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Zischup-Interview

"Ich wollte nur ein paar Jahre bleiben"

  • Ines Dias Machado, Klasse 8d, Kolleg St. Sebastian & Stegen

  • Do, 10. August 2017, 12:09 Uhr
    Schülertexte

Mit 28 Jahren kam der Portugiese Francisco Magalhaes da Silva 1971 nach Deutschland. Und ist geblieben. Ines Dias Machado hat den aus Porto stammenden Magalhaes da Silva viele Fragen gestellt.

Francisco Magalhaes da Silva   | Foto: privat
Francisco Magalhaes da Silva Foto: privat
Zischup: Wie war das Leben früher in Portugal?
Magalhaes: Das Leben war sehr schwer. Man sagt immer, es gab damals zu wenig Arbeit, jedoch hatte ich immer viel zu arbeiten. Das Gehalt war aber sehr niedrig.
Zischup: Aus welchem Grund wollten Sie auswandern?
Magalhaes: Der Grund, weshalb ich ausgewandert bin, ist, dass ich ein Auto kaufen wollte. Ich wollte nur ein paar Jahre hier in Deutschland sein. In Deutschland, das wussten wir in Portugal alle, konnte man viel Geld verdienen. Es waren die Jahre des Wirtschaftsbooms. Ich bin dann geblieben, weil es mir hier in Deutschland sehr gut gefallen hat.
Zischup:Wie kam es zur Auswahl des Zieles?
Magalhaes: Ich hatte einen Schwager in Freiburg, ich bin zu ihm gegangen.
Zischup: Was haben Sie von Portugal aus geplant?
Magalhaes: Ich habe nichts geplant.

Zischup: Wer hat Ihnen hier in Deutschland geholfen?
Magalhaes: Mein Schwager und meine portugiesischen Arbeitskollegen haben mir sehr geholfen.
Zischup:Wie waren Ihre ersten Wochen?
Magalhaes: Meine ersten Wochen waren sehr schlimm. Ich arbeitete viele Stunden am Tag. Als ich abends nach Hause kam, war ich sehr müde. Ich hatte dann keine Zeit abends noch mit meiner Frau, die damals noch in Portugal lebte, zu telefonieren. Dann schlief ich nur ein paar Stunden und musste schon wieder aufstehen.
Zischup: Wo haben Sie am Anfang gearbeitet?
Magalhaes: Das erste Jahr habe ich in einer Fabrik in Teningen gearbeitet, in der man Häuser in einer Werkstatt gebaut und sie dann auf Grundstücken wieder aufgebaut hat. Danach habe ich in einer Fabrik neben dieser Fabrik gearbeitet.


Zischup:
Wie war der Weg nach Deutschland?
Magalhaes: Der Weg war sehr schwierig, weil ich mit dem Zug gefahren bin. Ich musste mit dem Zug nach Straßburg fahren und von dort aus dann nach Offenburg. Nach der langen Fahrt kam ich dann in Freiburg an. Die Fahrt war lang und mühsam. Außerdem konnte ich kein Deutsch, was mir viele Probleme am Bahnhof bereitete, da ich das richtige Gleis nach Freiburg nicht gefunden habe.
Zischup: Und die deutsche Sprache?
Magalhaes: Ich habe mich sehr schlecht gefühlt, ich verstand zu Beginn kein Wort. Als ich angefangen habe mit anderen Leuten zu reden, habe ich die Sprache immer besser verstanden.
Zischup: Und heutzutage, wo treffen sich die Portugiesen hier in Freiburg?
Magalhaes: Früher haben sie sich meistens sonntags in einem portugiesischen Verein getroffen. Danach trafen sie sich oft bei der Fabrik Rhodia in Freiburg, wo viele Portugiesen gearbeitet haben.

Zischup: Wie sieht es heutzutage in Portugal für junge Portugiesen aus?
Magalhaes: In Portugal sieht es sehr schlecht aus, weil es zu wenig Arbeit gibt. Die Wohnungen und Häuser sind sehr teuer. Außerdem gab es früher mehr Arbeitsplätze in den Fabriken, die jetzt aber durch Maschinen ersetzt wurden.
Zischup: Was finden Sie in Deutschland besser als in Portugal?
Magalhaes: Mir gefallen beide Länder sehr gut. Jedoch kann man hier besser leben. Die medizinische Versorgung ist zum Beispiel viel besser als in Portugal. Wäre die medizinische Versorgung in beiden Ländern die gleiche, dann wäre ich vielleicht wieder zurückgegangen. Denn in Portugal ist es ein Problem, in den Krankenhäusern angenommen und versorgt zu werden.
Zischup: Was würden Sie einem jungen Auswanderer empfehlen?
Magalhaes: Die jungen Auswanderer sollten realistisch sein und klein anfangen. Viele denken, dass sie sich gleich ein tolles Auto leisten und ein Haus kaufen können, wenn sie nach Deutschland kommen. Das ist aber nicht so.
Zischup: Was wünschen Sie sich jetzt für die Zukunft?
Magalhaes: Ich wünsche mir jetzt noch Gesundheit.

Ressort: Schülertexte

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