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,,Ich möchte kein Hartz IV haben"

  • Fr, 09. Dezember 2011
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Mona, die als Obdachlose mit ihrem Hund Lizzy auf Freiburgs Straßen lebt.

Was machen Obdachlose in der kalten Jahreszeit? Das wollten Fatma Maatouk und Alexandra Ziegler, Klasse 8 a der Jengerschule Ehrenkirchen, wissen. Sie haben sich in der Freiburger Innenstadt umgesehen und Mona getroffen (Name von der Redaktion geändert). Sie saß mit ihrem Hund in der Rathausgasse auf einer Eingangsstufe, manche Passanten warfen Geld in ihr Körbchen.

Zischup: Wie alt sind Sie?
Mona: Ich bin 30 Jahre alt.
Zischup: Haben Sie Familie?
Mona: Ja, ich habe fünf Kinder. Vier leben in Pflegefamilien, die sehe ich aber regelmäßig. Und eins, das jüngste, das ist vor einem Monat auf die Welt gekommen und liegt noch im Krankenhaus. Mein Mann ist im Gefängnis. Und mit dem Rest meiner Familie bin ich sehr zerstritten.
Zischup: Wie ist Ihr Alltag so als Obdachlose?
Mona: Erstmal muss ich jeden Morgen zum Arzt, da ich sehr krank bin. Dann gehe ich zu meinem jüngsten Sohn ins Krankenhaus, und den Rest vom Tag sitze ich irgendwo, so wie hier in der Rathausgasse, entweder alleine oder mit anderen Obdachlosen.
Zischup: Wie lange leben Sie schon auf der Straße?

Mona: Ich lebe schon sehr lange auf der Straße, um genau zu sein, jetzt insgesamt drei Jahre.
Zischup: Wie kam es dazu, dass Sie obdachlos geworden sind?

Mona: Erst wurde ich sehr krank, und als ich dann krank war, konnte ich nicht mehr arbeiten. Und als ich nicht mehr arbeiten konnte, konnte ich auch die Miete nicht mehr zahlen, und so gab es eine Wohnungsräumung.
Zischup: In Ihrem Korb da liegen Münzen. Wie viele Einnahmen haben Sie pro Tag?
Mona: Normalerweise so zwischen sieben und zehn Euro, aber es gab schon den Fall, dass ich abends sehr viel hatte, so rund 40 bis 50 Euro.

Zischup: Was machen Sie im Winter, wenn es sehr kalt wird? Werden Sie ins Obdachlosenheim gehen?

Mona: Nein, ich werde nicht ins Obdachlosenheim gehen. Ich werde mir einfach viele Decken, einen dicken Schlafsack und eine sehr dicke Jacke besorgen. Und mein Hund Lizzy wird mich auch noch wärmen.

Zischup: Warum beantragen Sie nicht einfach Hartz IV und mieten sich dann eine Wohnung?
Mona: Ich möchte kein Geld, das man mir nicht freiwillig gibt! Ich möchte, dass die Leute mir das Geld von sich aus geben, denn ich mag es nicht, die Leute zu zwingen. Wenn mein Mann wieder zurück ist, fangen wir zusammen von Null an.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 09. Dezember 2011: PDF-Version herunterladen

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