Im Norden Äthiopiens eskaliert die Gewalt. Soldaten begehen immer häufiger Gräueltaten an der Bevölkerung. Unser Reporter hat ein Krankenhaus besucht, in dem Ärzte nur das Notwendigste leisten können.
Im Hayder-Hospital der Hauptstadt der äthiopischen Tigray-Provinz Mekele geht es überraschend lebhaft zu. Rollstuhlfahrer im Teenageralter rasen durch die Gänge, in denen Patienten auf Matratzen auf dem Boden liegen: Dazwischen sitzen unversehrte junge Männer über ihre Smartphones gebeugt. Das Hospital ist einer der wenigen Orte in Mekele mit Internet-Empfang. Und Krankenhausdirektor Mussie Tesfay hat nichts dagegen, dass auch Studenten davon profitieren.
In einem Raum im dritten Stock des Hospitals sind fünf Betten mit blutjungen Patienten belegt: vier Jungs und ein 15-jähriges Mädchen, das in farbenfrohe Tücher gehüllt auf seinem Lager kauert. Beriha Gebray schaut apathisch vor sich hin: Ihr rechtes Auge ist auf die Hände in ihrem Schoß gerichtet, ihr linkes Auge gibt es nicht mehr. Die Ärzte haben ein Stück Haut von ihrem Hals auf die Augenhöhle ...