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Hier ist Fußspitzengefühl gefragt

Sonja Zellmann
  • Fr, 29. Oktober 2010
    Freiburg

Footbag ist eines von 70 Angeboten, mit denen der Hochschulsport zu körperlicher Ertüchtigung bewegen will – und ein echter Spaß.

  | Foto: jbach - Fotolia
Foto: jbach - Fotolia

Fußspitze, Hacke, Fersen-Außenseite, Fersen-Innenseite, zack, zack. Der kleine Ball wandert so schnell von einer Stelle zur anderen, dass er mit ungeübtem Auge kaum noch zu verfolgen ist. Fußrücken, Ferse des anderen Beins, hoch in die Luft – und während der Ball fällt, ziehen die Zehen zwei Kreise um ihn herum, bevor er mit äußerstem Fußspitzengefühl wieder aufgefangen wird. Pure Zauberei? Hochschulsport, Abteilung Footbag!

Die virtuosen Füße gehören Tim Heun. Der 28-jährige, angehende Grund- und Hauptschullehrer leitet den Footbag-Kurs, der Teil des aktuellen Hochschulsportprogramms der Freiburger Hochschulen ist. Mittwochs zwischen 19 und 20.30 Uhr teilt sich seine Gruppe ein Hallendrittel der Sporthalle IIa auf dem Unisportgelände an der Schwarzwaldstraße mit den Jongleuren.

Ein Footbag, manchen vielleicht besser bekannt unter dem Markennamen Hacky Sack, ist ein kleiner Ball aus Kunstleder mit einem Durchmesser zwischen 2,5 und 6,5 Zentimetern. Gefüllt ist das Spielgerät entweder mit Plastik oder Stahlgranulat, mal fest, mal weniger prall. Footbags gibt es auch kunstvoll-bunt umhäkelt als Liebhaberstücke. Die Sportart ist eine Mischung aus Bewegungskunst, Fun- und Teamsport.

An diesem Abend sind fünf Leute zum Training gekommen. "Manchmal sind wir aber auch dreimal so viele", erzählt Tim Heun. "Das funktioniert ganz nach dem Lustprinzip. Wir sind ja hier, weil wir Spaß haben wollen." Sagt er und los geht’s mit einer Warmmachrunde. Im Hintergrund läuft ein Reggae-Mix vom MP3-Player. Die Gruppe stellt sich im Kreis auf und lässt den Footbag von einem zum andern hopsen. Ziel dieses Circle Kicking ist, den Ball möglichst lange im Spiel zu halten. Das ist gar nicht so leicht. Schließlich sind nicht alle so erfahren wie Heun, der seit acht Jahren gegen das kleine Kunstleder tritt. Häufig fällt der Footbag auf den Boden, aber das stört keinen. Schnell ist er wieder aufgehoben und zurück im Spiel.

Annalena Josch und Ramona Kopton sind in diesem Semester neu im Footbag-Kurs, und heute zum ersten beziehungsweise zweiten Mal dabei. "Man muss natürlich erstmal ein Gefühl für den kleinen Ball entwickeln", sagt Ramona. "Aber dann macht es riesig Spaß und jeder platzierte Kick ist ein Erfolg." Die Pharmazie-Studentin geht sonst eher Joggen oder ins Fitness-Studio: "Da ist so ein Spiel- und Mannschaftssport eine prima Ergänzung." Sportstudentin Annalena ist besonders von den Bewegungsabläufen beim Footbag fasziniert. "Das ist eine richtige Kunst, ähnlich artistisch wie das Jonglieren." Die beiden sind die einzigen Mädels an diesem Abend. Ohnehin bilden Frauen beim Footbag eine eindeutige Minderheit. Vielleicht wegen der – allerdings nur vermeintlichen – Nähe des Sports zum Fußball.

Tim legt Wert darauf, dass jeder Footbag spielen und auch jederzeit damit anfangen kann. "Das Schöne an unserem Sport ist, dass es dabei nicht auf Leistung ankommt, sondern auf das Zusammenspielen", betont er. Klar gebe es Talente und weniger Begabte, dennoch sollte immer die Freude an der Bewegung im Mittelpunkt stehen, der gemeinsame Erfolg, wenn der Ball lange nicht herunterfällt und die Begeisterung über den neuen coolen Trick eines Kumpels beim Freestyle.

"Diese Einstellung macht die ganze Footbag-Kultur aus", sagt Tim. Die Szene ist europaweit recht überschaubar, dadurch aber auch sehr eng verzahnt. Es gibt einen regen Austausch übers Internet (http://www.footbag.org Auf diesem Weg werden Camps organisiert, oder 2009 auch die Footbag-WM, die in Berlin stattfand. Tim hat über das Footbagspielen schon viele Freundschaften geschlossen und redet über die Footbag-Gemeinde mit leuchtenden Augen wie über eine Familie.

Sein Kurs hat sich inzwischen auf beide Seiten eines Badminton-Netzes verteilt, um neben Freestyle und Circle Kicking eine weitere Footbag-Variante zu präsentieren: Footbag-Netz. Die Regeln dazu ähneln denen des Volleyballspiels. Wie bitte, Regeln? Also doch nicht alles ultralocker? "Klar, gibt’s auch Vorgaben", sagt Tim Heun. "Bei einem Turnier werden die auch streng beachtet." Und natürlich will eine Mannschaft im Wettbewerb dann auch gewinnen. "Aber ohne Verbissenheit, sondern einfach weil es unheimlich spannend ist und super viel Spaß macht."

HOCHSCHULSPORT

Die Aufgabe des Allgemeinen Hochschulsports (AHS) ist, durch ein vielseitiges Angebot möglichst viele Studenten und Mitarbeiter für regelmäßige sportliche Betätigung zu gewinnen.

Dazu gibt es in Freiburg rund 70 Sportarten im Programm – von Aerobic bis Yoga, von Individualsportarten wie Leichtathletik bis zu Mannschaftssportarten wie Kanupolo, es gibt Entspannendes wie Progressive Muskelrelaxation, Kampfsport wie Aikido, Klettern ebenso wie Tanzen.

Gesicherte Zahlen gibt es keine, aber Gerson Pfaff, Leiter des Hochschulsportbüros der Universität, schätzt, dass jede Woche 3000 bis 4000 Menschen im Hochschulsport aktiv sind. Ein bis zwei Prozent davon sind keine Studenten, sondern Mitarbeiter aller Freiburger Hochschulen, an die sich das Angebot ebenso richtet wie an Mitarbeiter der Unikliniken.

Obwohl das Semester schon begonnen hat, können sich Teilnehmer bei gebührenpflichtigen Kursen noch nachmelden, sofern die nicht ausgebucht sind. Bei den gebührenfreien Kursen kann man jederzeit dazustoßen.

Weitere Infos gibt’s auf der Homepage http://www.hochschulsport.uni-freiburg.de – und außerdem eine Sportpartnerbörse, zum Beispiel für Leute, die noch einen Laufkumpanen suchen.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. Oktober 2010: PDF-Version herunterladen

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