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Freiburg

Erzbischof Burger bei "Nachgefragt" im Rotteck-Gymnasium

Frank Zimmermann
  • Fr, 30. Oktober 2015, 17:47 Uhr
    Freiburg

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger ist in der Schüler-Talkshow "Nachgefragt am Rotteck-Gymnasium zu Gast gewesen. Dort sprach er auch über Verhütung und seine Liebe zu Klößen.

Kein Maître de Cuisine und nach eigene...usch, 16, und Clara   Rogaczewski, 18.  | Foto: michael bamberger
Kein Maître de Cuisine und nach eigener Aussage wenig kreativ: Erzbischof Stephan Burger (Mitte) mit den „Nachgefragt“-Moderatoren Luca Tausch, 16, und Clara Rogaczewski, 18. Foto: michael bamberger
Einen Promi dazu zu bringen, seine private Seite öffentlich zu machen, kann für gestandene Journalisten eine Herausforderung sein. Beim Talkshow-Format "Nachgefragt" am Rotteck-Gymnasium gelingt das den jungen Fragestellern regelmäßig: Ihre Stärke ist weniger das Fachgespräch, sondern das Spielerische – die Fähigkeit, beim Fragen hemmungslos, mit ein bisschen Chuzpe, an die Sache heranzugehen. So auch beim Talk mit Freiburgs Erzbischof Stephan Burger. Die Themen: Verhütung, das eigene (schlechte) Klavierspiel und seine Liebe zu Klößen.

Kurz ist der Erzbischof irritiert, als der 16-jährige Moderator Luca Tausch ihm einen senkrechten Holzpenis und ein Kondom vor die Nase hält. "Wir lernen in der siebten Klasse, wie man das da drüberstülpt", sagt der 16-jährige Schüler. Stephan Burger überlegt kurz. Und beginnt, über Sex als Ware zu sprechen und ein "vielschichtiges Problem, bei dem ich mich alleine mit diesen beiden Gegenständen schwer tue: Zu sagen, ich verteile eine Portion Verhüterli und alles ist geritzt, das ist mir zu platt." Dann holt er größer aus, denkt darüber nach, wie man in Afrika konkret helfen könnte. "Wir müssen andere Lebensverhältnisse schaffen, die es den Leuten dort ermöglicht, besser zu leben."

Und flugs hat der Kirchenmann das heikle Thema Verhütung fallengelassen und ist bei der Flüchtlingskrise angekommen – bei Bürgerkriegen und Potentaten, die ihr eigenes Land zerstören: "Da kommen noch wesentlich größere Herausforderungen auf uns zu", schwant Burger.

Weitere Themen des Abends: die Familiensynode, Homosexualität in der katholischen Kirche, seine halbstündige Begegnung mit Papst Franziskus im Vatikan ("sehr angenehm, sehr erfrischend, Mut machend"), der eigene Glaube und sein Vertrauen in Gott, das schon auf so manche harte Probe gestellt wurde. Zum Beispiel, als er miterleben musste, wie einem Krebskranken, dem er beistand, das Gesicht regelrecht "aufgefressen" wurde.

Der Erzbischof kann auch witzig

Der Erzbischof kann auch witzig und schlagfertig sein. In rot karierter Schürze muss er im Wettstreit mit den Moderatoren Luca Tausch (ungetauftes Fußballtalent beim FC Basel) und Clara Rogaczewski ("katholisch getauft, geht aber lieber joggen und reiten") ein Halloween-Gesicht aus einem Kürbis schnitzen. Für alle Drei ist’s eine Premiere. Von Halloween und dem Kommerz dieser Tage hält Burger eigentlich nichts. "Aber Kürbisse sind älter, die muss man nicht auf Halloween beziehen, das das von irgendwoher zu uns rüberschwappt." Heiden neu zurechtzuschnitzen, darin sei seine Kirche schon immer gut gewesen, sagt der 53-Jährige trotzig – und schnitzt. Ob er kreativ sei? "Nee, das sehen Sie doch. Im Sockenstopfen wäre ich sicherlich besser."

Und schon haben die Schüler dem Gast ein geheimes Talent entlockt. Fehlende Kreativität hin oder her, den Kürbisschnitzwettkampf entscheidet er für sich. Und bekommt als Preis den Bestseller "Die Päpstin" geschenkt, für den einstigen Asterix-Fan eine prima Bettlektüre: "Endlich mal keine Fachliteratur." Fasziniert haben ihn übrigens die "Herr der Ringe"-Filme: "Die ganze Aufmachung, die Gesamtatmosphäre, die Auseinandersetzung mit dem Bösen..."

Homosexualität und Papst Franziskus

Apropos Talent: Fürs Schauspielen hatte Burger in der Jugend eine gewisse Leidenschaft, angefangen beim Pfarrerspielen im von der Oma genähten Messgewand am selbstgebauten Altar daheim. Und im Rezitieren ist er meisterhaft. "G’lernt isch g’lernt", die 14 Strophen von "Die Sache mit den Klößen" trägt er fast komplett auswendig vor: "Als man einmal vom Essen sprach, da dachte Peter lange nach. Dann sagte er mit stiller Größe: "Ich esse manchmal dreißig Klöße..." Viel schwerer habe er sich mit dem Klavierspielen getan: "Mein Lehrer hat immer gesagt, ich soll mir vorstellen, ich sei der beste Pianist der Welt." Geholfen hat’s nicht, nach zwei Jahren war Schluss mit dem Geklimper.

Ein Maître ist der Erzbischof auch in der Cuisine nicht: "Ich kann nicht kochen, ich kann wärmen", sagt er. "Spiegelei, Spaghetti, dann ist’s mit meiner Kochkunst erledigt." Burger lächelt und schaut sein Kürbiskunstwerk an, bei dessen Anblick er zufrieden feststellt: "Meiner lächelt." Luca Tausch schlägt dem Gast ein leicht zu bedienendes Thermomix-Gerät vor. Burger ist skeptisch: "Da muss man ja auch was reintun."

Am Ende freut er sich über sechseinhalb Kilo Schokocreme, ein Präsent der Schüler, das den Erzbischof seufzen lässt: "Es geht doch nichts über eine gesunde Ernährung."

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Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 31. Oktober 2015: PDF-Version herunterladen

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