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"Etwas ganz anders machen"

  • Iris Biehler, Nico Brüggemann, Mika Gerdts und Samia Spich, Klasse 8a, Werner-Kirchhofer-Realschule (Bad Säckingen)

  • Fr, 17. Dezember 2021
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Kurator Boris Magrini über seine Ausstellung "Radical Gaming", die vor kurzem im Basler Haus der elektronischen Künste zu sehen war.

Beim Spiel „Darkgame“ basieren die Interaktionen auf Empfindungen. Foto: Sonja Zellmann
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Boris Magrini ist Kurator im Haus der Elektronischen Künste (HEK) in Basel. Dort arbeitet er seit fünf Jahren. In diesem Jahr organisierte er die Ausstellung "Radical Gaming", die wir, die Klasse 8a der Werner-Kirchhofer Realschule in Bad Säckingen, für das Zischup-Projekt besuchen durften. Nachdem wir zuerst in einer exklusiven und informativen Besichtigung mit Führung die Ausstellungsstücke ansehen und ausprobieren konnten, hatten wir das Glück, Boris Magrini interviewen zu dürfen.

Zischup: Was ist denn die Arbeit eines Kurators?
Magrini: Ein Kurator organisiert und erstellt eine Ausstellung. Er überlegt sich ein Thema und sucht dazu dann die Künstlerinnen und Künstler aus. Oft wird die Arbeit auch mit einem Filmregisseur verglichen, der einen Film mit verschiedenen Akteuren und Helden gestaltet. Der Regisseur steuert das Ganze. Auch der Kurator versucht, mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern eine Geschichte zu erstellen. Er informiert sich in Büchern, Ausstellungen, Zeitungen und Zeitschriften weltweit über passende Kunstwerke und sucht die Künstler aus. Dann überlegt er, wie man die Werke in der Ausstellung anordnen könnte.

Zischup: Was für eine Art Museum ist das HEK?
Magrini: Das HEK gibt es seit 2011, es feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag. Das HEK zeigt elektronische und digitale Kunst. Es ist ein Ort, an dem aktuelle, zeitgenössische Kunst von der gesamten Bevölkerung angeschaut werden kann.

Zischup: Wie kamen Sie auf das Thema Gaming?
Magrini: Im HEK gab es bis jetzt noch nie eine Ausstellung, die etwas mit Games zu tun hatte, außerdem interessiert mich das persönlich auch sehr. Man versucht im HEK, immer eine Ausstellung zu zeigen, die auch Aktualität zeigt, das, was heute passiert. Ich habe auch gesehen, dass das Thema heutzutage sehr aktuell und interessant ist, denn viele Künstler und Künstlerinnen arbeiten mit Games.

Zischup: Warum haben Sie die Ausstellung "Radical Gaming" genannt?
Magrini: "Radical" bedeutet für mich viele unterschiedliche Sachen, vor allem aber unkonventionell: Radikal ist jemand, der versucht, etwas gegen den Mainstream, das, was alle machen, zu tun. So wie Games, die versuchen im Vergleich zu bekannten Mainstreamspielen etwas ganz anders zu machen. Etwas, das weg ist von der Norm oder etwas Ungewöhnliches, wie zum Beispiel mit einem Mikrofon etwas in einem Spiel zu bewegen.

Zischup: Wie lange hat es gedauert, die Ausstellung vorzubereiten?
Magrini: Ich habe vor zwei Jahren angefangen, zu recherchieren und eine Liste von Künstlern zu erstellen. Je näher man zum Ende der Vorbereitung kommt, desto intensiver arbeitet man an der Ausstellung: Texte schreiben, Fotografien sammeln und einen Katalog produzieren. In den letzten Wochen bauen dann die Mitarbeiter und Techniker die Wände und Kunstwerke auf. Auch einige Künstler kamen, um ihre Werke richtig zu platzieren.

Zischup: Nach welchen Kriterien haben Sie sich die Spiele ausgesucht?
Magrini: Ich war auf der Suche nach unkonventionellen Spielen, die eine andere Geschichte erzählen als die Mainstreamgames, wie zum Beispiel politische Geschichten zwischen Korruption und Macht wie bei Sara Culmann, oder auch ein Fantasiegame mit einem Transgender-Ork, der nicht wie sonst in den Fantasiegames gegen Menschen kämpft, sondern mit dem man einfach nur durch ein Feld spaziert. Ich habe auch versucht, Kunstwerke zu finden, die Elemente des Spiels in den Ausstellungsraum bringen. Zum Beispiel echtes Heu, auf dem das Publikum sitzen kann und das der Landschaft eines Videospiels entspricht, oder eine Installation mit einem Wasserpool und Neonlichtern für ein anderes Spiel. Wichtig war mir auch, durch Künstler aus Singapur, China, Indien, Russland und so weiter zu zeigen, was weltweit passiert, nicht nur in Europa. Auch Gendervielfalt war für mich wichtig.

Zischup: Haben sie ein Lieblingsspiel in dieser Ausstellung?
Magrini: Nein, ich mag wirklich alle Spiele sehr, aus unterschiedlichen Gründen: Das eine, weil es ästhetisch schön ist, und ein anderes, weil es zum Beispiel politisch kritisch ist. Ich finde es auch unfair zu sagen: Das ist mein Lieblingsspiel.

Zischup: Würden Sie zukünftig gerne noch so eine Ausstellung organisieren?
Magrini: Ja, warum nicht. Ich würde mich gerne, vielleicht in ein paar Jahren, nochmal mit diesem Thema beschäftigen. Es gibt nämlich viele Künstlerinnen und Künstler, die sich aktuell mit dem Thema Gaming beschäftigen und die ich dann auch gerne zeigen würde.

Zischup: Sie sind auch ein Gamer, haben Sie privat ein Lieblingsspiel?
Magrini: Ich mag viele Spiele sehr und habe auch viele ausprobiert, wie Underworld, No Man’s Sky, aber auch Indie Games oder Battle Royal. Leider habe ich nicht so viel Zeit, um intensiv zu spielen. Aber ich möchte offen für neue Spiele bleiben.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Dezember 2021: PDF-Version herunterladen

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