Account/Login

Giftstoffe

Freiburger Lungenfacharzt warnt vor den Gefahren des Shisha-Rauchens

  • Fr, 28. Oktober 2016
    Freiburg

Bei einer Runde Shisha atmet man so viele krebserregende Stoffe ein wie bei 40 Zigaretten - das sagte der Pneumologe Andreas Schäufele bei seinem Vortrag im Bürgerhaus. Seine Zielgruppe erreichte er dort nicht.

Beim Shisha-Rauchen wird meist tief inhaliert.  | Foto: Dpa
Beim Shisha-Rauchen wird meist tief inhaliert. Foto: Dpa

"Wasserpfeife-Rauchen – Wellness für die Lunge?" Wenn der Vortrag eines Lungenfacharzts unter diesem Titel angekündigt wird, dürfte eines klar sein: Es handelt sich um eine rhetorische Frage. Immer mehr Mediziner warnen vor den Gefahren von Shishas – offenbar, ohne ihre Zielgruppe wirklich zu erreichen.

Davon zeugte auch das Publikum beim Vortrag des Pneumologen Andreas Schäufele am Mittwoch im Bürgerhaus Seepark: Die große Mehrheit der rund 35 Besucherinnen und Besucher setzte sich aus älteren Semestern zusammen, lediglich eine Handvoll jüngerer Leute war gekommen. Schäufele sprach beim Arzt-Patienten-Forum, das regelmäßig vom Arztforum Freiburg veranstaltet wird.

Shisha-Bars boomen, vor allem bei jungen Leuten sind sie beliebt. Meistens rauchen sie nicht alleine, sondern teilen sich eine Shisha mit Freunden. Doch der scheinbar harmlose Qualm hat allerhand Tücken, wie Schäufele erläuterte: Bei der Shisha brennt der Tabak nicht, sondern er verdampft und wird zudem durch Wasser in der Pfeife gekühlt. Dadurch ist er dem Experten zufolge wesentlich genießbarer und kann tiefer als Zigarettenrauch in die Lunge inhaliert werden. Prinzipiell, so Schäufele, sei es möglich, das gesamte atembare Lungenvolumen mit Shisha-Dampf zu füllen. Bei einer Runde Shisha atme man in etwa so viele krebserregende Schadstoffe ein wie bei 40 Zigaretten.

Woher man denn überhaupt wisse, dass im Shisha-Dampf Schadstoffe enthalten sind, fragte ein junger Mann aus dem Publikum leicht provokant. Welche Stoffe – etwa Kohlenmonoxid oder Nikotin – genau in der Wasserpfeife steckten, wisse auch die Wissenschaft noch nicht genau, gab Schäufele zu. Bis Mai dieses Jahres habe es auch keine Vorschriften gegeben, welche Stoffe in den Tabak für Wasserpfeifen gemischt werden dürfen. Seitdem, so der Lungenarzt, "dürfen nicht mehr alle, sondern nur noch bestimmte Giftstoffe rein".

Dass aber etwa Erkrankungen wie die chronisch obstruktive Raucherbronchitis (COPD) bei langjährigen Shisha-Rauchern häufig seien, sei erwiesen. Auch bestehe die Gefahr, sich beim gemeinschaftlichen Shisha-Rauchen mit Infektionskrankheiten anzustecken, da die Schläuche der Pfeifen in der Regel nicht gereinigt würden. Schäufele fasste zusammen: "Die heutigen Raucher sind also die Versuchskaninchen für die Lungenerkrankungen von morgen."

Auch Eltern sollten das Thema ernst nehmen

Eine Zuhörerin im Bürgerhaus fragte, wie man am besten gegen den Shisha-Boom bei Jugendlichen vorgehen könne. Da wusste allerdings auch Schäufele keinen Rat: Es sei schwierig, junge Menschen durch Aufklärung zu erreichen – "denen ist das egal". Zugleich warnte er eindringlich davor, die Gefahren von Wasserpfeifen oder auch E-Shishas zu unterschätzen.

Auch Eltern dürften das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zumindest für diese, so die Rückmeldung einer Frau aus dem Publikum, sei der Vortrag wertvoll gewesen, "damit man überhaupt mal genug Informationen bekommt".

Veranstaltungen des Arzt-Patienten-Forums zu Gesundheitsthemen finden auch in den nächsten Monaten statt. Eine komplette Übersicht findet man im Internet unter http://www.arztforumfreiburg.de.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 28. Oktober 2016: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel