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Keine Kohle zum Heizen, kein Unterricht in der Schule

  • Adrian Schaub, Klasse 9 d, Wilhelm-August-Lay-Schule & Bötzingen

  • Fr, 12. Mai 2017
    Schülertexte

Nicht nur Freiburgs Innenstadt, auch Bötzingen im Kaiserstuhl wurde im Zweiten Weltkrieg von Bomben getroffen.

Die Bomben zerstörten auch die Ludwigskirche in der Habsburgerstraße.  | Foto: hans-jürgen Oehler
Die Bomben zerstörten auch die Ludwigskirche in der Habsburgerstraße. Foto: hans-jürgen Oehler
Viele können sich so etwas Schlimmes gar nicht mehr vorstellen, so einen Weltkrieg. Ich muss zugeben, ich auch nicht, und ich bin auch froh darum, dass bei uns Frieden herrscht.

Aber mein Opa musste es noch miterleben, er war zwar noch klein, aber er kann sich trotzdem noch gut daran erinnern. Eugen Ambs aus Bötzingen war am 1. September 1939, am Tag, an dem der Krieg begann, gerade Mal zwei Jahre alt. Mit diesen zwei Jahren hat er natürlich noch nicht verstanden, was das Wort Krieg bedeutet. Als er älter wurde, sagt er, wurde dieses Wort für ihn selbstverständlich.

Sein Vater wurde direkt zu Kriegsbeginn zum Militär einbezogen. Als für meinen Opa 1943 die Schule begann, war es auch normal, dass man nicht wie heute den Lehrer mit einem "Guten Morgen" begrüßte, sondern mit "Heil Hitler". Viel Schule hatte er damals allerdings nicht, denn immer, wenn Soldaten im Dorf waren, brauchten diese das Schulgebäude. Und wenn die Kohle, die damals zum Heizen benutzt wurde, alle war, hatten sie auch keine Schule. Zumindest im Winter, denn dann konnte das Schulhaus nicht beheizt werden. Das war so extrem, dass sie in der zweiten Klasse nur auf ganze drei Wochen Schule kamen.

Der schlimmste Tag in der gesamten Kriegszeit war für meinen Opa, als alliierte Bomber die alte Sporthalle von Bötzingen bombardierten. Dort wurde das Essen für das Krankenhaus in Freiburg gekocht. Er sagte, die Bomber flogen so tief, dass man sogar die Piloten in den Maschinen sehen konnte.

Insgesamt hatte es aber seine Familie nicht so schwer getroffen wie andere, denn sein Vater und der Bruder seines Vaters sind beide aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt. Zum Glück. Als der Vater wiederkam und die Familie einen Hund hatte, fragte der Vater, wem dieser gehöre und dass dieser nicht mehr lang lebe, weil er ihn essen wolle. Natürlich wurde der Hund nicht gegessen, aber man sieht, wie schwer es für die Leute damals war. Und wie viel Hunger sie während und nach dem Krieg aushalten mussten.

Als der Krieg 1945 vorbei war, begann die Schule wieder. Aber nicht im Schulgebäude, denn das war von französischen Soldaten besetzt. Deshalb fand der Unterricht in zwei Gasthäusern statt, im Rebstock und im Löwen hatten jeweils vier Klassen jeden zweiten Tag in der Woche zwei Schulstunden Unterricht. Da mein Opa so wenig Schule hatte, musste er in der dritten Klasse sogar wieder Stoff aus der ersten Klasse lernen.

Ressort: Schülertexte

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