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Lübeck

Frau zieht Tigerweibchen groß und gibt es nun ab

  • dpa

  • Sa, 08. April 2017, 00:00 Uhr
    Panorama

Eine Pflegemutter zieht ein Tigerweibchen in der eigenen Wohnung groß – und muss das Tier nun rausschmeißen, da es in die Pubertät kommt. Der Abschied fällt schwer.

Süß, aber langsam pubertär: Tigerweibchen Elsa  | Foto: dpa
Süß, aber langsam pubertär: Tigerweibchen Elsa Foto: dpa
Der Graus aller Eltern: Das Kind kommt langsam in die Pubertät. Besonders ungemütlich wird es, wenn das Kind noch Krallen hat und mit seinem Maul eine junge Antilope zerfetzen könnte. Eine Frau drängt daher ein heranwachsendes Tigerweibchen zum Auszug, nachdem sie es ein halbes Jahr lang daheim pflegte.

Training ist alles, auch für kleine Tiger. Elsa duckt sich, schleicht, springt, packt mit starken Tatzen die Beute. Blitzschnell beißt die schwarz-orange gestreifte Katze zu – in einen Fußball. "Sie ist und bleibt ein Raubtier", sagt Monica Farell. Die Pflegemutter betreibt seit 2002 mit ihrem Mann Saad Rose den Erlebnispark Dassow in Mecklenburg-Vorpommern vor den Toren Lübecks – mit bisher 13 Tigern und fünf Löwen. Farell hat das Tigermädchen Elsa in ihrer Wohnung aufgezogen. Am Wochenende zieht die heranwachsende Raubkatze nach Dassow um.

Noch bekomme Elsa morgens und abends die Flasche mit Katzenmilch, wegen der Vitamine und Nährstoffe, sagt Farell. Dazu gebe es Putenbrust, Hühnerkeulen, Rippchen und Rind, zusammen drei Kilo Fleisch am Tag. Viel Zuwendung sei nötig, sinnvolle Beschäftigung, Ausflüge, aber auch konsequente Erziehung.

Ende August vorigen Jahres kam Elsa, ein Sibirischer Tiger, in einem Wanderzirkus auf der Insel Rügen zur Welt und wurde von der Mutter verstoßen. Eine Tierarztpraxis päppelte die kleine Großkatze, bis sie durch Vermittlung des Veterinäramtes Ende November zu den Farells nach Lübeck kam. "Hier im Haus wurden schon ein Löwe und ein Tiger großgezogen, die Tiere sind für uns wie Familienmitglieder", sagt Vater Saad Rose.

Elsa bringt 50 Kilo auf die Waage, strotzt vor Gesundheit und Kraft und setzt gerne mal die Krallen ein. "Manchmal wird sie richtig frech und übt Attacke, also Anspringen, gern auch von hinten", sagt Farell. Spaziergänge an der Leine, Toben auf dem Spielplatz samt Rutsche und Sandkasten, Strand- und Waldläufe sowie Baumklettern stehen bis dato täglich auf dem Programm. Viel Bewegung und Erfahrungen in der Umwelt machten das Tier stark und selbstbewusst, prägten seinen Charakter, meint Saad Rose. Ganz bewusst sei das Jungtier zum Tiger erzogen worden, es sei ja keine Schmusemieze. Dennoch sei die Raubkatze sehr Menschen bezogen und habe die natürliche Scheu vorerst verloren. "Elsa tobt mit uns wie mit richtigen Tigereltern, nur haben wir ja nicht so ein dickes Fell."

Sibirische Tiger, die größten Katzen der Erde, werden rund 200 Kilo schwer und mehr als zwei Meter lang. Weltweit leben heute mehr in Zoos als in freier Wildbahn. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF gibt es noch rund 530 freilebende Sibirische Tiger im Fernen Osten Russlands und angrenzenden Nordosten Chinas. Sie sind in der Roten Liste der bedrohten Arten als "stark gefährdet" eingestuft. Laut Verband der Zoologischen Gärten leben weltweit in Zoos und Tiergärten mehr als 1000 Sibirische Tiger.

Das heranwachsende Tigerkind Elsa beginnt zu fremdeln. Es komme in die Pubertät und werde noch mehr auf Distanz gehen, wissen die Pflegeeltern. Bereits in den vergangenen Wochen haben die Farells ihren Schützling an die artgerechtere Umgebung und das neue Gehege in Dassow gewöhnt. Am Samstag soll Elsa zum ersten Mal im Tigerpark übernachten. Es sei immer traurig, wenn Kinder das Haus verlassen, sagt Pflegemama Farell. Die Kuschelmomente abends vor dem Schlafengehen werde sie besonders vermissen. Selbst Farells Menschensohn Dwayne (22), der nach gut vier Monaten Tigeraufzucht sein Zimmer in der elterlichen Wohnung zurückbekommt, ist nicht froh über den Auszug von Elsa.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 08. April 2017: PDF-Version herunterladen

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