Jens Drahonovsky arbeitet dort, wo es mehr Wölfe als Mediziner gibt – auf dem flachen Land an der polnischen Grenze. Hauptberuflich ist er Landarzt und – betreibt dazu noch einen Laden.
Jens Drahonovsky käme im Leben nicht auf die Idee, seine ärztliche Zulassung zu verbrennen, so wie Doktor Günter Krause aus Hainewalde das an einem Montag im vergangenen Herbst vorhatte. War der Mann wütend! "Macht doch euer’n Dreck alleene", hatte der geschrieben. Ganz wie vor 100 Jahren, als Friedrich August III., der letzte Sachsenkönig, abgetreten war. Danach wollte Krause mit seiner Approbation nach Dresden fahren und das Dokument dort öffentlich vor dem Haus der Kassenärztlichen Vereinigung anzünden – als Zeichen des Protests und der eigenen Kapitulation.
Was für ein Wahnsinn, hatte der Mann über das Dasein als Landarzt geklagt, all diese Medizinalbürokratie und Honorarbeschneidungen. Ein Vierteljahr ist das her. Doktor Krause hat seine Zulassung noch. Er hat sie nicht angezündet. Das sächsische Sozialministerium und die ...