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"Ich bin ohne Vater aufgewachsen"

  • Fr, 19. Dezember 2014
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Edmund Zimmermann über seine Kindheit nach dem Krieg.

Edmund Zimmermann feiert bald seinen 75. Geburtstag. Seine Enkeltochter Antonia Robert, Schülerin der Klasse 8a der Bad Säckinger Werner-Kirchofer-Realschule, hat ihn über seine Kindheit während und nach dem Zweiten Weltkrieg befragt, die alles andere als unbekümmert war. Zimmermann lebt in Ebringen.

Zischup: An was erinnerst du dich aus deiner Kindheit?
Zimmermann: Zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen gehört das gemeinsame Spielen mit meinen Cousinen. Ich hatte nämlich keine eigenen Geschwister.
Zischup: Und was waren die schlimmsten Erlebnisse in Deiner Kindheit, immerhin bist du ja im Zweiten Weltkrieg auf die Welt gekommen?
Zimmermann: Leider bin ich ohne Vater aufgewachsen. Er ist im Zweiten Weltkrieg gefallen, und als er starb, war ich noch so klein, dass ich mich noch nicht einmal an ihn erinnern kann. Ich war auch noch ziemlich klein, als dann auch noch meine Mutter krank wurde. Meine Patentante hat uns beide dann versorgt, da meine Mutter bettlägerig wurde und dann auch gar keine Hausarbeit mehr erledigen konnte. Und ich war gerade mal 19 Jahre alt, als dann auch noch meine Mutter starb.
Zischup: Musstest du daheim viel mit anpacken?
Zimmermann: Als Kind musste ich im landwirtschaftlichen Betrieb viel helfen. Das war eine körperlich anstrengende Arbeit. Ich musste Traktor fahren und in den Reben arbeiten. Und das auch bei schlechtem Wetter.
Zischup: Wie war für dich die Schule?
Zimmermann: Im Winter mussten wir Schüler immer zuerst Holz holen, damit das Schulzimmer auch geheizt werden konnte. In meiner Klasse waren wir über 40 Schüler. Und unser Lehrer hat alle Fächer unterrichtet. Das Schulleben war mit 15 Jahren beendet. Wir hatten auch keine Hefte, geschrieben wurde mit Kreide auf kleinen Tafeln.

"Anders als heute

war das Freizeitangebot

nicht sehr groß"
Zischup: Hast du in deiner Jugend eigentlich irgendeine Ausbildung gemacht?
Zimmermann: Früher gab es auf dem Land keinerlei Möglichkeiten, eine Ausbildung zu machen. Was es gab, war eine Ausbildungsschule, in die man ein bis zwei Tage die Woche gehen konnte. Und in den Wintermonaten, also von Dezember bis März, konnte man einen Unterkurs oder einen Oberkurs in der Landwirtschaftsschule in Freiburg besuchen. Diese Schule wurde bei uns Winterschule genannt.
Zischup: Was hast du in deiner Freizeit gemacht?
Zimmermann: Ich habe gerne und viel Fußball gespielt, war Ministrant und später dann auch in der Feuerwehr. Anders als heute war das Freizeitangebot damals längst nicht so groß.
Zischup: Würdest du deinen Beruf wieder wählen?
Zimmermann: Ja, ich war sehr gerne Landwirt. Mein Beruf hat mir immer sehr, sehr großen Spaß gemacht. Es war zwar körperlich anstrengend, aber die Arbeit in der Natur war sehr abwechslungsreich. Außerdem war für mich auch von Vorteil, dass ich immer bei meiner Familie sein konnte. Ich hatte stets meine Frau und meine vier Kinder bei mir. Das hat mir gefallen.
Zischup: Wann hast du eigentlich geheiratet?
Zimmermann: Das war am ersten März 1962. Ich habe drei Töchter und einen Sohn, sechs Enkeltöchter und zwei Enkelsöhne.
Zischup: Welche Arbeiten hast du am liebsten gemacht?
Zimmermann: Im Sommer die Arbeiten in den Reben und in den Obstanlagen. Vor allem das Kirschenpflücken habe ich gerne gemacht. Und im Winter das Holzmachen.
Zischup: Warst du denn in deinem Leben auch mal im Urlaub?
Zimmermann: Nein, wir hatten gar kein Geld dazu. Wir haben aber sonntags häufig schöne Ausflüge mit den Kindern gemacht.
Zischup: Dir vielen Dank für das Interview!

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 19. Dezember 2014: PDF-Version herunterladen

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