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England

Fuchsjagd mit Hunderudeln bleibt verboten

dpa

Von dpa

Mi, 15. Juli 2015

Panorama

Britisches Parlament nimmt umstrittenen Gesetzentwurf vor der Abstimmung zurück / Mehrheit der Briten gegen Lockerung.

Fuchsjagd in Großbritannien  | Foto: dpa
Fuchsjagd in Großbritannien Foto: dpa
LONDON (dpa). Reiter in roten Jacketts und weißen Hosen, umgeben von einem Hunderudel: Bilder von britischen Fuchsjägern wirken aus der Zeit gefallen, aber irgendwie romantisch. Sie stehen im krassen Gegensatz zu Fotos von halb zu Tode gehetzten, von aggressiven Hunden zerbissenen Füchsen, die dem wohl umstrittensten Sport Großbritanniens zum Opfer gefallen sind.

Die Fuchsjagd mit Hunden ist in ihrer herkömmlichen Form seit mehr als einem Jahrzehnt verboten. Vom Tisch war das Thema nie, und auch politisch nimmt es jetzt wieder Fahrt auf. Denn nun hat die Regierung einen Teil des Gesetzes, das die Hatz mit Hunden beschränkt, zur Debatte gestellt – und schon vor einer Abstimmung eine Schlappe hinnehmen müssen. Statt wie bisher nur zwei Hunde sollte wieder ein ganzes Rudel die Füchse aufstöbern dürfen. Das Totbeißen der Füchse wäre verboten geblieben. Für den Vorschlag warb unter anderem die Countryside Alliance, ein Landverband mit etwa 100 000 Mitgliedern.

Tierschützer fürchteten mit der für Mittwoch geplanten Abstimmung im Unterhaus die Wiedereinführung der alten Jagdmethode durch die Hintertür. Das "wichtige Gesetz" würde "zahnlos", steht in einem offenen Brief, den viele Promis unterschrieben haben. "Die Regierung versucht, das Jagen über eine List wieder einzuführen", befürchtete Tom Quinn vom Verein gegen grausame Sportarten.

Daraus wird erst mal nichts: Die Abstimmung wurde am Dienstag kurzfristig abgesagt. Weil die Abgeordneten der schottischen Nationalpartei (SNP) dagegen stimmen wollten, hätte der Vorschlag praktisch keine Chance gehabt. Normalerweise halten die Schotten sich heraus, wenn es um Gesetze geht, die sie gar nicht betreffen. Mit ihrer Entscheidung zeigen die SNP-Abgeordneten ihre politische Stärke.

Es ist eine Niederlage für Premierminister David Cameron, der das Jagdverbot ablehnt. "Ich bin ein entschiedener Unterstützer ländlicher Sportarten", schrieb er im Magazin der Countryside Alliance. "Es ist meine feste Überzeugung, dass Menschen die Freiheit haben sollten, zu jagen, deswegen teile ich den Frust vieler Menschen über das Jagdgesetz."

Sprengstoff liegt in der Debatte, weil viele Briten das Thema Fuchsjagd für eine Klassenfrage halten. "Es geht um Dandys, um Menschen, die sich für Dandys halten oder armselige Typen, die nach der Gesellschaft von Dandys lechzen", schreibt Observer-Kolumnistin Barbara Ellen. Sie sei selbst auf dem Land aufgewachsen, dort sei niemand für die Jagd gewesen.

Umfragen zufolge sind die Briten gegen eine Lockerung des Verbots. Laut einer You-Gov-Umfrage sind 51 Prozent der Briten für das Verbot der Jagd mit Hunden, 33 Prozent dagegen. Auf dem Land ist die Mehrheit knapper, aber mit 49 zu 39 Prozent trotzdem deutlich. Eine Umfrage des Instituts Com-Res kam zu einem deutlicheren Ergebnis: Demnach sind drei Viertel der Briten dafür, das Verbot der Fuchsjagd mit Hunden beizubehalten.

Ressort: Panorama

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mi, 15. Juli 2015:
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