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"Ich konnte doch noch zeigen, was in mir steckt"

Georg Gulde
  • Do, 27. Juli 2017
    Leichtathletik

BZ-INTERVIEW mit dem Offenburger Sprinter Milo Skupin-Alfa, der Staffel-U-20-Europameister ist und dessen Ziel die Teilnahme an Olympischen Spielen ist.

OFFENBURG. Für die LG Offenburg starten nicht nur Weltklasse-Speerwerfer. Es gibt auch einen hochtalentierten Sprinter, der am vergangenen Wochenende bei der U-20-Europameisterschaft im italienischen Grosseto Startläufer der deutschen 4x100-Meter-Staffel war, die in 39,48 Sekunden die Goldmedaille gewann: der 18-jährige Milo Skupin-Alfa. Mit ihm sprach Georg Gulde.

BZ: Am Freitag wurden Sie im Einzel über 100 Meter Achter, am Sonntag mit der Sprintstaffel Europameister. War die EM für Sie eine Achterbahn der Gefühle?
Skupin-Alfa: Das kann man so sagen. Ich bin zwar mit der achtbesten Zeit aller Teilnehmer angereist, insofern darf ich nicht zu sehr enttäuscht sein. Aber nach dem Einzelfinale war ich dann doch niedergeschlagen, wollte nur noch in der italienischen Sonne liegen und abschalten. Die Staffelrennen am Sonntag haben mich jedoch motiviert. Dort waren wir mit der besten Zeit angereist, hatten die beste Vorlaufzeit erreicht und sind im Finale der Favoritenrolle gerecht geworden. Am Schluss freuten wir uns riesig und waren sehr erleichtert. Und als Startläufer konnte ich doch noch zeigen, was in mir steckt. Mehr auf jeden Fall, als ich im Einzel gezeigt habe.
BZ: War das Ihr bisher größter sportliche Erfolg?
Skupin-Alfa: Ja – zusammen mit dem sechsten Rang im Einzel vor zwei Jahren bei der U-18-Weltmeisterschaft.
BZ: Was steht nun an in Ihrer sportlichen Laufbahn? Und welche langfristigen Ziele haben Sie?
Skupin-Alfa: Ich werde im Herbst an den Olympiastützpunkt Stuttgart wechseln und dort unter Trainer Marlon Odom üben, bisher waren ja meine Eltern meine Trainer. An der Uni Stuttgart habe ich mich für den Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik beworben, denn ich finde es wichtig, neben dem Sport ein zweites Standbein aufzubauen. Fernziel ist die Teilnahme an Olympischen Spielen. Für 2020 wird’s schwierig, wahrscheinlicher erscheint mir ein Start 2024. Es ist aber ein langer Weg bis dahin. Meine persönliche Bestzeit liegt bei 10,43 Sekunden über 100 Meter. Selbst um in die Staffel zu kommen, muss ich noch zwei bis drei Zehntel schneller werden.
BZ: 2007, als Sie acht Jahre alt waren, gewann Usain Bolt mit Silber über 200 Meter seine erste WM-Medaille, ein Jahr später war er der Star der Olympischen Spiele in Peking? Welchen Einfluss hat er auf Ihre Entwicklung genommen?
Skupin-Alfa: Einen erstaunlich geringen. Ich habe zwar früh in einer Kindergruppe ein bisschen Leichtathletik betrieben. Aber als Bolt ein Star wurde, hatte ich fast nur Fußball im Kopf. Erst 2012/2013 habe ich die Leichtathletik neu entdeckt und dann langsam angefangen, sie intensiv auszuüben.
BZ: Sie haben im Frühjahr Ihr Abitur gemacht am Oken-Gymnasium in Offenburg. Hatten Sie 15 Punkte in Sport?
Skupin-Alfa: Im praktischen Teil ja. Der theoretische Teil ist leider nicht ganz so gut ausgefallen, sodass ich eine Gesamtsportnote von 14 Punkten erreicht habe.
BZ: Im Einzelsport Leichtathletik überraschen die 15 Punkte nicht, aber wie waren Sie im Teamsport?
Skupin-Alfa: Ich habe Fußball, Handball und Basketball gespielt – und der zuletzt genannte Teamsport war auch der, den ich für die Prüfung ausgewählt habe. Wie gesagt, die Praxis war gar kein Problem.
BZ: Sie tragen einen ungewöhnlichen Namen. Wie kam der zustande?
Skupin-Alfa: Die Vornamen der männlichen Nachkommen meiner Familie beginnen mit einem M, das scheint ein Tick zu sein. Mein Vater heißt Marcus, meine jüngeren Brüder Magnus und Malik. Der Nachname hat auch seine eigene Geschichte. Mein Vater ist in Togo geboren und hieß Marcus Alfa. Aufgrund einer Operation kam er als Kind nach Deutschland, wurde adoptiert und nahm dann noch den Nachnamen der Adoptivmutter an. Das Skupin, ein Name mit Wurzeln im Oberschlesischen, kommt also von seiner Adoptivmutter.

Milo Skupin-Alfa (18) ist einer der talentiertesten deutschen Sprinter. Seine Eltern Natalie Glock und Marcus Skupin-Alfa waren auch in der deutschen Spitzen-Leichtathletik aktiv. Milo Skupin-Alfa, der drei jüngere Geschwister hat, lebt mit seiner Familie in Offenburg-Griesheim.

Alle Serienbeiträge finden Sie unter: http://mehr.bz/badeninbewegung

Ressort: Leichtathletik

Dossier: Baden in Bewegung

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