Fußball-Nationalmannschaft

Häkchen auf Nagelsmanns WM-Wunschzettel nach Trump-Wirbel

In Washington gehen für den Bundestrainer WM-Wünsche in Erfüllung. Die Gruppengegner findet Nagelsmann zwar schwerer als vielfach angenommen. Andere Turniertücken bleiben Deutschland aber erspart.  

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Julian Nagelsmann lacht auf seinem Weg zur Auslosung. Foto: Koen Van Weel/ANP/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Washington (dpa) - In seinem schwarzen Anzug mit extraschmaler Krawatte sah Julian Nagelsmann aus wie ein verschollenes Mitglied der legendären Blues Brothers. Anders als John Belushi und Dan Aykroyd in dem US-Filmklassiker ist der Bundestrainer aber nicht im "Namen des Herrn" unterwegs. Für seine eigene Tour durch Amerika im Sommer 2026 hat der 38-Jährige nach der bizarren FIFA-Huldigung für Donald Trump mit dem günstig ausgefallenen WM-Los Curaçao, Elfenbeinküste, Ecuador nun einen schon sehr konkreten Plan. 

To-Do-Liste für Nagelsmann

Die Arbeitsaufträge lauten: Das Wunsch-Quartier fix buchen, Testspielgegner finden und vor allem die Nationalmannschaft um Kapitän Joshua Kimmich nach den vielen Zweifeln in der wackligen Qualifikation fit und titeltauglich machen für eine WM-Endrunde, die mit Glanz und Glitter alle gängigen Klischees von Amerika erfüllen wird. 

"Die Auslosung war eine großartige Unterhaltungsshow. Ich denke, es wird im nächsten Sommer auch so sein", sagte Nagelsmann und machte sich ans Werk. Zur Präsentation der Spielorte und Anstoßzeiten kam Nagelsmann lässig, leger. Als er nach einigem Suchen seinen Platz in der ersten Reihe bei Curaçao-Coach Dick Advocaat schließlich gefunden hatte, gab es gute Spielplan-Nachrichten.

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Die Auftaktpartie der DFB-Elf gegen Curaçao wird am 14. Juni um 12.00 Ortszeit im Houston-Stadion angepfiffen, also fanfreundlich um 19.00 Uhr deutscher Zeit. Die Arena in Texas hat ein Dach, kann klimatisiert werden, so dass die zu erwartenden hohen Temperaturen kein Problem für Spieler und Fans sein sollten. Houston, wir haben kein Problem, sagte Nagelsmann im übertragenen Sinne. "Ich finde es gut", sagte er tatsächlich zu den Ansetzungen.

Spiele zwei und drei bis kurz vor Mitternacht

Für die nächsten beiden Spiele müssen die Fans daheim allerdings bis kurz vor Mitternacht wach bleiben, um bis zum Abpfiff live dabei zu sein. Die zweite Partie am 20. Juni gegen die Elfenbeinküste findet in Toronto in Kanada statt. Anstoß ist um 16.00 Uhr Ortszeit, 22.00 Uhr in Deutschland. 

Zum Gruppenfinale gegen das von Nagelsmann hochgelobte Ecuador geht es an die Ostküste. Im MetLife Stadium, das während der WM den etwas sperrigen Namen New-York-New-Jersey-Stadion trägt, wird am 25. Juni ebenfalls um 16.00 Uhr US-Zeit gespielt, wieder 22.00 Uhr in Deutschland. Dort findet auch das Finale am 19. Juli (15.00 Uhr Ortszeit/21.00 Uhr deutsche Zeit) statt.

Die befürchtete super-schwere Turnier-Logistik bleibt Nagelsmann in der Gruppe E zumindest bis zu den fest eingeplanten K.o.-Spielen erspart. Der Mittlere Westen und die Ostküste werden zum deutschen WM-Orbit. Als Gruppensieger würde es mit den Spielorten Boston, Philadelphia, Boston bis zum Halbfinale in Dallas weitergehen. Als Gruppenzweiter lautet der Weg: Dallas, East Rutherford, Miami, Atlanta. 

Mit seiner kleinen DFB-Reisegruppe um Sportdirektor Rudi Völler machte sich Nagelsmann am Samstag auf den Weg zum letzten Hotel-Check. Das noch wie ein Staatsgeheimnis gehütete Lieblingshotel, dass der DFB jetzt buchen kann, dem Vernehmen nach im amerikanischen Kernland, bleibt durch die günstige Auslosung eine Option. 

"Kurze Wege zum Trainingsplatz", eine "gewisse Exklusivität", "einfach die nötige Ruhe", beschrieb Nagelsmann die Vorteile des Basecamps, das bestenfalls schnell, möglicherweise auch erst in ein paar Wochen verkündet werden wird. Die FIFA muss die Verträge erst noch absegnen. 

Elfenbeinküste fällt für März flach

Zusatzarbeit bescherte die Auslosung bei der Auswahl der Testgegner für den März. Die für den 30. März in Stuttgart eingeplante Elfenbeinküste fällt als WM-Gegner weg. Man habe schon Ersatzoptionen, sagten Nagelsmann und DFB-Chef Bernd Neuendorf. Murat Yakin, der Trainer der Schweizer, verriet am Sky-Mikrofon etwas verklausuliert, dass es am 27. März ein Duell der Eidgenossen gegen die DFB-Elf geben könnte. Das wäre dann der Auftakt ins WM-Jahr.

Aller Fokus richtet sich auf die Endrunde aus, die für Nagelsmann in Chicago mit dem Test gegen Gastgeber USA am 6. Juni beginnt. Dann kommen die drei Gruppenspiele, bei denen es kein Desaster wie 2018 und 2022 geben darf. "Es ist eine Gruppe, die uns sofort fordert. Es ist keine Gruppe, in der wir superleicht durchmarschieren werden", warnte der Bundestrainer. 

Tweet: https://x.com/DFB_Team/status/1997018551333363736

Nach der Verkündung der Spielorte legte Nagelsmann diesbezüglich nach. "Ich finde, ehrlich gesagt, dass die Gruppe deutlich zu schlecht gesehen wird in der deutschen Medienwelt", meinte der Bundestrainer. "In meinen Augen, gehört sie zu den top vier Gruppen. Wir müssen schon von Beginn an Gas geben, die Gruppe gut zu überstehen", sagte Nagelmann. 

Ein Schritt nach dem anderen - das ist die Marschroute. "Wir haben jetzt die letzten Weltmeisterschaften nicht so gestaltet, dass wir immer fest planen können", sagte Nagelsmann.

Auch der schnell entbrannten Diskussion um einen durch die Auslosung nun möglichen Achtelfinal-Kracher gegen Top-Favorit Frankreich wollte er nicht zu viel Raum geben. Deren Trainer Didier Deschamps "klatscht jetzt auch nicht achtmal in die Hände, wenn er gegen uns spielt", sagte Nagelsmann.

Mit seinem unerschütterlichen Optimismus passt der Bundestrainer bestens nach Amerika. "Ich verspreche, dass wir in einer sehr guten Stimmung und einer sehr guten Form sein werden im Sommer und wir werden ein guter Wettbewerber sein", versprach der 38-Jährige. 

Einem internationalen Reporter, der möglicherweise die deutsche Aufregung um Nagelsmanns forsche Titel-Ansagen nicht kannte, sagte er zum Turnierziel: "Ich habe ja schon mal gesagt, ich glaube, jede Mannschaft, die bei der WM mitspielt, hat irgendwie auch den Drang und die Lust, die WM auch zu gewinnen." Gewinnen, das ist es, worum es in Amerika immer geht. Die WM-Arbeit geht jetzt richtig los.

© dpa‍-infocom, dpa:251207‍-930‍-390500/1

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