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"Ich hätte nicht gedacht, dass mein Buch so gut ankommt"

  • Do, 10. März 2005
    Zisch

JUZ-INTERVIEW mit dem 18-jährigen Krimiautor Matthias Fervers, der sein Buch "Die Schülerfete" dieser Tage gar auf der Leipziger Buchmesse vorstellt.

Der 18-jährige Jurastudent Matthias Fervers aus Denzlingen hat den Jugendkrimi "Die Schülerfete" veröffentlicht: In einem Chatroom wird ein Mord auf einer Party angekündigt. Der Mord passiert tatsächlich und Sally macht sich auf die Suche nach dem Mörder. JuZ-Mitarbeiterin Maria Hörl sprach mit Matthias über Deutschunterricht und "normale" Jugendliche.

JuZ: Hast du das Buch nach einem speziellen Erlebnis geschrieben?
Matthias Fervers: Nein. Es war eher so, dass ich oft gedacht habe, setz dich mal hin und fang einfach an. Und als ich mich dann drangesetzt habe, ging das Schreiben ganz von selbst.

JuZ: Ist es das erste Buch, das du geschrieben hast?
Matthias: Nein, ich hab' schon fünf Krimis und einen Science-Fiction-Roman geschrieben. "Die Schülerfete" ist allerdings meine erste Veröffentlichung.

JuZ: Wer durfte das Buch als Erstes lesen?
Matthias: Meine jüngere Schwester.

JuZ: Haben deine Deutschlehrer dein Talent zum Schreiben entdeckt?
Matthias: (Schüttelt den Kopf) Nein. Deutsch habe ich nie wirklich gemocht, besonders in der Oberstufe nicht mehr. Die Arbeiten, die man dort schreiben muss, haben wenig damit zu tun, etwas Eigenes zu schaffen. Es geht dabei meiner Meinung nach viel mehr darum, das zu schreiben, wovon man hofft, dass der Lehrer es hören will.

JuZ: Wie viele Exemplare von der "Schülerfete" hast du bereits verkauft?
Matthias: Das Buch wurde in der ersten Auflage 500-mal gedruckt. Die sind fast verkauft und die zweite Auflage ist schon in der Mache.

JuZ: Wieso liegt dir das Schreiben?
Matthias: Mein Vater ist freischaffender Komponist, vielleicht habe ich die künstlerische Ader von ihm geerbt. Aber ich bin der erste Schriftsteller bei uns.

JuZ: Tauchst du in dem Buch auf?
Matthias: Das Buch hat keine autobiografischen Züge. Man kann auch keine Person aus meinem direkten Freundeskreis wiederfinden.

JuZ: Du schreibst über "normale" Jugendliche. Bist du ein normaler Jugendlicher?
Matthias: Gute Frage (lacht). Also, ich hab' zwar schon Gegenteiliges gehört, aber ich seh' mich eigentlich schon so.

JuZ: Den Jugendlichen deines Buches erscheint eine heile Welt unmöglich. Glaubst du an eine "heile Welt"?
Matthias: Nein, ich glaube nicht daran. Ich glaube, dass das Jugendalter eine Phase ist, in der die Stimmung sehr stark schwankt. Wenn man die heile Welt erlebt, dann eigentlich nur als eine Fassade, von der man zumindest ahnt, dass sie bald einstürzen wird.

JuZ: Du schreibst aus der Sicht eines Mädchens. Woher kannst du das so perfekt?


"Ich spiele Klavier und gehe fünfmal pro Woche ins Fitnesscenter." Matthias Fervers, Autor

Matthias: Es könnte daran liegen, dass Mädchen schon immer zu meinem Freundeskreis gehört haben. Und es ist natürlich schon interessant, da mal so ein paar Fragen zu stellen, um rauszufinden, wie Mädchen eigentlich ticken.

JuZ: Du schreibst, wer Kind ist, will erwachsen sein, und wer erwachsen ist, will wieder Kind werden. Geht's dir auch so?
Matthias: Ich bin froh, ein junger Erwachsener zu sein. Es gibt für mich eher selten, aber doch hin und wieder auch Augenblicke, in denen ich glaube, als Kind war es doch am schönsten.

JuZ: Sobald Sally ihr Ziel erreicht hat, ist sie nicht mehr zufrieden und sie will mehr. Geht das allen so?
Matthias: Ich glaube, dass es in der menschlichen Natur liegt, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was man hat. Man sieht Leute, die etwas besser können als man selbst, und das nimmt einem die Zufriedenheit. Über das, was normal ist, kann man sich nicht mehr freuen und es macht einen unglücklich, dass man etwas anderes nicht hat.

JuZ: Wie ging es dir nach der Veröffentlichung des Krimis?
Matthias: Es war sehr schön, auf der Straße angesprochen zu werden: "Hey, bist du nicht der, der das Buch geschrieben hat?" Am schönsten war meine erste Lesung in einer Schule am Bodensee. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich in so eine nette und interessierte Klasse kommen würde und dass mein Buch so gut ankommt.

JuZ: Hast du literarische Vorbilder?
Matthias: Nein, eigentlich nicht. Ich glaube auch nicht, dass das gut wäre. Ich will meinen eigenen Stil und nicht irgendetwas nachmachen.

JuZ: Welches Buch liest du gerade?
Matthias: Hmm. Ich lese gerade Jurabücher. Natürlich kann sie andere Literatur nicht ersetzen, aber ich bin es nicht gewöhnt, mehrere Stunden pro Tag über Büchern zu sitzen, daher lastet mich das im Moment schon aus.

JuZ: Was machst du außer schreiben?
Matthias: Ich spiele Klavier, gehe fünfmal pro Woche ins Fitnesscenter, gehe gerne ins Kino, gehe abends mit Freunden weg und natürlich auf Partys.

JuZ: Willst du das Schreiben eigentlich zu deinem Beruf machen?
Matthias: Vom Schreiben kann man ja leider heute nicht mehr leben, deshalb muss ich es als Nebenjob betrachten. Ich will auf jeden Fall weiter schreiben, das kriege ich neben dem Studium unter.


"Die Schülerfete", von Matthias Fervers, C. V. Traumland-Verlag, ca. 13,90 Euro

Lesung am Dienstag, 15. März, im Jugendzentrum in Waldkirch.

Buchvorstellung auf der Leipziger Buchmesse am 18. März.

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 10. März 2005: PDF-Version herunterladen

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