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"Es ist jeden Tag etwas anderes"

Catharina Rische

Von

Do, 26. Januar 2017

Kollektive

Tourismuskaufleute pflegen einen offenen Umgang mit Kunden und benötigen kaufmännische Kompetenz / Der Arbeitstag des Auszubildenden Elias Kühne.

Während der Arbeit im  Reisebüro berät...auf von Urlaubs- und Geschäftsreisen.   | Foto: Herbert Frey
Während der Arbeit im Reisebüro berät der Auszubildende Elias Kühne seine Kunden und organisiert den Ablauf von Urlaubs- und Geschäftsreisen. Foto: Herbert Frey

Ausschlaggebend für den Berufswunsch als Tourismuskaufmann war sein eigener Reisewunsch. Nach dem Abitur plante der heute 21-jährige Elias Kühne eine Rundreise durch Australien, im Reisebüro Stiefvater in Weil am Rhein wurde er dabei unterstützt. "Ich habe die persönliche Beratung selbst kennengelernt, es war toll, es hat mich begeistert. Und das tut es auch jetzt nach mehr als anderthalb Jahren noch", sagt der Auszubildende.

Direkt nach seiner Reise schickte Kühne seine Bewerbung los, und schon drei Monate nach dem Ende seiner Reise fing er im Betrieb an. Heute ist Kühne im zweiten von drei Lehrjahren.

Doch wer in der Ausbildung und im Beruf erfolgreich sein möchte, muss mehr mitbringen als die Lust am Reisen. Im berufsbegleitenden Unterricht gibt es beispielsweise Noten in Pflichtfächern wie Deutsch und Englisch, es werden aber auch Geographiekenntnisse und rechtliches Grundlagenwissen geprüft. So lernt der Auszubildende unter anderem, wie das Klima und wann die beste Reisezeiten für die verschiedenen Zielgebiete sind, wie ein Vertrag zustande kommt oder was passiert, wenn ein Kunde seine Rechnungen nicht begleicht. Aber: "Was der Kunde will und was man ihm vermitteln muss, das lernt man nicht in der Theorie, das lernt man nur in der Praxis", sagt Kühne. "Das Wichtigste erklären einem die Kollegen." Die Fachhochschulreife oder ein guter Realschulabschluss wird in den meisten Betrieben verlangt, wichtiger sind aber persönliche Fähigkeiten. Fleiß, Teamfähigkeit und der offene Umgang mit Kunden sind ausschlaggebend. Kühne: "Man muss Freude an anderen Menschen haben. Sobald man eine Reise verkauft hat und der Kunde glücklich zurückkommt, dann nimmt man sich die Zeit gern immer wieder."

Der Tag des Azubis Kühne beginnt meist damit, Arbeitsmaterialien wie Kataloge im Wandregal aufzufüllen. Nachdem Anfragen per Mail bearbeitet werden, beginnen die Kundengespräche. Einhergehend werden Reiseangebote zusammengestellt, Unterlagen überprüft, bei Bedarf Flüge und Hotelzimmer gebucht und Fragen im Telefonat mit Veranstaltern geklärt. Wenn sich diese im Ausland befinden, sind gute Englischkenntnisse selbstverständlich unerlässlich.

So gestaltet sich jeder Arbeitstag abwechslungsreich. "Das ist es auch, was so Spaß macht", sagt Kühne. "Es ist jeden Tag etwas anderes. Jeder Kunde kommt mit anderen Wünschen. Viele denken, man hockt den ganzen Tag im Büro vor dem Computer, aber jeder Kunde möchte etwas anderes. Letztens wollte jemand eine Städtereise durch die Schweiz und durch Frankreich machen, das hatte ich noch nie gehört. Das ist dann eine richtige Herausforderung."

Auch in Zeiten des Internets bevorzugen noch viele den persönlichen Besuch im Reisebüro. Laut Stiftung Warentest bezahlen Kunden hier trotz des Services nicht mehr als online. Vor allem die individuelle Beratung überzeuge die Kunden. "Wir leben heute in einer Welt, in der man sich im Internet auf Leute verlässt, die man gar nicht kennt. Mit den Kunden zu reden, sie einzuschätzen und ihnen Tipps zu geben ist dagegen unsere Stärke", sagt Assistant Manager Kevin Pabst.

Inforeisen für die Zielkompetenz

Um diesen Vorteil beizubehalten, veranstalten die Betriebe in Kooperation mit Reiseveranstaltern oft Inforeisen um die sogenannte Zielkompetenz der Angestellten zu steigern. Auch Austauschprogramme mit Hotelbetrieben werden organisiert. So besuchte Kühne das Fünfsternehotel Traube Tonbach in Baiersbronn und beteiligte sich bei Reservierungen, im Service und bei den Hausdamen, um sich in Zukunft im Klaren darüber zu sein, was zum Beispiel ein Drei- von einem Fünfsternehaus unterscheidet.

Auch bei privaten Reisen profitieren die Angestellten von Vergünstigungen der Veranstalter. Elias Kühne erzählt von seinem Urlaub in der Dominikanischen Republik. "Ich habe mir dieses Hotel angeschaut und dort selbst Urlaub gemacht. Das überzeugt die Leute, inzwischen habe ich es schon fünfmal verkauft."

Planen und Vermitteln

Tourismuskaufleute (früher Verkehrskaufleute) planen den Ablauf von Urlaubs- und Geschäftsreisen. Bei der Vermittlung werden Kunden beraten, bei Bedarf Übernachtungsmöglichkeiten ermittelt und Reiseverbindungen gebucht. Auch kaufmännische und verwaltende Aufgaben werden übernommen. So müssen Reisedokumente geprüft, Preise kalkuliert und Kundenangebote erstellt werden. In erster Linie arbeiten Tourismuskaufleute in Reisebüros.
Die Bundesagentur für Arbeit nennt beispielhafte Ausbildungsvergütungen von 642 Euro pro Monat im ersten bis 897 Euro im Monat im dritten Ausbildungsjahr. In der Regel beträgt die Ausbildung drei Jahre und beinhaltet berufsbegleitenden Unterricht. Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben, die meisten Betriebe bevorzugen aber Bewerber mit Abitur oder einem guten Realschulabschluss.

Tourismuskaufleuten geht es also darum, Reisen zu planen und zu vermitteln. Nicht zu verwechseln ist dies mit dem Beruf der Kaufleute für Tourismus und Freizeit, die Marketingmaßnahmen für die eigene Region entwickeln und umsetzen.

Ressort: Kollektive

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 26. Januar 2017:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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