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Nachruf

Fritz Kendel, Ideengeber und Initiator im Emmendinger Kulturleben, mit 87 Jahren gestorben

Gerhard Walser
  • Di, 20. Dezember 2022, 16:27 Uhr
    Emmendingen

Kultur und Politik in der Stadt prägten über viele Jahrzehnte sein Leben. Am Wochenende ist Fritz Kendel im Alter von 87 Jahren gestorben.

Fritz Kendel im Oktober 2022 beim Fest...initiierten Emmendinger Kulturkreises.  | Foto: Sylvia-Karina Jahn
Fritz Kendel im Oktober 2022 beim Festakt zum 40-jährigen Bestehen des von ihm initiierten Emmendinger Kulturkreises. Foto: Sylvia-Karina Jahn
"Ich bin geistig besser drauf als je zuvor", sagte er noch zu seinem 85. Geburtstag vor zwei Jahren. Und wer wollte ihm da widersprechen, denn bis ins hohe Alter sprühte Fritz Kendel vor Ideen, Initiativen und Visionen, mit denen er immer wieder begeisterte, aber auch aneckte. Engagiert, weitsichtig, beharrlich, konsequent und mit einem Durchsetzungswillen, der manchmal bis zum Starrsinn reichte, zog er die Fäden und beackerte vor allem sein liebstes Feld, die Kultur in der Stadt.

Sein "Kind" war der Kulturkreis Emmendingen, den er vor mehr als vier Jahrzehnten aus der Taufe hob, um dem "Warencharakter der Kunst etwas entgegenzusetzen", wie er sagte. Den von ihm gegründeten Verein entwickelte der jahrzehntelange Vorsitzende zum Sprachrohr und zur nicht mehr wegzudenkenden Plattform für die Kulturschaffenden in der Stadt.

Gehör für die Bürger aus Bürkle-Bleiche schaffen

Mehr als 100 Ausstellungen kuratierte er selbst, meist in der Galerie im Tor, dem Schauplatz für innovative Kunst aus der Region, die ihm ebenso ein Herzensanliegen war wie der 1993 initiierte Skulpturenweg. Die von der Stadt vor zwei Jahren durchgesetzte Umwandlung zum Skulpturenpark und zur Konzentration der namhaften Werke auf einer Wiese im Stadtteil Bürkle-Bleiche hatte ihm, der selbst im größten Emmendinger Stadtteil wohnte, nicht geschmeckt. Dort engagierte er sich ab 1999 im Bürgertreff, um den Bewohnern Gehör ohne eigene Ortschaftsvertretung zu verschaffen.

29 Jahre als Stadtrat tätig

Parallel zum vielfältigen kulturellen Engagement, zu dem auch seine Tätigkeit als Geigenvirtuose, Mitbegründer und Konzertmeister des Symphonieorchesters Emmendingen oder zum Organisator des Milleniumsspiels zu zählen ist, verlief die politische und berufliche Karriere des Gymnasiallehrers für Deutsch und Geschichte, der 1971 zum SPD-Ortsverein stieß und von 1980 bis 2009 als Stadtrat wirkte. Auch dort waren seine Anträge und Initiativen gleichermaßen gefragt wie gefürchtet, stets jedoch von hoher Sachkompetenz geprägt. Erinnert sei an seinen vergeblichen Vorschlag, das heimatlose Kriegerdenkmal vom Alten Friedhof auf den Platz vor dem Amtsgericht zu versetzen und zum Friedensdenkmal für Europa umzuwidmen. Sein wohl größter politische Erfolg war es, der Stadt mit der 1974 schon dem Abriss geweihten Steinhalle einen Veranstaltungsraum erhalten zu haben, den bis heute niemand missen möchte. Für seine vielfältigen Verdienste wurde Fritz Kendel 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 2010 erhielt er die Ehrennadel der Stadt Emmendingen verliehen.

Der Vater von sechs Kindern und Großvater von 17 Enkeln war stets Familienmensch. Das gab ihm Kraft und hielt ihn jung und vital. Er liebe Emmendingen auch deshalb, weil die Stadt es ihm ermöglicht habe, ein gutes Leben zu führen, sagte er bei seinem 85. Geburtstag. Er wird vielen Bürgern fehlen.

Ressort: Emmendingen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 21. Dezember 2022: PDF-Version herunterladen

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