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Hip-Hop-Festival

"Jam Down South": Tanzen eröffnet Jugendlichen neue Perspektiven

Miriam Jaeneke

Von

Mo, 01. Oktober 2012

Freiburg

Die Tänzerinnen tragen Hot Pants, schwarze Fliegen und nur aufgrund der kurzen Probenzeit keine High Heels: Die sieben 14- bis 20-Jährigen der Dance-Crew „Hitech“ präsentieren sich in ihrer Power-Performance mal sexy, mal in lässig-provokanter „Willst-du-was?“-Attitüde.

Souveräne Gewinnerinnen: „Hitech“ räumte ab.   | Foto: Thomas Kunz
Souveräne Gewinnerinnen: „Hitech“ räumte ab. Foto: Thomas Kunz

Sie sind eine der Streetdance-Gruppen, die am Samstag beim Hip-Hop-Festival "Jam Down South" im Haus der Jugend am Tanzwettbewerb teilnahmen. Und sie räumten zu Recht den ersten Platz ab.

"Andere Frauen versuchen hart zu tanzen – wir wollen weiblich wirken", erklärt die Tänzerin und Trainerin der Gruppe, Betsi Wumba Bisengo (19). Sie und ihre Schwester stammen aus dem Kongo, die anderen Tänzerinnen sind kolumbianischer, philippinischer oder vietnamesischer Abstammung. "Was uns verbunden hat, war das Tanzen", sagt Betsi Wumba Bisengo. Und Franklin Dickson aus der Jury erklärt: "Wir kommunizieren über Graffiti, Rapping, DJing und Tanz", die Elemente der Hip-Hop-Kultur – da braucht es kein perfektes Deutsch, um sich zu verstehen.

Und auch kein Geld: Pascal Nkongo (24), der moderiert, erzählt, dass die meisten Tänzer aus sozial schwachen Familien kommen, ganz wie in den Anfängen des HipHop Mitte der 70er in New York. Dort begannen Jugendliche, die Straße statt für Bandenkämpfe als Tanzfläche zu entdecken. "Durch das Tanzen können sie Aggressionen abbauen, negative Energie in positive verwandeln", sagt Pascal Nkongo. So hat er es auch selbst erlebt: "Früher habe ich auf der Straße rumgelungert, war in irgendwelche Schlägereien verwickelt, habe geklaut. Seit ich tanze, habe ich gar keine Zeit und Lust, meine Aggressionen woanders rauszulassen. Durch das Tanzen habe ich mich total geändert."

Er macht sowohl "Shows", also Gruppenauftritte, als auch "Battles". Dabei stehen zwei Tänzer auf der Bühne, jeweils einer ist in Aktion. Bei "Jam Down South" erstrecken sich die Battles bis in die Nacht: DJ ShamPoo lässt House, Hip Hop oder Breakdance-Musik aus den Boxen wummern. Und während sich die Tänzer mit absoluter Körperbeherrschung und der Elastizität von Schlangenmenschen drehen, fallen lassen, artistische Einlagen bieten, "die Musik leben", wie einer es formuliert, überträgt sich die Stimmung auf das Publikum.

Dieses könnte zahlreicher vertreten sein – auch für die angebotenen Workshops fanden sich zu wenige Teilnehmer. Für Organisatorin Ronja Posthoff vom Jugendbüro zählt jedoch, "dass die, die da sind, ihre Leidenschaft ausleben können". Ein Fazit dieses ersten Hip-Hop-Festivals, das Jugendliche sich gewünscht hatten, möchte sie noch nicht ziehen. Doch nicht nur der zuschauende David Retzel (28) findet die Veranstaltung eine gute Idee.


Ressort: Freiburg

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mo, 01. Oktober 2012:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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