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"Ich wurde erst drei Mal gestochen"

  • Emma Klein, Klasse 4a, Thaddäus-Rinderle-Schule (Staufen)

  • Fr, 26. März 2021
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Imkerin Leopoldine Steindl über das Verhalten der Bienen im Winter und die Honigproduktion.

Leopoldine Steindl guckt in Imker-Schutzkleidung nach ihren Bienen.  | Foto: privat
Leopoldine Steindl guckt in Imker-Schutzkleidung nach ihren Bienen. Foto: privat

Leopoldine Steindl ist Imkerin und lebt in Staufen. Zisch-Reporterin Emma Klein aus der Klasse 4a der Thaddäus-Rinderle-Schule in Staufen hat sie interviewt.

Zisch: Wie und wann sind Sie zum Imkern gekommen?
Steindl: Das ist jetzt ungefähr zehn Jahre her. Ich bin dazu gekommen, weil mich Insekten schon immer interessiert haben, wie sie leben, sich fortpflanzen und so weiter. Die Bienen haben mich besonders fasziniert, weil es einen Nobelpreisträger gibt, der die Sprache der Bienen studiert hat. Der Mann ist ein Österreicher und heißt Karl von Frisch.
Zisch: Was genau macht ein Imker?
Steindl: Der Imker kümmert sich darum, dass die Bienen über das Jahr richtig geführt werden. Das ist ziemlich kompliziert. Denn die Bienen müssen über das ganze Jahr richtig betreut werden. Sie müssen immer genügend Futter vorfinden und genügend Platz haben, damit die Königin Eier legen und brüten kann. Weiterhin muss der Imker schauen, dass die Bienen nicht an Krankheiten sterben. Der Honig ist nicht das Wichtigste.
Zisch: Was machen Bienen im Winter?
Steindl: Im Winter gibt es nur eine Königin und den sogenannten Hofstaat. Der Hofstaat besteht nur aus weiblichen Bienen, männliche Bienen gibt es im Winter nicht im Bienenstock. Die Bienen leben die ganze Zeit in ihrem Bienenstock und wärmen einander. Sie fliegen im Winter nicht hinaus, weil sie sonst erfrieren und auch kein Futter finden würden. Sie leben von dem Honig, den sie den Sommer über gesammelt haben, und warten, bis die Temperaturen wieder wärmer werden. Sie kommen erst ab plus 13 Grad wieder raus und wenn es nicht regnet. In Ländern, wo es immer warm ist, oder es keinen Winter gibt, sind die Bienen immer draußen.
Zisch: Was passiert mit dem Honig, bis er ins Glas kommt?
Steindl: Die Honigproduktion beginnt mit dem Blütennektar. Das ist ein sehr dünnflüssiger Saft, den die Bienen aus blühenden Pflanzen, wie zum Beispiel Obstbäumen, holen. Der Saft wird von den Bienen aufgesaugt und in einer Wabe so lange konzentriert, bis er zu einer dicken Flüssigkeit wird. Fertiger Honig hat wenig Wasser. Wenn dieser Zustand erreicht ist, dann wird der Honig in der Wabe unter Wachs verschlossen und bleibt im Bienenstock. Der Honig wird dann vom Imker aus den Waben herausgeholt, indem die Waben geschleudert werden.
Zisch: Wie viele Bienen leben in einem Bienenstock?
Steindl: Im Winter sind es rund 8000 Bienen, im Sommer können es 60 000 bis 70 000 Bienen sein. Es gibt Arbeiterinnen, Drohnen- die männlichen Bienen – und eine Königin. Es gibt keinen König.
Zisch: Was bekommen die Bienen zu fressen, anstelle des Honigs?
Steindl: Wenn der Honig herausgenommen wurde, bekommen sie vom Imker Zuckersirup. Den Sirup kann man in Eimern kaufen. Im Winter isst ein Bienenvolk zirka zwölf Kilo Zuckersirup. Im Sommer versorgen sich die Bienen selbst.
Zisch: Wie lange lebt eine Biene?
Steindl: Wenn eine Biene nicht arbeitet, lebt sie vier bis fünf Monate. Wenn sie arbeitet, lebt sie gerade sechs bis acht Wochen. Eine Königin lebt drei bis fünf Jahre, denn sie bleibt immer zuhause.
Zisch: Wie oft wurden Sie schon gestochen?
Steindl: Nur drei Mal in zehn Jahren. Einmal mein Bein war so dick wie das von einem Elefanten. Es ist eben wichtig, sich gut zu kleiden. Das bedeutet, man braucht dicke Lederhandschuhe, einen Schleier vor dem Gesicht, eine Gewebejacke und lange Hosen.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. März 2021: PDF-Version herunterladen

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