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Größer, teurer, besser?

  • Fr, 16. Dezember 2016
    Schülertexte

Der SC Freiburg bekommt ein neues Stadion / Doch nicht alle Freiburger sind mit dem Standort im Wolfswinkel einverstanden.

Protest im Wolfswinkel gegen den geplanten Stadionneubau   | Foto: rita eggstein
Protest im Wolfswinkel gegen den geplanten Stadionneubau Foto: rita eggstein

Yara Schweizer und Eva Wehrle, Schülerinnen der Klasse 9d des Freiburger Rotteck-Gymnasiums, haben sich im Wolfswinkel umgesehen und mit Passanten gesprochen. Denn dort soll 2018 mit dem Bau des neuen Stadions für den SC Freiburg begonnen werden. Und das finden nicht alle Freiburger gut.

An einem kalten, aber sonnigen Spätnachmittag Anfang November sieht man einen älteren Herrn mit seiner Frau im Wolfswinkel spazieren gehen. Sie haben ihre Hunde dabei und unterhalten sich angeregt mit einer anderen Hundebesitzerin. Am Himmel fliegen große Vogelschwärme. Trotz der Kälte trifft man viele Spaziergänger, die alleine, mit ihrer Familie oder Freunden unterwegs sind. Auch sieht man viele Jogger. Alle scheinen die Ruhe zu genießen.

Diese Szene spielt sich an jenem Ort ab, an dem das neue Stadion für den SC Freiburg gebaut werden soll. Das Schwarzwald-Stadion entspricht aktuell nicht den Vorschriften der ersten Fußball-Bundesliga und soll daher durch ein neues Stadion im Wolfswinkel ersetzt werden. Zusätzlich soll durch die vergrößerten Tribünen eine Erweiterung der Zuschauerkapazität von 24 000 auf bis zu 35 000 Plätze erreicht werden. Da der SC Freiburg für die letzten Jahre einen ständig wachsenden Zuschauerschnitt aufweisen kann und vor dieser Saison bereits 6000 Dauerkartenwünsche abgelehnt werden mussten, kann durch diese Erweiterung vielen zusätzlich Interessierten der Zugang zu den Heimspielen ermöglicht werden. Ein schöner Nebeneffekt könnte sein, dass der SC Freiburg dadurch zukünftig finanziell noch besser wirtschaften und sich langfristig in der Ersten Bundesliga etablieren kann.

Wenn man jedoch durch das nahegelegene Wohngebiet läuft, sieht man an sehr vielen Häusern Schilder oder Plakate gegen den Stadionbau. Die Anwohner fürchten vor allem einen extrem hohen Durchgangsverkehr an den Heimspielwochenenden oder auch spät abends, wenn Spiele während der Woche stattfinden. Neben der Lärm- und Abgasbelastung sehen einige auch ein großes Parkplatzproblem, weshalb manche Haus- oder Wohnungseigentümer in nächster Zeit einen Wertverlust ihrer Immobilien fürchten. Außerdem sehen sich einige Anwohner durch randalierende Fans bedroht.

Auch viele Naturschützer sind gegen den Stadionbau, weil viel freie Naturfläche bebaut werden soll. Die Piloten und Unterstützer des Freiburger Segelflugplatzes sind auch gegen den Bau des Stadions, da durch das große neue Stadiongebäude vor allem bei Südwestwind bedrohliche Situationen bei den Start- und Landevorgängen entstehen können. Außerdem teilen nicht alle Bürger die Fußballbegeisterung und finden, dass die hohen Stadionkosten für andere, aus ihrer Sicht sinnvollere Zwecke genutzt werden könnten.

Am 1. Februar 2015 haben die Freiburger bei einem Bürgerentscheid jedoch für das neue Stadion im Wolfswinkel gestimmt. Die Bauarbeiten sollen Mitte 2017 beginnen. Die aktuelle Planung sieht vor, dass das Stadion mit einem Abstand von 500 Metern zum nahegelegenen Wohngebiet gebaut werden soll. Hierfür soll auch der Segelflugbetrieb ab Juni 2017 eingestellt werden. Noch ist alles ruhig. Viel freie Felder, Wiesen und Waldabschnitte. Kein Wunder, dass hier abends noch relativ viele Leute unterwegs sind.

Ein Thema, das Freiburgs Bürger spaltet

Die Meinung der Leute vor Ort zum neuen Stadion ist gespalten, aber alle haben sich kurz Zeit genommen und unsere Fragen freundlich beantwortet. Eine 52-jährige Frau*zum Beispiel. Nein, sie sei selber kein Fußballfan, habe jedoch wegen ihres Mannes, der ein großer Fan des SC Freiburg sei, für den Stadionbau gestimmt. Ein 39-jähriger Nordic-Walker* ist ebenfalls klar für ein neues Stadion, weil er das alte zu klein und er den neuen Platz im Wolfswinkel geeignet findet. In seiner Freizeit kommt er sehr häufig zum Walken in den Wolfswinkel. Und noch eine Frau*, 64 Jahre alt: Sie wohne nicht in der Nähe des neuen Stadionareals, gehe hier allerdings manchmal mit ihrem Hund spazieren. Ihre Tochter wohne in der Nachbarschaft. Sie ist gegen den Stadionbau, wegen des nahegelegenen Wohngebietes. Sie findet, dass der Stadionneubau eine zu hohe Lärm- und Verkehrsbelastung mit sich bringt. Ein mittelaltes Hundebesitzerpaar ist eigentlich für ein neues Stadion, findet jedoch sowohl den Standort als auch die Anfahrtsmöglichkeiten nicht besonders geeignet. Beide wirken sehr gut informiert über die Vor- und Nachteile des neuen Stadions und bevorzugen einen anderen Bauort.

Auch wenn der Großteil der Leute unserer Befragung grundsätzlich für den Stadionneubau ist, spaltet dieses Thema nach wie vor Freiburg. Die Zukunft wird zeigen, ob mögliche Erfolge des Freiburger Sportclubs die Kritiker überzeugen werden, dass der Stadionneubau doch sinnvoll war. Viele Freiburger Fans fürchten allerdings, dass bei einem möglichen Abstieg erneut Kritik gegen das neue Stadion aufkommen könnte.
*Die Personen wollten nicht namentlich genannt werden.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 16. Dezember 2016: PDF-Version herunterladen

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