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"Fledermäuse mag ich am liebsten"

  • Fr, 06. Mai 2011
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Edmund Hensle, der sich um die Flugtiere kümmert – und sogar schon Babys aufgezogen hat.

Abschlussbeilage, Abendsegler  | Foto: privat
Abschlussbeilage, Abendsegler Foto: privat

Fledermäuse sind spannende Tiere. Es sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Auch in Freiburg gibt es viele Arten der nachtaktiven Tiere. Teilweise sind sie in ihrem Bestand bedroht. Manchmal, weil Quartiere und Jagdgebiete von Menschen zerstört werden. Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg e.V. (AGF) will den bedrohten Fledermäusen helfen. Anna Rüsing und Sophia Beyer, Klasse F1 der Clara-Grunwald-Schule in Freiburg, haben den Vorsitzenden Edmund Hensle interviewt.

Zisch: Herr Hensle, sind Fledermäuse Ihre Lieblingstiere?

Hensle: Ja, absolut! Die mag ich am liebsten.

Zisch: Wie oft sind Sie auf Fledermaussuche?

Hensle: Im Sommer öfter als im Winter, da schlafen sie ja. Regelmäßig im Winter kontrollieren wir Bergwerksstollen, im Sommer dagegen Wochenstuben, in denen die Jungtiere aufgezogen werden. Also ein bis zwei Mal die Woche.

Zisch: Machen Sie das gerne?

Hensle: Ja, es macht Spaß, wenn man nachts oder tags unterwegs ist und in Bergwerkstollen herumkriechen kann oder auf Kirchtürme klettert.

Zisch: Haben Sie sich schon mal in einem Fledermausstollen verirrt?

Hensle: Nein, nicht richtig. Die begehbaren Stollen sind bei uns nicht so groß. Einmal wusste ich nicht mehr wo es lang geht, aber mit Nachdenken geht das dann schon. Wichtig ist, immer eine Ersatztaschenlampe dabei zu haben.

Zisch: Wie viele Zwergfledermäuse gibt es in Deutschland?

Hensle: Das kann ich schwer schätzen. In Freiburg gibt es bestimmt ein paar Tausend.

Zisch: Finden Sie auch tote Tiere?
Hensle: Ja, vor zwei Jahren habe ich in einem Mausohrquartier insgesamt hundert tote Tiere gefunden. Das waren vor allem Jungtiere. Wenn das Frühjahr sehr kalt ist, finden die Mütter nicht genug zu fressen und können die Jungtiere nicht säugen.

Zisch: Wo gibt es überall Fledermäuse?

Hensle: Überall. Im Freiburger Münster leben sehr viele. Im Rieselfeld gibt es auch viele, auch Abendsegler. Fledermäuse in Spatzengröße sind meist Zwergfledermäuse. Aber auch auf dem Schauinsland. Allein im Münstertal gibt es zehn bis 15 Stollen.

Zisch: Wie viele Fledermausarten gibt es?

Hensle: In Deutschland etwa 20 Arten. In südlicheren Ländern mehr, ungefähr 35.

Zisch: Was ist die größte Fledermausart bei uns?

Hensle: Das große Mausohr mit einer Spannweite von 50 bis 60 Zentimetern.

Zisch: Nehmen Sie oft Fledermäuse mit nach Hause?

Hensle: Nein, das sind Wildtiere. Ich nehme sie nur dann mit, wenn sie verletzt sind. Manchmal werden solche Tiere auch gebracht.

Zisch: Haben Sie schon einmal eine Vampirfledermaus gesehen?

Hensle: Nur auf dem Bild, nicht in echt. Ich war noch nie in Südamerika.

Zisch: Welche Fledermausart mögen Sie am liebsten?

Hensle: Den kleinen Abendsegler, das liegt auch daran, dass ich einen Pflegling habe. Er wurde von einem Falken an einem Flügel schwer verletzt und kann seither nicht mehr fliegen. Er heißt Ikarus und wird von meiner Frau gefüttert.

Zisch: Haben Sie schon mal Babys aufgezogen?

Hensle: Ja, einmal hatte ich 16 junge Fledermäuse von einer Grundschule bekommen. Eine Bäuerin hatte sich durch das Quartier gestört gefühlt und es mit Wasser abgespritzt. Deshalb sind die Weibchen davon geflogen und haben die Jungtiere zurückgelassen. Kinder der benachbarten Schule haben sie dann der Lehrerin gebracht. Die mussten alle zwei Stunden gefüttert werden. Leider haben nur wenige überlebt.

Zisch: Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit Fledermäusen?

Hensle: Sehr lange, seit 1969.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 06. Mai 2011: PDF-Version herunterladen

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