Account/Login

"Hingabe und Begeisterung"

BZ-Extra Redaktion

Von

Fr, 15. Dezember 2017

Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem früheren Boxmeister Kósa Géza.

Kósa Géza   | Foto: privat
Kósa Géza Foto: privat

Boxen ist nicht nur was für Schlägertypen. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem Leistungssport und dem Leben eines Boxers? Katharina Wirtz, Schülerin der Klasse 9a des Freiburger Berthold-Gymnasiums, hat den Ex-Boxer und ungarischen Meister Kósa Géza über die Herausforderungen des Boxens interviewt. Kósa Géza ist heute 73 Jahre alt und lebt in Pécs in Südungarn.

Zischup: Wann und wie haben Sie mit dem Boxen angefangen?
Géza: 1959 hat mich ein Klassenkamerad zum ersten Mal mit zu seinem Training genommen. Da es mir sofort gefallen hat, bin ich einfach dort geblieben. Von da an habe ich bei dem Sportverband PVSK von Pécs, meiner Geburtsstadt in Ungarn, geboxt, wo ich auch meine ganze Karriere lang geblieben bin.

Zischup: Wie hat sich Ihre Karriere aufgebaut?
Géza: Zwischen 1960 und 1972 habe ich selbst auf Meisterschaften gekämpft. Zu der Zeit hat man eine Sportart nicht wie heute bei Leistungssportlern üblich als Hauptberuf ausgeübt. Deshalb habe ich mein Geld bis zu meiner Rente in einer Werkstatt verdient. 1972 habe ich dann eine Trainerausbildung gemacht und habe selber fast 30 Jahre lang junge Boxer gefördert. Das Trainersein war für mich die schwierigste, aber gleichzeitig auch die schönste Aufgabe. Während meiner Karriere, also als ich noch selbst im Ring stand, habe ich insgesamt 110 Kämpfe absolviert und wurde nur einmal k.o. geschlagen. Mir hat der Sport extrem viel Spaß gemacht und es gibt nichts, was ich jetzt bereue oder anders machen würde.

Zischup: Viele Menschen behaupten, dass das Boxen einfach nur brutal sei und keinerlei Logik erfordere. Was denken Sie dazu?
Géza: Für einen Menschen, der nicht wirklich was von dem Sport versteht, sieht es wirklich aus wie eine Prügelei. Und etwas Brutalität ist auch dabei. Aber zum richtigen Boxen gehört eigentlich starker Wille, viel Können und Genauigkeit. Wer schon den ersten Schlag nicht aushalten kann, der kann auch kein Boxer werden. Wer seinen Geist von Gewaltabsicht blockieren lässt, kann keinen Kampf gewinnen, da man einen Scharfsinn für Logik haben muss. Es reicht nicht, im Ring zu schlagen und sich zu verteidigen, jeder Zug hat seine eigenen strengen Regeln. Man darf nur auf den Oberkörper, auf den Kopf und immer nur von vorne schlagen. Es gibt Punkte, die man besonders schützen muss, dazu gehören beispielsweise der Solar Plexus, das Herz und die Leber. Wenn solche Punkte getroffen werden, nennt man das K.o.-Schlag, wobei man in den meisten Fällen bewusstlos wird, und der Gegner immer gewinnt. Mir wurde öfters gesagt, dass ich eine gute Technik hätte und immer sehr fair und sportlich gewonnen hätte, was mir auch sehr wichtig war.

Zischup: Was haben Sie in ihrer Karriere alles erreicht? Und wann gab es für Sie einen Höhepunkt, bei dem Sie das schönste Gefühl hatten?
Géza: Anfangs habe ich ein paarmal auf Kreismeisterschaften Preise gewonnen. Mit 18 Jahren wurde ich dann Dritter bei der Junioren-Meisterschaft von Ungarn. Noch im selben Jahr, also 1962, habe ich den Meister in der Kategorie Herren von ganz Ungarn besiegt und wurde somit Erster bei der Meisterschaft. Am 21. Dezember 2015 wurde ich von dem Sportverband PVSK für jahrelange Dienste mit dem "Goldenen Ring" ausgezeichnet, etwa für meine Siege und der Arbeit mit Nachwuchsboxern. Mein persönlicher Höhepunkt war, als ich ungarischer Meister geworden bin. Das war einfach umwerfend.

Zischup: Was braucht man, um es so weit zu bringen?
Géza: Das Wichtigste ist, dass man den Willen hat, immer an sich zu arbeiten und weiterzumachen. Man muss auch eine Hingabe und Begeisterung für den Sport haben, und ein gewisses Talent gehört natürlich auch dazu. Denn es ist ja eigentlich ein Sport, bei dem von Anfang bis Ende auf einen eingeschlagen wird. Das klingt jetzt sehr brutal, aber wenn man nicht die ganze Zeit konzentriert dabei war und nicht den Willen dazu hatte, durchzuhalten, konnte man es auch nicht überstehen.

Zischup: Gab es auch Momente, in denen Sie mit Ihrer Karriere unzufrieden waren?
Géza: Klar gab es Momente, in denen ich mir bessere Leistungen erhofft hatte. Aber dann hieß es dort, wo man Fehler sieht, einfach weiterzuarbeiten. Und dann wird es besser. Das ist überall so.


Zischup:
Welche Konsequenzen Ihrer Boxkarriere sind heute spürbar?
Géza: Was ich merke oder was mir auch andere sagen ist, dass ich heute noch ein sehr aufmerksamer und geduldiger Mensch bin. Jedoch bin ich auch von den Krankheiten des Alters wahrscheinlich stärker betroffen als andere. Doch ich werde auch heute noch von Vielen auf der Straße begrüßt, mit denen ich früher zusammen Sport gemacht habe.

Zischup: Hatten Sie manchmal nicht auch Mitleid mit Ihrem Gegner?
Géza: Nein, das konnte ich nicht. Denn sobald ich Mitleid gezeigt hätte, hätte er mich besiegt. Ich tue meinem Gegner nicht leid, also darf er mir auch nicht leidtun. Das Boxen ist ein sehr harter Sport, ich durfte keine Sekunde lang Schwäche zeigen. Und ich habe auf meinen Gegner nie mehr eingeschlagen als nötig.

Ressort: Schülertexte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 15. Dezember 2017:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel