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Gamescom

Interview: "Computerspiele können rasch Sucht auslösen"

kna

Von kna

Fr, 07. August 2015 um 14:24 Uhr

Computer & Medien

Die Gamescom läuft – und eine Frage darf in dem Spektakel nicht zu kurz kommen: Wie süchtig machen Computerspiele und welche Strategien zur Bewältigung gibt es?

Virtuelle Realität mit Wow-Effekt: Auch das kann süchtig machen.  | Foto: dpa-tmn
Virtuelle Realität mit Wow-Effekt: Auch das kann süchtig machen. Foto: dpa-tmn

Anlässlich der Gamescom befragte Paula Konersmann von der Katholischen Nachrichten-Agentur den Psychotherapeuten und Buchautor Bert te Wildt von der Uniklinik Bochum zu Suchtgefahren bei Computerspielen und Strategien zu deren Bewältigung.

BZ: Derzeit läuft die Gamescom in Köln. Worauf sollten Besucher achten?

te Wildt: Ich bin auch in Köln, um mich zu informieren. Es geht nicht darum, Computerspiele zu verdammen, sondern darum, sie mit Herz und Verstand zu nutzen. Computerspiele gehören heute selbstverständlich zum Aufwachsen dazu. Man sollte aber darauf achten, dass Kinder nicht zu früh und zu viel spielen.

BZ: Im Kontext der Amokläufe vor einigen Jahren gab es Rufe, sogenannte Ballerspiele zu verbieten. Wäre das politisch gesehen eine Lösung?

te Wildt: Die Alterseinstufung von Spielen sollte nicht nur Inhalte, also Sex and Crime, einbeziehen, sondern vermehrt auch das Abhängigkeitspotenzial. Bei bestimmten Spielen wissen wir mittlerweile, dass sie besonders schnell abhängig machen können. Dazu gehören tatsächlich auch die Shooter-Spiele, die mittlerweile vor allem online gespielt werden. In diesem Punkt stehen wir im Rahmen des Fachverbands Medienabhängigkeit im Austausch mit der Bundesdrogenbeauftragten. Spiele, die abhängig machen können, sollten aus unserer Sicht erst ab 16 oder 18 Jahren zugelassen werden.

BZ: Was raten Sie Eltern und Schulen?
Wir brauchen mehr Medienpädagogik. Eltern müssen sich viel mehr dafür interessieren, was im Netz und in Spielen passiert. Auch in der Schule muss man sich fragen, wo digitale Medien sinnvoll eingesetzt werden können und wo eben nicht. Sowohl bei der Pädagogik zu Hause als auch in der Schule wäre auf jeden Fall mehr Aufklärung von Nöten.

Buch: Bert te Wildt: Digital Junkies - Internetabhängigkeit und ihre Folgen für unsere Kinder, Verlag Droemer, München 2015, 384 Seiten, 19,90 Euro.

Mehr zum Thema

BZ-Wissenschaftsredakteurin Katharina Meyer hat Bert te Wildt zu seiner Arbeit in der Medienambulanz interviewt: http://mehr.bz/tewildt
Homepage von Privat-Dozent te Wildt an der Uniklinik: http://mehr.bz/tewildt2

Großangelegte Serie der Badischen Zeitung für Eltern zu allen Themen rund um Internet, Computerspiele und digitale Welten: http://mehr.bz/elternwissen

Ausführliche Infoseite über Computerspielsucht: http://mehr.bz/pcspielsucht

In der Region Freiburg ist die Psychosoziale Beratungsstelle der evangelischen Stadtmission auf Computerspielsucht spezialisiert: http://mehr.bz/stadtmission

http://mehr.bz/spielsucht-tue

Studie für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über Forschungsbefunde zur Computerspielsucht: http://mehr.bz/studie-bmfsfj

Von der Berliner Charité-Klinik entwickelter Selbsttest zur Computerspielsucht http://mehr.bz/test-spielsucht

Ressort: Computer & Medien

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Fr, 07. August 2015:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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