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Ganz anders als im Kinderkanal

  • Do, 04. Dezember 2008
    Kultur

Das Figurentheater Marotte "Wickie und die starken Männer" im Freiburger Vorderhaus

Figurentheater Marotte: Wickie und die starken Männer  | Foto: BZ
Figurentheater Marotte: Wickie und die starken Männer Foto: BZ
Von wegen Tritratrullala! Figurentheater ist schon lange nicht mehr nur Kasperle in der Guckkastenbühne, sondern ein schier unerschöpfliches Spektrum an Genres und Formen: Mittels Schattenspiel, Objekttheater, Masken, Marionetten, Flach-, Klappmaul-, Stab- oder Tischfiguren werden da immer neue Geschichten für Alt und Jung erzählt. Dass man damit sogar mit Bravour überleben kann, beweist das Figurentheater Marotte aus Karlsruhe seit 1987: Mehr als 600 Vorstellungen mit fast 30 000 Zuschauern gibt man jährlich, die Hälfte davon im eigenen Haus. Dazu kommen noch internationale Gastspiele. Im Repertoire hat das Ensemble mit vier Diplom-Puppenspielern knapp 30 Kinder- und Erwachsenenstücke, rund 70 Prozent davon sind Adaptionen von Kinderbuchklassikern wie "Michel in der Suppenschüssel" oder "Der Räuber Hotzenplotz". Die locken das breite Publikum und schaffen den finanziellen Puffer für Experimentelles: Und so arbeitet man unter der Regie von Intendant Thomas Hänsel gerade am selbst geschriebenen Puppenmusical "Happy Macbeth".

Seit 1995 ist das Figurentheater Marotte regelmäßig zu Gast im Freiburger Vorderhaus, seit drei Jahren zeigt man bei der Veranstaltungsreihe "Gigs für Kids" monatlich seine neuesten Produktionen. Leider bisher nur für junge Zuschauer, dabei hätte die in diesem Jahr mit dem 1. Preis für Kinder- und Jugendtheater in Karlsruhe ausgezeichnete Marionetteninszenierung "Romeo und Julia" bestimmt auch hier ein interessiertes Publikum. Zumal Freiburg seit vier Jahren vom experimentellen Figurentheater (auch für Erwachsene) so gut wie abgeschnitten ist: Im März 2004 organisierte das Kulturamt Freiburg das elfte und bislang letzte Festival "Figuren gehen um", seitdem fehlt es allerdings an Auftrittsmöglichkeiten und Veranstaltern.

Brechend voll war es jedenfalls bei der Marotte-Inszenierung von "Wickie und die starken Männer" im Vorderhaus. Doch wer jetzt schon müde abwinkt, täuscht sich. Denn natürlich bedient man mit diesem Kinderbuch- und Zeichentrickklassiker ein Stück weit Erwartungen und Sehgewohnheiten, aber diese werden auch ausgesprochen kreativ gebrochen. Dabei sind sie alle da: Wickie, sein polternder Vater Halvar, Snorre und Tjure, der schreckliche Sven und das große Meer. Doch was die Puppenspieler Claudia Olma und Carsten Dittrich mit ein paar raffiniert zusammengetüftelten Ästen und Stoffen dann auf die Bühne zaubern, hat eine ganz eigene Ästhetik, man verzichtet auf Klischees und bewegt sich stattdessen frei innerhalb der Vorlage: Musik mit dem Kazoo, kleine Nebenschauplätze und der Reiz des lebendigen Spiels, das sich jeweils live vor den Augen des Publikums entwickelt, machen "Wi-ckie" zu einem eindrücklichen Erlebnis. Und das ist ganz anders als im Kinder kanal Kika.
– Marotte spielt "Weihnachten mit Opa Franz" am 13. Dezember um 15 Uhr und am 14. Dezember um 11 Uhr im Vorderhaus Freiburg. Ab 4 Jahren. Karten: Tel. 01805/556656.

Ressort: Kultur

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