Giftstoffe
Freiburger Lungenfacharzt warnt vor den Gefahren des Shisha-Rauchens
Bei einer Runde Shisha atmet man so viele krebserregende Stoffe ein wie bei 40 Zigaretten - das sagte der Pneumologe Andreas Schäufele bei seinem Vortrag im Bürgerhaus. Seine Zielgruppe erreichte er dort nicht.
"Wasserpfeife-Rauchen – Wellness für die Lunge?" Wenn der Vortrag eines Lungenfacharzts unter diesem Titel angekündigt wird, dürfte eines klar sein: Es handelt sich um eine rhetorische Frage. Immer mehr Mediziner warnen vor den Gefahren von Shishas – offenbar, ohne ihre Zielgruppe wirklich zu erreichen.
Shisha-Bars boomen, vor allem bei jungen Leuten sind sie beliebt. Meistens rauchen sie nicht alleine, sondern teilen sich eine Shisha mit Freunden. Doch der scheinbar harmlose Qualm hat allerhand Tücken, wie Schäufele erläuterte: Bei der Shisha brennt der Tabak nicht, sondern er verdampft und wird zudem durch Wasser in der Pfeife gekühlt. Dadurch ist er dem Experten zufolge wesentlich genießbarer und kann tiefer als Zigarettenrauch in die Lunge inhaliert werden. Prinzipiell, so Schäufele, sei es möglich, das gesamte atembare Lungenvolumen mit Shisha-Dampf zu füllen. Bei einer Runde Shisha atme man in etwa so viele krebserregende Schadstoffe ein wie bei 40 Zigaretten.
Woher man denn überhaupt wisse, dass im Shisha-Dampf Schadstoffe enthalten sind, fragte ein junger Mann aus dem Publikum leicht provokant. Welche Stoffe – etwa Kohlenmonoxid oder Nikotin – genau in der Wasserpfeife steckten, wisse auch die Wissenschaft noch nicht genau, gab Schäufele zu. Bis Mai dieses Jahres habe es auch keine Vorschriften gegeben, welche Stoffe in den Tabak für Wasserpfeifen gemischt werden dürfen. Seitdem, so der Lungenarzt, "dürfen nicht mehr alle, sondern nur noch bestimmte Giftstoffe rein".
Dass aber etwa Erkrankungen wie die chronisch obstruktive Raucherbronchitis (COPD) bei langjährigen Shisha-Rauchern häufig seien, sei erwiesen. Auch bestehe die Gefahr, sich beim gemeinschaftlichen Shisha-Rauchen mit Infektionskrankheiten anzustecken, da die Schläuche der Pfeifen in der Regel nicht gereinigt würden. Schäufele fasste zusammen: "Die heutigen Raucher sind also die Versuchskaninchen für die Lungenerkrankungen von morgen."
Eine Zuhörerin im Bürgerhaus fragte, wie man am besten gegen den Shisha-Boom bei Jugendlichen vorgehen könne. Da wusste allerdings auch Schäufele keinen Rat: Es sei schwierig, junge Menschen durch Aufklärung zu erreichen – "denen ist das egal". Zugleich warnte er eindringlich davor, die Gefahren von Wasserpfeifen oder auch E-Shishas zu unterschätzen.
Auch Eltern dürften das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zumindest für diese, so die Rückmeldung einer Frau aus dem Publikum, sei der Vortrag wertvoll gewesen, "damit man überhaupt mal genug Informationen bekommt".
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