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Endlich wieder in Sicherheit

  • Fr, 18. Dezember 2020
    Schülertexte

Ein Syrer erzählt von seiner Flucht nach Deutschland.

Viele Syrer sind auf der Flucht.   | Foto: Anas Alkharboutli (dpa)
Viele Syrer sind auf der Flucht. Foto: Anas Alkharboutli (dpa)

Viele wichtige Themen wurden in den vergangenen Monaten von Corona überdeckt. Zischup-Reporterin Jara Pötzsch, Schülerin der Klasse 8d der Staudinger-Gesamtschule in Freiburg, will mit ihrem Beitrag an einen Konflikt erinnern – an den Syrien-Krieg. Es sei eines der Themen auf der Welt, die man nicht vergessen dürfe.

Wie kam es zu dem Krieg?
Ich habe mich mit einem Flüchtling aus Syrien namens Fadi Mhawesch getroffen. In unserem Gespräch hat er gesagt, dass schon vor dem Krieg junge Syrer, die erst in der siebten Klasse waren, auf Wände geschrieben haben, dass sie Freiheit in der Politik und eine neue oder andere Regierung haben wollen. Das haben sie so von den Erwachsenen übernommen. Wenn die Jugendlichen das auf Wände geschrieben haben und dabei erwischt wurden, kamen sie ins Gefängnis. Dagegen haben die Eltern der Jugendlichen protestiert. Es gab also schon vor Kriegsbeginn Unstimmigkeiten zwischen der Bevölkerung und dem Herrscher Bashar al-Assad.

Da die Bürger Syriens auch Meinungsfreiheit in der Politik haben wollten, sind sie 2011 auf die Straße zum Demonstrieren für Meinungsfreiheit in der Politik gegangen. Assad gefiel das aber nicht, weswegen er die friedliche Demonstration gewaltsam niederschlug. Das nahmen die Bürger nicht so hin und bildeten die "Freie Syrische Armee", mit der sie gegen Assad kämpften.

Wieso ist Fadi Mhawesch geflohen?
Fadi Mhawesch ist aus verschiedenen Gründen geflohen. Ein Grund war, dass er auf der Seite einer der beiden Parteien kämpfen musste, er wollte aber nicht mit einer Partei kämpfen, weil dann die andere Partei gesagt hat, dass er von ihnen getötet wird. Ein anderer Grund war, dass er in der Stadt geboren wurde, in der die Widerstände begonnen haben. Er und seine Familie sind zwar schon vor dem Krieg in eine andere Stadt umgezogen, aber der Geburtsort stand trotzdem noch auf seinem Ausweis. Das war in dem Sinne ein Problem, weil wenn er in eine Routinekontrolle mit Polizisten geraten wäre, hätten die Polizisten gedacht, dass er gegen Assad wäre und das hätte gefährlich werden können. Sein Bruder etwa wurde getötet. Noch ein Grund war, dass er eine schwangere Frau hatte, die er nicht im Krieg sterben sehen wollte.

Wie war die Flucht von Fadi
Mhawesch?

18 Tage nach dem Tod seines Bruders, der von der Regierung ermordet wurde, sind er und seine Frau zur Flucht aufgebrochen. Sie sind mit dem Flugzeug nach Ägypten geflogen und sind dort für ein Jahr geblieben. In Ägypten haben sie ihren ersten Sohn bekommen.

Nach einem Jahr in Ägypten sollten sie wieder nach Syrien abgeschoben werden. Also gab es drei Möglichkeiten für sie. Erstens: Sie gehen zurück nach Syrien und sterben da. Zweitens: Sie fahren mit einem Boot nach Italien und ertrinken auf der Fahrt im Meer. Drittens: Sie fahren mit einem Boot nach Italien und schaffen es. Es wurde sich für die dritte Variante entschieden. Bei der Überfahrt ist eine junge Frau im Alter von 23 an Diabetes gestorben. Ihre Familie (ihr Vater und ihre Schwester) hat sie noch zwei Tage, bis sie in Italien waren, auf dem Boot gelassen.

Fadi Mhawesch hatte die Flucht über Angst um seinen Sohn und seine Frau. Auf dem Boot konnte er vor Angst nicht schlafen. In Italien angekommen sind sie mit einem Zug und einem Bus nach Karlsruhe gefahren. Er wollte nach Deutschland, weil seine Schwester schon vor dem Krieg nach Deutschland ausgewandert ist und das ist sie wegen ihres Mannes, der hier lebt. Fadi Mhawesch hat auf die Frage, was das Schönste auf der Flucht gewesen sei, wie folgt geantwortet: "Dass wir die Sicherheit gefunden haben." Meiner Meinung nach sollten wir uns das zu Herzen nehmen und dankbar sein, dass wir hier in Sicherheit leben können. Er hat auch gesagt, dass er hier in Freiburg noch keinen Hass gegenüber Flüchtlingen erfahren habe, eher im Gegenteil. Die Deutschen wollten ihm helfen. Nur in Dortmund hat er einmal eine schlechte Erfahrung mit einer Frau gehabt, die gesagt hat, dass er in Deutschland nichts zu suchen habe und er nicht hierhergehöre. "Das war aber auch das einzige Mal."

Was ist aktuell in Syrien los?
Fadi Mhawesch meinte, dass der politische Krieg, außer im Norden Syriens, so gut wie aufgehört hat. Er sagte, dass es nur noch kleine Gemetzel gibt. Es gibt aber noch den Krieg um das Öl in Syrien, den die USA, die Kurden, Arabien, Russland und die Türkei führen. Die wirtschaftliche Lage in Syrien ist schlecht. Alle arbeiten nur noch, um an ein bisschen Brot zu kommen, das gerade sehr teuer ist. Insgesamt sind die Preise von Lebensmitteln stark gestiegen. In den Städten stehen in vielen Straßen nur noch wenige Häuser. Viele Syrer sind gestorben ober geflüchtet. Es herrscht weiterhin Bashar al-Assad.

Ressort: Schülertexte

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