. Ich will verstehen, warum mehr als 2,6 Millionen Menschen – den Bewertungen im App-Store nach zu Urteilen größtenteils junge Frauen – das Spiel täglich spielen. Das Ziel von "Kim Kardashian: Hollywood": Berühmt werden, ein Star sein, so wie Kim.

In den USA ist Kim Kardashian ein Mega-Star mit TV-Serie, Klamotten-Kollektion, Werbe-Verträgen. Damit ich so werden kann wie sie, darf ich mich zuerst nachbauen. Es gibt zwar nur einen Körperbau für mein virtuelles Ich, aber diverse Frisuren, Augen, Münder, Nasen. Danach darf ich mich im virtuellen Kleiderschrank einkleiden. Dann geht’s los.

Ich starte in Hollywood, als Unbekannte, die im Klamottenladen "So Chic" arbeitet. Durch fleißiges Tippen auf den Screen erledige ich dort Aufgaben: T-Shirts falten, Schaufensterpuppen arrangiert.Und dann kommt Kim. Eigentlich ist schon Ladenschluss, aber ich mache noch mal auf, leihe ihr ein Kleid. So leicht werde ich Kims Freundin – und ab jetzt kann ich ein Star werden. Kim verschafft mir Kontakt zu einem etwas verplanten Agenten und einer PR-Frau, die mich zu Terminen schicken. Alsbald arbeite ich nicht nur bei "So Chic", sondern muss zu Foto-Shootings und auf Laufstege, Paparazzi lauern mir auf. Ich bekomme auch eine Feindin, sie heißt Willow und beschimpft mich, wenn sie mich trifft.

Und immer muss ich tippen. Tippen, tippen, tippen, bis alle meine blauen Energie-Pfeile aufgebraucht sind. Sie laden sich von selbst auf, fünf Minuten pro Pfeil. Man kann Energie auch kaufen – so wie man Drogen kaufen kann. Allerdings nicht direkt, sondern über die Spiel-Währung der silbernen Kardashian-Sterne, die man in Paketen zu 4,49 bis 89,99 Euro (!) in der App kaufen kann. Mit mehr Energie kann man seine Tipp-Aufgaben schneller erledigen. Für Kardashian-Sterne gibt’s auch coolere Klamotten, Frisuren und Schuhe. Ich will kein echtes Geld ausgeben und stelle mir einen Alarm am Smartphone, um spielen zu können, sobald meine Energie wieder aufgeladen ist. Aber irgendwann tu’ ich es doch. Es ist kurz vor Ablauf einer 24-Stunden-Aufgabe (Tippen! Tippen! Tippen!), ich zahle 8,99 Euro für Sterne, mit denen ich Energie kaufe, um das Foto-Shooting rechtzeitig fertig zu machen. Und dann noch ein hübsches Kleid. Ich bin offensichtlich verrückt geworden. Immerhin verstehe ich jetzt, warum das Spiel täglich rund 200.000 US-Dollar Umsatz macht. Und ich werde berühmt. Plötzlich bin ich A-Promi – und auf seltsame Art vom Spiel abhängig.

Auch Liebe gibt’s in Kims Welt. Ich angel mir Hayden, er ist B-Promi, als ich noch D-Promi bin. Ich führe ihn aus, in alle Bars, Restaurants und Diskos, die das Spiel zu bieten hat, von LA bis Paris, London und Sydney. Immer zahle ich. Er beschwert sich zu Beginn jeden Dates über mein Outfit – außer, wenn ich extra etwas Neues kaufe; für teure Sterne, klar. Verabrede ich mich länger als 24 Stunden nicht mit Hayden, so droht er mit Trennung – und fordert Sterne zur Entschuldigung.

Seit fast drei Wochen habe ich Hayden nicht mehr getroffen. Ich war übers Wochenende weg und hatte keine Lust mehr auf virtuelles Starsein. Gerade gab es ein Update von "Kim Kardashian: Hollywood". Jetzt kann man auch heiraten. Das klingt interessant, aber ich hab’ mich trotzdem noch nicht wieder ins Spiel getraut. Wie viele Silbersterne würde Hayden nach so langer Vernachlässigung wohl von mir einfordern? Und würde er auch am Altar über mein Hochzeitskleid meckern?

Ressort: fudder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 16. Oktober 2014: PDF-Version herunterladen

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