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Findelhund macht Polizei-Karriere

Birgitta von Gyldenfeldt

Von Birgitta von Gyldenfeldt (dpa)

Fr, 31. Mai 2019

Panorama

Als zehn Wochen alter Welpe wurde Jack bei Minustemperaturen ausgesetzt, jetzt hat er seine eigene Dienstnummer.

Im Staatsdienst: Jack, ein Belgischer ...erhund, schaut aus einem Einsatzwagen.  | Foto: Carsten Rehder (dpa)
Im Staatsdienst: Jack, ein Belgischer Schäferhund, schaut aus einem Einsatzwagen. Foto: Carsten Rehder (dpa)

SILBERSTEDT. Vor zweieinhalb Jahren haben Polizisten bei Flensburg einen Welpen gefunden, ausgesetzt zwischen Euro-Paletten. Schnell erkannten sie, dass in dem Rüden mehr steckt als ein Familienhund. Jack machte Karriere bei der Polizei – nun ist er offiziell Diensthund.

Auf einer Wiese in Silberstedt im Norden Schleswig-Holsteins zeigt Jack, ein Malinois-Rüde (Belgischer Schäferhund), was er in den vergangenen Jahren gelernt hat. Aufmerksam folgt er den Anweisungen von Diensthundeführer Hauke Messer. Die beiden schleichen sich an einen Verdächtigen heran. Zumindest im Spiel, das gleichzeitig eine Art Training ist. Vor kurzem beendete Jack mit Erfolg seine Ausbildung: Er ist jetzt offiziell Polizeihund mit der Dienstnummer 1695.

Der Rüde hat eine besondere Geschichte: Vor zweieinhalb Jahren, am 4. Dezember 2016, saß Jack – bei Minustemperaturen mitten in der Nacht eingesperrt zwischen Euro-Paletten – auf einem Grundstück in einem Gewerbegebiet von Handewitt bei Flensburg. Doch der damals etwa zehn Wochen alte Welpe starb nicht den Kältetod, sondern wurde von einer Polizeistreife entdeckt.

Einer der Kollegen habe den jungen Hund mit Einverständnis von Tierheim und Leitstelle mit nach Hause genommen, sagt Messer. "Die hatten ein Mitleid mit ihm." Eine ehemalige Diensthundeführerin holte ihn dann zu sich, weil sie gerne wieder einen Hund gehabt hätte.

"Aber sie hat schnell gemerkt, dass in ihm mehr steckt als in einem normalen Familienhund", sagt Messer. So übernahm er Jack selbst. Die jungen Hunde im Polizeidienst werden nicht sofort als Schutzhunde ausgebildet, sondern erst als Junghunde geführt und bekommen spezielle, dem Alter angepasste Aufbauseminare. Ein ausgeprägter Spieltrieb und Neugierde sind wichtig, um aus einem Welpen einen Polizeihund zu machen.

"Wenn er nicht spielen mag, ist das für einen modernen Diensthundeaufbau nicht geeignet", sagt Messer, der auch Leiter der Diensthundestaffel der Polizeidirektion Flensburg ist. "Wir machen ja alles über Clicker, über Spiel, über Futter." Die Hunde lernten, für ihr Spielzeug oder für eine Belohnung zu arbeiten. Zur Ausbildung zum Polizeihund gehört zum Beispiel die Unterordnung unter den Hundeführer und dessen Verteidigung, das Aufspüren und Verbellen von Tätern sowie das angstfreie Laufen über wackelige Brücken und unterschiedliche Böden.

"Er ist jetzt mein ständiger Begleiter. Tag und Nacht, je nachdem wann wir Dienst haben", sagt Messer, der neben seiner Tätigkeit als Diensthundeführer ganz normalen Dienst auf der Polizeiwache in Silberstedt tut. Jack sitzt während der Bürotätigkeiten dann oft in einer großen Box im Dienstzimmer.

Der Youngster hat den zehnjährigen Simba, bisher Messers Begleiter, als Schutzhund abgelöst. Kurz vor der "Pensionierung" sei Simba glücklich, dass er die Nächte nicht mehr im Streifenwagen verbringen müsse, sagt Messer. "Das merkt man schon, er ist sehr entspannt geworden." Simba steht nur noch als Rauschgiftspürhund zur Verfügung. Ziel sei, dass Jack den älteren Kollegen irgendwann auch als Rauschgiftspürhund ablöst und Simba dann komplett in den Ruhestand wechselt. Üblicherweise tun Polizeihunde das nach sieben Jahren Dienstzeit. Den Ruhestand verbringen sie bis zum Lebensende bei ihrem Hundeführer.

Wenn die Arbeit ruft, bekommt Jack jetzt ein dickes Lederhalsband um. "Dann weiß er, jetzt ist Arbeit", sagt Messer. Nach Dienstschluss ist Jack Familienhund. "Er kann das ganz gut trennen."

Ressort: Panorama

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 31. Mai 2019:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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