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Norwegen

In Oslo entsteht ein Highway für Hummeln

André Anwar
  • Di, 23. Juni 2015, 06:00 Uhr
    Panorama

Mit dem ersten Hummel-Highway der Welt erhofft sich Oslo, dass sich die für das Ökosystem wichtigen Tiere erholen werden. Auch die Bevölkerung wird eingebunden.

Hummeln brauchen Futter.  | Foto: dpa
Hummeln brauchen Futter. Foto: dpa
Das bergige Norwegen ist bekannt für seine ambitionierten Verkehrsprojekte. So soll etwa ein unterirdischer Megatunnel für Hochseeschiffe unter der Halbinsel Stadlandet entstehen. Von ganz anderer, aber dafür wohlriechender Natur ist ein Verkehrsprojekt der Stadt Oslo. Die baut derzeit den ersten Hummel-Highway der Welt.

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Hummeln und andere bestäubende Insekten wie Bienen tragen im Ökosystem eine zentrale Verantwortung für die Befruchtung der Pflanzenwelt. Vor allem in Großstädten sind die nützlichen Insektenkolonien jedoch vom Aussterben bedroht. In den Betonwüsten fehlt es ihnen an Nahrung in Form von nektarreichen Blumen. In den USA etwa warnen Umweltschutzorganisationen seit Jahren vor dem Aussterben der kleinen Flieger.

In Norwegen stehen sechs von insgesamt 35 heimischen Hummelarten vor dem Aus. Auch Bienen haben es immer schwerer. Oslo baut nun einen Korridor aus Fütterstationen vom Westen in den Osten der Hauptstadt. Alle 250 Meter kommt eine neue Station für Hummeln. "Die Idee ist, eine Route durch die ganze Stadt zu erschaffen, mit genügend Fütterstationen für die Hummeln", sagt Tonje Waaktaar Gamst von der Osloer Gartengesellschaft der Lokalzeitung Osloby. "Genügend Nahrung wird den Hummeln auch dabei helfen, die zunehmenden vom Menschen verursachten Umweltbelastungen anderer Art zu bewältigen."

Gamst und ihre Mitarbeiter haben auf der angepeilten West-Ost-Route für Hummeln auf Häuserdächern üppige Blumentöpfe angelegt. Die Stadt Oslo und private Unternehmen helfen ihr dabei. Auch die Bürger sollen in die Pflicht genommen werden. So wird dafür geworben, dass die Bewohner von Oslo hummelfreundliche Blumen auf Balkons und Dachterrassen anlegen sollen. Die seien schließlich auch schön anzusehen. Dazu hat die Tierschutzorganisation ByBi (Bienenstadt) gar eine Landkarten-App geschaffen. In der können die Stadtbewohner anhand von grauen Flächen sehen, wo es auf dem Hummelhighway noch Schlaglöcher gibt, also Nahrungsstationen fehlen.

Als Inspirationsquelle dient auch eine Fotoseite, auf der Bürger ihre hummel-freundlichen Blumenstationen veröffentlichen können. Die App soll "Bürger, Experten, Stadtteile, private Unternehmen und andere Organisationen" für die Rettung der Hummeln und Bienen zusammenbringen, sagt Koordinatorin Agens Melvaer von ByBi. Motivation und Wissen soll damit verbreitet werden. Besonders engagierten Bürgern wird erklärt, wie sie neben der Blumenbepflanzung auch Hummelkästen und Insektenhotels zimmern können.

Das Ganze ist nicht nur eine gut gemeinte Initiative einer wohlhabenden skandinavischen Stadt. Oslo könnte damit durchaus eine wichtige globale Vorbildrolle einnehmen, wie schon bei der großen Verbreitung von Elektroautos. Weltweit wird inzwischen davor gewarnt, dass das Aussterben von Hummeln und Bienen in großem Stil zu einer massiven Gefährdung der Nahrungsproduktion und großen Teilen des Ökosystems führen kann. Hummeln und Bienen ermöglichen laut Schätzungen durch die Bestäubung von Pflanzen ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion.

Hummeln gehören neben Honigbienen zu den wichtigsten Bestäuberinsekten. Ihre Temperaturunempfindlichkeit ermöglicht es ihnen, weitaus länger als Bienen auf Nahrungssuche zu sein. Eine Hummel kann täglich bis zu 18 Stunden herumfliegen und dabei rund 1000 Blüten anfliegen, um Nahrung zu suchen. Einige Pflanzenarten werden ausschließlich von langrüsseligen Hummeln während der Nektarentnahme bestäubt. Die Tiere bestäuben auch viele Obst- und Gemüsearten.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 23. Juni 2015: PDF-Version herunterladen

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