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"Ich habe einfach mal angefangen"

  • Maximilian Landmann, Klasse 4, Hermann-Brommer-Schule (Merdingen)

  • Fr, 30. November 2018
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Tobias Landmann, der alemannische Theaterstücke für die Landjugend Merdingen schreibt.

T. Landmann   | Foto: Privat
T. Landmann Foto: Privat

Ich bin Zisch-Reporter Maximilian Landmann aus der vierten Klasse der Hermann-Brommer-Schule in Merdingen. Da ich mich sehr für alemannische Theaterstücke interessiere, habe ich mit meinem Papa Tobias Landmann ein Interview geführt. Er ist Autor vieler alemannischer Theaterstücke, die er mit der Theatergruppe der Landjugend Merdingen aufgeführt hat. Aktuell hat er wieder ein Stück geschrieben, das im nächsten Jahr aufgeführt wird.

Zisch: Seit wie vielen Jahren bist du schon bei der Theatergruppe der Landjugend Merdingen dabei?
Landmann: Ich bin schon 40 Jahre dabei.
Zisch: In welchem Bereich warst du als Erstes tätig und wie ging es weiter?
Landmann: Zuerst wollte ich unbedingt auf die Bühne, das war mir damals ganz wichtig. Das erste Stück, bei dem ich mitgespielt habe, hieß "S’Chreesewässerle". Später war ich dann abseits der Bühne als Autor und Regisseur dabei.
Zisch: Mit wie vielen Jahren hast du dein erstes Theaterstück geschrieben? Und wie bist du auf die Idee gekommen?
Landmann: Mein erstes Theaterstück habe ich mit 36 Jahren geschrieben. Ich hatte damals gar nicht vor, so etwas zu schreiben. Die Idee kam, als die Landjugend damals zum 75-jährigen Jubiläum ein großes Fest ausgerichtet hat. Es hat mich sehr begeistert, mit wie viel Enthusiasmus alle dabei waren, dieses Fest zu bewältigen. So kam es, dass ich am Montagabend auf diesem Fest war und am Dienstagabend spontan begonnen habe mein erstes Stück zu schreiben: "Das Jubiläumsstück", bei dem es auch um ein Vereinsjubiläum geht. Das Landjugendfest war also die Inspiration für mich.
Zisch: Hast du von da an jedes Jahr ein Stück geschrieben?
Landmann: Ja, von da an habe ich jedes Jahr ein Stück geschrieben, bis vor acht Jahren, da habe ich das vorerst letzte eigene Stück aufgeführt.
Zisch: Warst du in Deutsch ein guter Schüler?
Landmann: In der Schule war ich in Deutsch nicht sehr gut. Erst später durch das Schreiben bin ich besser geworden. Je mehr ich geschrieben habe, desto sicherer wurde ich auch in der Grammatik.
Zisch: Wann und wie hast du gemerkt, dass du Talent zum Schreiben hast?
Landmann: Das merkt man recht früh, aber man kann es sich eigentlich nicht vorstellen. Als ich dann aber das erste Mal auf der Bühne stand und mitspielte, war mir klar, dass ich irgendwann selbst ein Stück schreiben möchte.
Zisch: Wie viele Stücke hast du bisher geschrieben?
Landmann: Mit dem neuen Stück sind es insgesamt zwölf Stücke, die ich geschrieben habe.
Zisch: Warum schreibst du die Stücke in Alemannisch?
Landmann: Weil es mir ganz wichtig ist, dass die alemannische Sprache, vor allem das für Merdingen typische Alemannisch, erhalten bleibt. In meinen Stücken kann man irgendwann mal nachlesen, wie in Merdingen früher gesprochen wurde. Es ist immer wieder etwas davon enthalten, wie ich es als kleiner Junge auf der Straße gehört habe.
Zisch: Sind deine Stücke ernst oder lustig?
Landmann: Natürlich lustig. Ich habe mir zwar auch schon vorgestellt, mal ein ernsthaftes Stück zu schreiben, aber eigentlich bin ich immer wieder bei den lustigen Stücken gelandet. Es muss Spaß machen beim Schreiben, beim Proben und bei der Aufführung. Nur dann ist es für mich eine richtige Freude.
Zisch: Wurden deine Stücke nur in Merdingen aufgeführt?
Landmann: Nein, einige Stücke von mir sind auch schon in anderen Gemeinden aufgeführt worden. Sechs Stücke werden von einem Theaterverlag verlegt, diese wurden bereits von Südtirol bis Norddeutschland aufgeführt.
Zisch: Welches Stück gefällt dir am besten?
Landmann: Das kann man gar nicht so ganz genau sagen. Aber vielleicht "Der ganz normale Wahnsinn", das ist auch das Stück, das über den Verlag am meisten verkauft und aufgeführt wird.
Zisch: Wie lange brauchst du, um ein Stück zu schreiben?
Landmann: Das kommt darauf an: Das neue Stück zum Beispiel ist ein Zweiakter, das bekommt man so etwa in drei Monaten hin. Für einen Dreiakter braucht man etwas länger. Da muss man etwas mehr konstruieren, um im ersten und zweiten Akt die Spannung aufzubauen und dann im dritten Akt die Auflösung oder die Erklärung zu geben. Das kann dann schon ein halbes Jahr gehen.
Zisch: Wie kam es zu dem neuen Stück?
Landmann: Eigentlich konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass ich so etwas noch einmal schreiben kann. Die achtjährige Pause kam daher, dass ich zwei Kinder bekommen habe und da keine Zeit mehr zum Schreiben war. Aber trotz aller Zweifel hat es mich dieses Jahr aus irgendeinem Grund umgetrieben, so dass ich mich hingesetzt habe und angefangen habe zu schreiben.
Zisch: Wie heißt denn das neue Stück und worum geht es?
Landmann: Das neue Stück heißt: "Hospital Wilhelmslust". Es spielt in einem kleinen Krankenhaus auf dem Land. In diesem Stück sind viele eigene Erfahrungen mit Krankenhäusern eingeflossen, zum Beispiel durch meinen Krankenhausaufenthalt nach einer Hüft-Operation im letzten Jahr.
Zisch: Freust du dich schon auf die Proben und wann wird das neue Stück aufgeführt?
Landmann: Das Stück wird am 4. und 5. Januar von der Laienspielgruppe der Landjugend Merdingen in Merdingen aufgeführt. Ich freue mich sehr auf die Proben, vor allem darauf, dass andere das spielen, was man selbst geschrieben hat. Dann erst wird deutlich, ob alles stimmig ist und ob alle Zusammenhänge beim Spielen klar herauskommen.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 30. November 2018: PDF-Version herunterladen

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